Der Deutsche im Tor: So ließ er Klinsmann abfahren
Die Eltern von Mark Schwarzer (37) kommen aus Baden-Württemberg, als Kind trug er Trikots von Rummenigge und Völler. Später wäre der Keeper der Australier fast mal beim FC Bayern gelandet.
SYDNEY Wenn von den „Sternen des Südens“ gesprochen wird und es sich dabei um deutsche WM-Fahrer aus dem Süden und Südwesten dreht, wird einer meist vergessen: Mark Schwarzer (37). Nun ist der Torwart des deutschen Gruppengegners Australiens in der Tat in Sydney geboren, aber: „Ich habe einen deutschen Pass – und eine ganz enge Beziehung zu Deutschland", sagt er. Und grinst.
Die Verwandtschaft sitzt in Freiburg und Böblingen. Die Eltern Doris und Hans wanderten 1967 nach Australien aus. Was sich wie eine nette Geschichte um Auswanderer anhört, könnte bei der WM zum Problem werden. Schwarzer ist Deutschland-Kenner. Ein Experte für deutschen Fußball. Der Mann vom FC Fulham kennt die Stärken und Schwächen der Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw.
Allein die abgelaufene Saison geriet zur intensiven Fortbildung für den Keeper. Zuerst warfen Schwarzer und Fulham den VfL Wolfsburg aus der Europa-League, dann im Halbfinale den HSV. Fulham verlor zwar anschließend das Finale gegen Atletico Madrid in Hamburg, aber Schwarzer war um wichtige Deutschland-Erfahrungen reicher, die ihm jetzt helfen könnten, wenn es am Sonntag (20.30 Uhr, ZDF) ins erste WM-Spiel gegen Deutschland geht.
Als Schwarzer 1994 zu Dynamo Dresden kommt, ist man dort nicht eben übermäßig begeistert. Er hat nur einen Einsatz. Auch später beim 1. FC Kaiserslautern läuft es schlecht. Nach zwei Einsätzen ist Schwarzer als Fehleinkauf abgestempelt – was ihn nach England bringt, und damit fängt seine Karriere so richtig an. Über Bradford landet er in Middlesbrough. Boro zahlt fast 1,5 Millionen Pfund für ihn. „Ein so schlechter Torwart kann ich also nicht gewesen sein“, sagt er. 2006 steht er im australischen WM-Tor. In der Premier League ist er Rekordhalter, kein Ausländer hat dort mehr Spiele gemacht.
Um ein Haar wäre er wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Der damalige Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann, wollte ihn als Nummer zwei verpflichten. „Er wollte unbedingt, dass ich komme. Das hat mich sehr stolz gemacht. Klinsmann wollte mich als Nummer zwei hinter Michael Rensing holen. Ich hätte wohl kaum gespielt. Doch ich wollte spielen und meinen Platz in der australischen Nationalmannschaft verteidigen. Für mich ist eine WM wichtiger als Bayern“, sagt Schwarzer. Klinsmann habe ihn damals gut verstanden.
Die Liebe zum deutschen Fußball ist inzwischen zwar etwas erkaltet, Schwarzer aber erinnert sich genau, wie er in seiner Jugend mitfieberte: „Onkel Dieter aus Freiburg hat immer deutsche Trikots geschickt.“ Ganz oben auf seiner Sympathie-Liste standen Karl-Heinz Rummenigge, Toni Schumacher und Rudi Völler. „Ich bin froh, dass ich alles so gemacht habe“, sagt er.
Ob er das nach dem Sonntag auch noch denkt, wenn die Partie gegen Deutschland zu Ende ist? Das Leistungsgefälle im australischen Team ist extrem groß, und die letzten Tests waren nicht eben durchweg viel versprechend. „Ich freue mich auf die WM und auf Deutschland“, sagt Schwarzer – als Australier. Schließlich haben die Aussie-Fans seit November 2005 eine besondere Beziehung zu ihm. Im entscheidenden Play-off-Spiel gegen Uruguay hielt Schwarzer zweimal im Elfmeterschießen. Seitdem genießt er in Australien Heldenstatus.
„2005 der Konföderationenpokal in Deutschland. 2006 die WM. 2010 wieder gegen Deutschland. Irgendwo muss da eine Verbindung sein“, sagt er und lacht.
Oliver Trust