Der Grimme-Preisträger will den Hauptgewinn – mit dem Club

NÜRNBERG - Donnerstag und Sonntag geht es für den Club um alles: Wie Trainer Michael Oenning den 1. FC Nürnberg für die Relegation gegen Cottbus motiviert.
An normalen Tagen ist die Wöhrder Wiese eine idyllische Oase. Eine große Grünfläche mitten in Nürnbergs Zentrum, von der Pegnitz umspült, ein wunderbares Naherholungsgebiet. Am Donnerstag und Sonntag ist es vorbei mit der Ruhe. Denn das sind keine normalen Tage.
Da entscheidet sich in den Relegationsspielen gegen Energie Cottbus, ob es kommende Saison wieder ein bayerisches Derby gibt. In der Bundesliga. Zwischen dem Club und dem FC Bayern.
Je 30 000 Fans werden an beiden Tagen auf der Wöhrder Wiese erwartet, zum Public Viewing. Das Hinspiel in Cottbus (18 Uhr, ARD live) läuft dort auf einer 40-Quadratmeter-Leinwand. Nürnberg ist schon im Aufstiegsrausch, auch wenn sie in Cottbus forsche Töne anschlagen. „Wir werden die Nürnberger schon wegbrezeln“, kündigte Kapitän Timo Rost an. Und Torwart Gerhard Tremmel meinte: „Es geht um fast alles. Für den Verein, für die Fans, für die Region.“ Aber der Spruch gilt für die Niederlausitz genauso wie für Mittelfranken.
Dass die Club-Fans überhaupt auf die Bundesliga hoffen dürfen, verdanken sie vor allem Michael Oenning. Ihrem Trainer. Dem Querdenker. Dem Sonderling. Dem Liebling der Fans und der Spieler. „Mit ihm haben wir mehr Spaß", sagt Mike Frantz, „wenn jeder 20 Prozent mehr Spaß hat, sind wir besser."
Mit neuem Spaß und neuer Philosophie. Oenning, einer aus der Klinsmann-Generation. Mit 43 Jahren nur ein Jahr jünger als der gescheiterte Ex-Bayern-Trainer. Die zwei großen Unterschiede zwischen den beiden: Oenning hat als Trainer Erfolg. Und er taugte als Stürmer überhaupt nichts. Zumindest reichte es nicht für eine große Karriere. Mehr als Mittelstürmer bei Preußen Münster, seiner Heimat, der TSG Dülmen oder später noch dem SC Pfullendorf war nicht drin.
Wichtiger war ihm das Studium. „Turnen und Lesen“, wie er gerne sagt, Sport und Germanistik. Er bestand zwei Staatsexamen, unterrichtete später selbst an der Uni. Er machte nebenher noch alle Fußball-Trainerscheine und erhielt schließlich auch noch den Grimme-Preis. An der Seite von Marcel Reif, als Mann für die Hintergrundrecherche auf Premiere bei der WM 2002.
Als Co-Trainer kam er über Gladbach und Wolfsburg nach Nürnberg, nach dem Rauswurf von Thomas van Heesen im August 2008 war er erst Interimscoach. Bald war er die Dauerlösung.
Oenning will nicht wie Klinsmann die Spieler jeden Tag besser machen. Aber er will jeden Tag neue Reize setzen. So kritisierte er vehement den Arbeitsstil seines Vorvorgängers Hans Meyer beim Club, der jede Woche das gleiche Trainingsprogramm abspulte. „Das kann am Anfang förderlich sein“, sagt Oenning, „aber nach einem Jahr ist es demotivierend.“ Und Oenning will ja noch lange motivieren. Erst kürzlich hat er seinen Vertrag verlängert, bis 2011.
Zwei Jahre, in denen sie viel Spaß haben wollen. Am besten in beiden Jahren in der Bundesliga. Nur nicht wegbrezeln lassen.
fk