Der Club zurück in Liga eins: "Wir waren nur kurz weg"
Der Club genießt euphorisch den Aufstieg in die Bundesliga. Nun soll der Kölner Thomas Broich kommen. "Haben alles gehalten, was wir vollmundig versprochen haben."
NÜRNBERG Aus den Lautsprechern donnerte der fränkische Fanklassiker „Die Legende lebt“, als vom Rasen längst nichts mehr zu sehen war. Tausende Fans hatten im Siegesrausch das Spielfeld gestürmt, als Michael Oenning auf dem Oberrang des Nürnberger Stadions ans Mikrofon trat. Er hätte gerne angefangen zu sprechen, doch dann genoss er es doch erst einmal, von den Fans unter ihm gefeiert zu werden.
„Man soll ja mit Versprechen vorsichtig sein“, sagte er schließlich, „aber ich kann euch eines versprechen, wir werden mit dieser Mannschaft noch viel Freude haben." Damit traf er genau die Stimmungslage der fränkischen Fußballfreunde.
Nürnberg ist ein Jahr nach dem Abstieg als Pokalsieger, den lange keiner zu ergründen wusste, zurück und lebt sein Selbstverständnis aus, wieder zum elitären Kreis der 18 Erstligaklubs zu gehören. „Jetzt", sagte FCN-Manager Martin Bader und roch nach diversen Bier- und Sektduschen wie alle Aufsteiger streng, "haben wir gehalten, was wir den Leuten vollmundig versprochen hatten, wir haben den Betriebsunfall von vor einem Jahr korrigiert".
Auf der Videowand leuchtete da noch der Spruch: „Wir waren nur kurz weg, jetzt sind wir wieder da.“
Souverän hatte der Club den Wiederaufstieg geschafft, dem 3:0-Erfolg im ersten Relegationsspiel in Cottbus ein 2:0 in Nürnberg folgen lassen. In der Stadt gab es Hupkonzerte und Feten in der Fußgängerzone. Die meisten aber feierten rund ums Stadion, angelockt mit 10000 Liter Freibier „Wir haben den Leuten aus der kollektiven Depression geholfen", sagte Bader.
Trainer Oenning ist der Vater des Erfolges
Vor allem dank Michael Oenning. Der Coup, den 43-jährigen Co-Trainer von der Interimslösung zum Dauertrainer zu machen, erwies sich als Baders größter Glücksgriff. „Alle Achtung vor unserem Trainer, er hat eine tolle Mischung hergezaubert“, sagte Präsident Michael A. Roth, der nach dem Fehlstart in der Zweiten Liga noch derart enttäuscht gewesen war, dass er Oenning samt Sportdirektor Bader am liebsten gefeuert hätte.
Platz drei schien noch in der Winterpause völlig utopisch, bis die Nürnberger eine Serie starteten als die Mischung aus „Alphatieren" und Nachwuchskickern doch endlich zu einer Mannschaft zusammen wuchs. Jetzt stehen vor allem Manager und Trainer als Sieger da.
Manager Bader soll langfristig bleiben
Nun soll der Manager, so heißt es, nächste Woche bis 2012 verlängern und sich nun in der Sommerpause gleich einmal um den Kader für die Bundesliga kümmern. Mit Thomas Broich vom 1. FC Köln soll sich der Club angeblich bereits einig sein. Er kenne Trainer Michael Oenning schon lange, „er gab den Ausschlag“, sagte der 28-Jährige dem „Express“.
Broich käme ablösefrei, darüber hinaus muss der 1. FC Nürnberg aber noch 1,5 Millionen Euro für Torhüter Raphael Schäfer, Christian Eigler und Isaac Boakye nachzahlen. Durch den Aufstieg in die Erste Liga erhöhte sich nachträglich die jeweilige Ablösesumme an die abgebenden Vereine VfB Stuttgart, Arminia Bielefeld und Mainz 05.
Vermutlich haben sie in Nürnberg noch nie so gerne so viel Geld bezahlt. Insgesamt sprach Roth von „zwei bis drei“ Neuzugängen, mehr nicht. „Die Struktur der Mannschaft stimmt", sagte Bader und lauschte dem großen Chor auf dem Rasen, der sang: „Nie mehr zweite Liga". Es klang, als könnten sie wirklich noch viel Freude in Nürnberg haben.
Oliver Trust