Der Kaiser-Hopp-Pakt
MANNHEIM - Hoffenheim stürmt an die Spitze der Bundesliga – obwohl sich Franz Beckenbauer mit Dietmar Hopp, dem Mäzen des Aufsteigers, eigentlich abgesprochen hat. Doch wie lange kann der "Kaiser" über den potenten Aufsteiger noch lachen?
Ist das nun Insiderhandel? Da telefoniert ein „gefühlter Chef“ eines Fußballklubs mit dem eines anderen und verhandelt über Tabellenplätze für kommenden Mai. Langweilig? Interessant wird die Sache, wenn es sich bei den Gesprächspartnern um die Golf-Kumpels Dietmar Hopp und Franz Beckenbauer handelt. Denn nach dem 1:0 von 1899 Hoffenheim über Mönchengladbach und dem samstäglichen Sprung des Aufsteigers an die Tabellenspitze stand der Kaiser höchstselbst vor der Kamera und erzählte, er habe gerade Hoffenheims Gönner Hopp am Hörer gehabt. „Wir ham grad wieder telefoniert“, berichtete Beckenbauer, „und ich hab ihm gesagt, es kann nicht sein, dass ihr vor Bayern steht. Wir haben das mal so vereinbart, ich hoffe, er hält sich dran.“
Der Kaiser-Hopp-Pakt – ein Späßchen. Doch wie lange noch kann man als Bayern-Präsident über diesen potenten Aufsteiger, der vom Software-Milliardär als „Mäzen“ (Trainer Ralf Rangnick) großzügig finanziert wird, lachen?
Der Sieg über die schwachen Gladbacher – beim 1:0 traf der Bosnier Vedad Ibisevic – fiel knapp aus. Das nur, weil die Hoffenheimer Jungstürmer Chancen im Akkord ausließen. Aber vielleicht ist es gut so, ein rauschender Sieg hätte Rangnick nur die Arbeit erschwert. Bislang glaubt der Schwabe, dass seine Spieler „schlau genug sind, nicht abzuheben und nicht so naiv, zu glauben, das geht ewig so weiter“. Rangnick, der sich vorerst noch wenig ums Duell mit Bayern kümmert, freute sich über andere Dinge. „Wir haben jetzt dreimal zu Null gespielt, das ist die Basis.“ Vor ein paar Monaten hielt der Schwabe eine ernste Ansprache: „Ich habe gesagt, wenn wir so weitermachen, gewinnen wir nicht viele Spiele. Da waren einige in der Vorbereitung zu lange in Feierlaune.“
Gegen Gladbach drosselten die Lustfußballer ihr Tempo und schlossen in der zweiten Hälfte die Lücken, die sie dem Gegner im ersten Durchgang gewährt hatten. Ein gefährlicher Aufsteiger, der schnell lernt. Nun hat man mit Cottbus und Gladbach zwei Teams bezwungen, die eher zu den Kellerkindern zu rechnen sind. Nächste Woche geht es zur ersten Prüfung nach Leverkusen. „Dass wir jetzt da oben stehen, hat nichts zu bedeuten“, wiegelte Rangnick ab.
Trotzdem wurde gejubelt. Die meisten der 26400 Fans in Mannheim feierten den Emporkömmling. Nur einige bornierte Gäste-Fans beschimpften Geldgeber Hopp als „Prostituierte“. Dies ärgerte Rangnick („Da sind Kinder im Stadion“). Hoffenheims Manager Jan Schindelmeiter jedoch sagte: „Die Menschen haben gemerkt, dass es hier um ein junges Team geht, das Offensivfußball spielt.“ Gerade das scheint auch Beckenbauer Sorgen zu machen.
Oliver Trust