„Der DFB ist nicht die Insel der Glückseligen“

Der einstige Torwart-Titan spricht nach dem 1:2 im Länderspiel gegen England über seine Nachfolger. Oliver Kahn lobt Keeper Tim Wiese – und fordert mehr Mündigkeit von den Nationalspielern.
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Vermisst beim DFB-Team einen Plan B: Oliver Kahn.
Martha Schlüter Vermisst beim DFB-Team einen Plan B: Oliver Kahn.

Der einstige Torwart-Titan spricht nach dem 1:2 im Länderspiel gegen England über seine Nachfolger. Oliver Kahn lobt Keeper Tim Wiese – und fordert mehr Mündigkeit von den Nationalspielern.

AZ: Beim Klassiker Deutschland gegen England spielten René Adler und Tim Wiese jeweils eine Halbzeit. Wie beurteilen Sie beider Leistung?

OLIVER KAHN: Adler hat einen unglücklichen Treffer gefangen. Ansonsten hat er souverän gespielt und das gehalten, was zu halten war. Wiese hat seine Stärken gezeigt und einen sensationellen Ball gehalten. Im Torwartbereich müssen wir uns in Deutschland keine Gedanken machen.

Adler wurde von der Öffentlichkeit schon früh zur neuen Nummer eins erklärt. Kommt er mit dem Druck nicht klar?

Er muss sich an die neue Situation gewöhnen. Er galt früh als derjenige, der große Perspektiven hat und das Zeug zur Nummer Eins. Er hat großes Talent und ist sehr komplett. Aber bei jungen Leuten weiß man nie, wie sie mit neuen Situationen fertig werden. Wie wird er jetzt mit dem Druck umgehen, dass er die Nummer eins werden kann? Das weiß keiner. Es ist deshalb auch völlig richtig, dass sich der Bundestrainer derzeit nicht auf einen Torwart festgelegt hat.

Sie galten schon in aktiven Zeiten als Sympathisant von Tim Wiese. Ist Wiese stärker?

Tim Wiese ist unglaublich explosiv, mit sehr starken Reflexen. Bei Schüssen aus kurzer Distanz ist er schnell und stark. Er hat noch ein paar Schwächen in der Strafraumbeherrschung und technische Mängel mit dem Fuß. Aber das sind alles Dinge, an denen man arbeiten kann.

Erkennen Sie sich selbst in Tim Wiese wieder?

Die Explosivität im Spiel ähnelt sich.

Wiese ist stärker als Adler?

Was Wiese Adler voraus hat, ist die Erfahrung von regelmäßigen Champions-League-Einsätzen. Für ihn sind internationale Spiele wie am Mittwoch nichts Neues. Ansonsten haben wir eine Reihe von Torhütern auf einem guten Niveau.

Nach dem Länderspiel haben Sie fast ein wenig belustigt reagiert, als Wiese im Interview ständig gesagt hat: „Das muss der Trainer entscheiden.“ Ist Lautsprecher Wiese vom neuen Ton in der Nationalelf eingeschüchtert?

Man muss auf jeden Fall mal fragen, ob dies alles in die richtige Richtung geht. Ich halte nichts von Sätzen wie: „Die Spieler müssen sich mir unterwerfen.“ Man braucht mündige Spieler, die Verantwortung übernehmen und selbstbewusst auftreten. Dabei muss man ja nicht die Regeln verletzen und andere Spieler oder den Bundestrainer kritisieren.

Sind die Spieler nach Löws Ansprache verunsichert?

Nein. Aber der DFB sollte sich nicht als Insel der Glücksseligen sehen, wo es nur darum geht, die Außendarstellung zu pflegen.

Beim FC Bayern stabilisiert sich Michael Rensing nach wechselhaftem Saisonbeginn. Wie schätzen Sie seine Situation ein?

Michael Rensing muss jetzt konstant spielen. Er stabilisiert sich. Er muss weiter arbeiten und Erfahrungen sammeln. Dann geht es auch Schritt für Schritt aufwärts.

Ist Rensing dann auch ein Thema für Deutschland?

Die Nationalmannschaft sollte für Michael Rensing momentan nicht das Thema sein.

Interview: Gordon Repinski

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