Deutsche Fußballnationalmannschaft: Endlich wieder Sturm-Optionen

Einen deutschen Torschützenkönig wird es auch in diesem Jahr nicht geben: Pierre-Emerick Aubameyang (Gabun, 23 Tore), Anthony Modeste (Frankreich, 22) und Bayern-Stürmer Robert Lewandowski (Polen, 21) liegen uneinholbar an der Spitze.
Und doch kann Bundestrainer Joachim Löw 15 Monate vor der WM Freude an der Bundesliga finden: Nach Jahren der lauen Luft ist der deutsche Sturm endlich wieder im Aufwind. Mario Gomez, Timo Werner oder Serge Gnabry ermöglichen Löw, am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD) in Dortmund gegen England entspannt sein Perspektivjahr anzugehen. Vor einem Jahr war das ganz anders. "Ich frage mich, wo der nächste Miroslav Klose ist", sagte Löw da. "Wo ist ein Stürmer, der im Zentrum spielt, der schnell ist, kopfballstark und torgefährlich?"
Den hat er heute immer noch nicht, vielleicht auch, weil er weiter Sandro Wagner (1899 Hoffenheim) außen vor lässt. Eine Entscheidung, die Sturm-Legende Klaus Fischer nicht verstehen kann. Der AZ sagt er: "Wagner wäre eine gute Option. Er und Gomez sind klassische Mittelstürmer. Und die brauchst du, weil sich die meisten Mannschaften gegen Deutschland hinten reinstellen."
Wagner wartet vergeblich
Doch Wagner wartet vergeblich auf eine Einladung – trotz zwölf Toren in der Liga. Der Bundestrainer setzt lieber auf den flinken Werner von RB Leipzig (14 Tore) und bescheinigt dem 21-Jährigen "das Potenzial zur Weltklasse". Für Werner kam die Nominierung überraschend. "Ich saß im Auto und musste aufpassen, das Lenkrad nicht zu verreißen. Ich kam vom Einkaufen und musste erstmal rechts ranfahren", berichtete er: "Wenn ich mein erstes Länderspiel machen darf, ist es eine Riesenehre."
Allerdings hat der pfeilschnelle junge Mann eine doppelte Bürde zu tragen. Für die vielerorts verhassten Leipziger zu spielen, und das womöglich auch noch in Dortmund, macht es nicht einfach – mit seiner ganz üblen Schwalbe gegen Schalke 04 vor drei Monaten hat er sich einen weiteren Stempel verpasst. "Ich habe mehrfach mitgeteilt, dass ich damals einen Fehler gemacht habe", klagte Werner nun in der "Welt am Sonntag": "Aber ich finde, dass man damit auch nicht allzu hysterisch umgehen sollte."
Serge Gnabry (10 Tore in der Bundesliga) hat bereits bewiesen, dass er eine interessante Alternative für Löw darstellt. Der 21-Jährige traf bei seinem Debüt gegen San Marino gleich dreimal. In dieser Länderspielwoche hätte der Stürmer von Werder Bremen für die U21 spielen sollen, sagte aber verletzungsbedingt ab. "Gnabry und Werner sind jung, talentiert und unheimlich schnell", sagt Fischer.
Bei Gomez kann es "jederzeit klingeln"
Und dann gibt es ja noch Gomez (9 Tore), der derzeit regelmäßig trifft. "Ich habe wieder das Gefühl, dass es jederzeit klingeln kann", sagte Gomez nach seinem Siegtor für den VfL Wolfsburg gegen Darmstadt 98 am Wochenende. Häufig wird Stürmern ja zugeschrieben, sie hätten ihr Näschen wiedergefunden – bei Gomez stimmt es: Er traf gegen Darmstadt mit der Nase. Der 31-Jährige durchlebt die Höhen und Tiefen eines Angreifers traditionell so intensiv wie kaum ein anderer. Zwischen "Jeder Schuss drin" und "Tor vernagelt" scheint es nichts zu geben.
Ein neuer Miroslav Klose ist dennoch nicht in Sicht. Oder wie es Klaus Fischer ausdrückt: "Wir bräuchten mal einen wie Robert Lewandowski."