Der Eindringling: Entreißt Jonas Hofmann einem Bayern-Star den Stammplatz?
Frankfurt/Main/München - Wenn Hansi Flick, der Bundestrainer, einen Typ Spieler liebt, dann steht Jonas Hofmann exemplarisch dafür: Flexibel einsetzbar, anpassungsfähig, lernwillig.
Natürlich haben Spezialisten auf ihren angestammten Positionen ihr ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal – der Mönchengladbacher dagegen überzeugt – ähnlich wie im Defensivverbund Thilo Kehrer – als Allrounder: im zentralen Mittelfeld oder auf einer der offensiven Flügelpositionen, bevorzugt rechts sowie hinten in der Viererkette. In seinem 15. Länderspiel am Freitag gegen Ungarn in Leipzig (20.45 Uhr, ZDF live) dürfte Hofmann auf der Position des Rechtsverteidigers spielen.
Für die Bayern-Fraktion könnte Hofmann gefährlich werden
Weiter vorne in Flicks 4-2-3-1-System ist die Konkurrenz größer. Und dennoch bildet Hofmann, der elf seiner 14 DFB-Einsätze unter Flick absolvierte, eine Gefahr für die etablierten Kräfte mit dem Auftrag der Torerzielung. Nicht für Stoßstürmer Timo Werner (vom FC Chelsea zurück zu RB Leipzig gewechselt), jedoch für Kai Havertz (immer noch bei Chelsea) und die geballte Bayern-Fraktion.
Als da wären: Thomas Müller, der bei seinem 117. Länderspiel gegen Ungarn die Kapitänsbinde des mit Corona infizierten Manuel Neuer übernehmen wird, Leroy Sané, Jamal Musiala und Serge Gnabry. Während Müller und Musiala bevorzugt durchs Zentrum kommen und in der Mitte des Raumes ihre Stärken haben, weichen Sané und Gnabry gerne auf die Flügel aus.
Und das ist das Kernkompetenzgebiet des 30-jährigen Hofmann, der seit der Übernahme von Trainer Daniel Farke bei den Gladbachern noch mal einen Sprung gemacht hat in Sachen Zuverlässigkeit und Torgefahr – zu sehen bei seinem Doppelpack zum 3:0 über Leipzig. Hofmann, der sich längst eines der 26 Tickets für die WM-Endrunde in Katar gesichert hat, ist drauf und dran, einem der Bayern-Profis den Stammplatz zu entreißen.
Vor allem Sané und Gnabry müssen sich jetzt strecken
Jonas, der Eindringling. Bei einem Besuch im Mönchengladbacher Trainingslager im Juli in Rottach-Egern sagte Flick: "Wenn ich die letzten Nations-League-Spiele sehe, muss ich sagen, er ist schon gesetzt. Er hat gerade auf der offensiven Position, die er gespielt hat, ein Zeichen gesetzt und gezeigt, dass er auch in der Nationalmannschaft eine feste Größe ist." Gleichzeitig forderte der ehemalige Bayern-Coach: "Es ist auch für ihn wichtig, dass er weiter seine Leistung zeigt."
Gleiche Pflicht für alle. Darauf angesprochen erwiderte Hofmann im DFB-Lager: "Ich habe mich mit Hansi über seine Aussagen unterhalten. Er hat mir gesagt, dass da schon auch Leistung dazugehört. Wenn einer es acht Wochen schleifen lässt, wird er nicht zum Kader zählen. Deshalb muss auch ich weiter Gas geben, um dabei zu sein."
Vor allem Gnabry und Sané müssen nun die Herausforderung annehmen. Ungarn und am Montag in London gegen England sind Hofmanns nächste Stufen im Entwicklungsprozess. Auch neben dem Platz hat er sich in der Kabine ein gutes Standing erarbeitet, ist in der teaminternen Hierarchie aufgerückt.
Mit seinen klaren Aussagen zur schlimmen Menschenrechtslage im WM-Gastgeberland Katar verdiente sich Hofmann Respekt, als er betonte: "Es liegt nicht in unserer Natur, wegzuschauen. Wir hoffen, dass wir gemeinsam mit anderen Nationen Dinge in Bewegung setzen können, damit sich etwas ändert. Wegzublicken wäre das weitaus schlimmere Übel."