Der halbe Brasilianer

Dortmunds Jungstar Mario Götze ist auf dem Weg in die Weltspitze – und nimmt sich dabei Bayerns Thomas Müller zum Vorbild.
Patrick Strasser |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

MÜNCHEN Ein halber Brasilianer also. Vielleicht klappt das. Richtige, also 100-Prozent-Brasilianer – laut Geburtsurkunde – haben es nicht gepackt in der deutschen Nationalelf. Siehe Paolo Rink, Stürmer. Ein Pionier aus Südamerika im DFB-Trikot. 13 Länderspiele, eine EM im Jahre 2000, kein Tor. Oder Cacau, aktuell im Kader. Der Stürmer hat 17 Länderspiele, immerhin drei Tore, nahm an der WM 2010 teil, steht jedoch im Schatten von Gomez und Klose.


Nun will es Mario Götze packen. „Von der Technik her ist der ein halber Brasilianer”, meinte Bayerns Bastian Schweinsteiger. Daher der Beiname „Götzinho”. Genau darin, glaubt Schweinsteiger, liegt die Falle für den 19-Jährigen mit bisher sechs Länderspielen vor der Testpartie in Stuttgart gegen Brasilien (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht angepfiffen, d. Red.).

„Er muss aufpassen, er hat eine großartige Saison hinter sich”, mahnte der DFB-Vizekapitän. Schweinsteiger weiß aus eigener Erfahrung, dass „da noch ein paar Steine auf dem Weg liegen”. Götze, gebürtig in Memmingen, zeichne sich durch „sehr gute Übersicht” aus, er sei ein cleverer Junge, der seinen Weg in die Weltspitze sicher machen werde. Wie Müller?

 

Das DFB-Team in der Einzelkritik - die Bilder zum Durchklicken


Götze ist schon die dritte Generation, wenn Schweinsteiger, ein DFB-Opa mit 27, über ihn spricht, klingt das nach: ein Routinier äußert sich über Küken. Da ist Thomas Müller, geboren in Weilheim, 21 Jahre jung, schon flügge. Obwohl sein DFB-Debüt erst ein Jahr und fünf Monate her ist. 18 Länderspiele und sieben Tore später gilt er mit seinem ersten kompletten Nationalelf-Jahr, das mit Rang drei und dem Titel Torschützenkönig der WM in Südafrika endete, als Vorzeige-Einsteiger.

Doch Müller, dieser Typ Vollstrecker, dieser Pragmatiker auf dem Platz, wurde nie als Brasilianer tituliert, er ist eher ein Lückensucher. Sich selbst nannte er „Raumdeuter”. Dieser Müller, offensiv auf allen vier Positionen eines 4-2-3-1-Systems einsetzbar, ist spielerisch so anders und dennoch Vorbild für Götze.


Wie Müller bei Bayern, durchlief Götze bei Dortmund alle Jugendmannschaften, ebenso beim DFB. In ihren Altersklassen waren sie schnell unterfordert, auch in der U21 kickten sie nicht lange. In seinem ersten vollen Profijahr wurde Götze wie Müller Meister. Eine weitere Parallele: Die schmächtige Figur, dieses Unscheinbare. Götze legte Extra-Schichten im Kraftraum ein, auch Müller, ein Typ Langstreckenläufer, legte Muskeln zu. Der Vertrag des Dortmunders wurde bis 2014, Müllers Arbeitspapier bei Bayern vorzeitig bis 2015 verlängert.

Das Umfeld, die Familie – beide wirken geerdet. „Mario ist 19 Jahre alt”, sagt BVB-Coach Jürgen Klopp, „ich möchte an alle appellieren: entspannt euch! Es helfen Mario keine Superlative im Minutentakt.” Für die sorgt er auf dem Platz.

Mario Götze, Thomas Müller, Mesut Özil und vorne Mario Gomez – auf Jahre könnte dies das offensive Quartett in der Nationalelf sein. Der Leidtragende dürfte Lukas Podolski (26) heißen. Einst Jungstar, jetzt gehört er zu den Oldies – siehe Schweinsteiger.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.