Deschamps: Es lag auch am Deutschland-Spiel

EM-Gastgeber Frankreich weint um seine große Chance. Die Equipe tricolore hat das Finale gegen Portugal verloren und ihre nationale Mission nicht erfüllt. Trainer Didier Dschamps hatte die Gründe fürs Scheitern schnell parat.
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Schwerer Gang: Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps holt sich nach dem verlorenen EM-Finale seine Medaille ab.
dpa Schwerer Gang: Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps holt sich nach dem verlorenen EM-Finale seine Medaille ab.

Saint-Denis - Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps hat die Niederlage im EM-Finale gegen Portugal (0:1 n.V.) auch mit dem schweren Spiel gegen Deutschland im Halbfinale erklärt. "Es war sehr hart, so weit zu kommen. Wir haben sehr viel Energie in das Deutschland-Spiel gesteckt, wir hatten einen Tag weniger Pause als die Portugiesen", sagte Deschamps während der Pressekonferenz am späten Sonntagabend im Stade de France von St. Denis.

Die Equipe tricolore hatte die deutsche Mannschaft in einem intensiven Spiel am Donnerstag 2:0 besiegt. Die Niederlage im Endspiel der Heim-EM war für den Weltmeister von 1998 und Europameister von 2000 schwer zu verdauen. "Das ist grausam, schrecklich, so zu verlieren. Aber wir gratulieren Portugal zum Titel", sagte er. "Wir waren nicht gefährlich, nicht cool genug. Meine Spieler haben alles gegeben. Aber in den entscheidenden Momenten hat uns etwas gefehlt."

"Messerstich mitten ins Herz"

Nichts und niemand konnte Frankreichs gescheiterte Fußball-Helden trösten. Blaise Matuidi weinte hemmungslos, Didier Deschamps sprach von einer "grausamen, schrecklichen" Niederlage, und Antoine Griezmann wollte nur noch weg. Zu tief saß der Schmerz, zu qualvoll war das Scheitern in letzter Minute für eine ganze Nation.

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"Die Enttäuschung, auch für die Millionen französischen Fans, ist riesig", sagte Nationaltrainer Deschamps. Die Equipe tricolore wollte das Land mit dem Titel glücklich machen, stattdessen herrschten Fassungslosigkeit und Entsetzen von der Normandie bis an die Côte d'Azur.

"Es ist so frustrierend, das nervt und schmerzt", sagte Griezmann. Mit sechs Treffern wurde der 25-Jährige zwar bester Torschütze der EURO, seine Trophäe nahm er jedoch ohne Regung entgegen und verließ das Stade de France völlig enttäuscht um 1.01 Uhr als Erster. "Ich bin unglaublich enttäuscht, das war nicht unser Abend", sagte der Profi von Atlético Madrid.

Griezmann das Gesicht der Elf

Griezmann wurde im vergangenen Monat zum Gesicht einer jungen Mannschaft, er eroberte mit seinen Treffern die Herzen seiner Landsleute und soll der Star der neuen Generation werden. 18 Jahre nach dem WM-Sieg an gleicher Stelle verpassten es die Franzosen jedoch, in die Fußstapfen von Zinedine Zidane und den anderen Helden zu treten. Nach Jahren voller Skandale und Tiefschläge wieder einen Titel zu gewinnen, blieb ihnen verwehrt.

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"Natürlich gibt es Dinge, die man bereut, wenn man ein Finale verliert", sagte Matuidi, der seinen Emotionen wie kein Zweiter freien Lauf ließ. Der 29-Jährige vergoss bittere Tränen und war nur schwer wieder zu beruhigen. Doch tief in der Nacht sah der Mittelfeldspieler von Paris St. Germain auch etwas Positives: "Wir haben das französische Volk wieder zusammengebracht, ihnen Freude geschenkt. Die Menschen haben sich dank unserer Arbeit für Fußball begeistern lassen."

Frankreich ist von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krisen gezeichnet, die EM im eigenen Land lenkte zumindest für eine Weile davon ab. Und so wurde auch in der Fanzone unter dem Eiffelturm geweint, nachdem der Portugiese Éder mit seinem Treffer in der Verlängerung (109.) alle Titelträume beendet hatte.

40 Festnahmen nach Ausschreitungen

Einige verloren dabei auch die Nerven: Nach Ausschreitungen wurden 40 Personen festgenommen. "Eder hat den Traum zerbrochen. Es war ein Messerstich mitten ins Herz", urteilte die Sporttageszeitung L'Equipe, Le Courrier de l'Ouest schrieb: "Der blaue Traum ist zerplatzt. Das grausamste aller möglichen Enden."

Und "Le Parisien" befand: "Es war so grausam! Frankreich hat die EURO nicht gewonnen, aber wir glauben trotzdem, dass eine neue Mannschaft geboren ist."

 

 

Davon geht auch Didier Deschamps aus. Als Spieler wurde der 47-Jährige selbst Welt- und Europameister, in St. Denis vor den Toren von Paris verlor er nun sein erstes große Finale als Nationaltrainer. "Es schmerzt, aber es ist nicht das Ende des Weges. Wir glauben, dass bessere Tage in der Zukunft liegen", sagte Deschamps, der seinen bis 2018 laufenden Vertrag erfüllen will: "Das ist mein Plan, aber ich brauche Zeit, das zu verarbeiten."

So wie alle anderen Franzosen. "Wir hätten dieses Turnier gewinnen können, aber wir werden stärker zurückkommen. Diese Mannschaft hat eine großartige Zukunft", sagte Griezmann. Mit seinem Doppelpack im Halbfinale gegen Weltmeister Deutschland (2:0) hatte "Grizou" enormen Anteil am Finaleinzug.

 

 

Und trotzdem riss am Sonntag eine beeindruckende Serie: Bei großen Turnieren im eigenen Land hatten die Franzosen seit der Heim-EM 1984 ganze 18 Spiele in Serie nicht verloren. Doch als es um die Krönung ging, versagten ihnen vor dem Tor die Nerven. "Wir haben zu viele Chancen liegen lassen, das war entscheidend", sagte Griezmann.

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