Der Calcio im Würgegriff der Mafia

ROM - Italiens Fußballvereine könnten zunehmend von der Mafia unterwandert werden, warnt ein bekannter Antimafia-Kämpfer. Kriminelle Organisationen könnten den Fußball dazu mißbrauchen, illegales Geld zu waschen.
Italiens Antimafia-Staatsanwalt Piero Grasso hat vor einer Unterwanderung des Fußballs durch die organisierte Kriminalität gewarnt. „Die Mafia hat den Fußball ins Visier genommen“, sagte der 64-jährige Jurist in einem Interview der „La Gazzetta dello Sport“ (Montagausgabe).
Betrüger und kriminelle Vereinigungen machten sich im Fußball breit. „Das sollte nicht unterschätzt werden“, warnte Grasso. Die Mafia benutze Fußballclubs in Italien vor allem zur Geldwäsche. Dort werde schmutziges Geld aus kriminellen Aktivitäten investiert und dann wieder als sauberes Geld aus den Vereinen abgezogen.
„Auch auf die Sportwetten muss man aufpassen“, mahnte der Staatsanwalt. Hier seien verschiedene Arten von Manipulationen möglich. Dies müssten nicht immer gleich Ergebnisabsprachen sein. Wenn Clubs bewusst ersatzgeschwächt aufliefen, sei dies ebenfalls eine Möglichkeit, Spielausgänge zu manipulieren.
Die Top-Clubs aus der Serie A sind nach Meinung des Mafia-Jägers weniger gefährdet als kleinere Vereine. „In den unteren Ligen, die weniger Medienaufmerksamkeit auf sich ziehen, muss man besonders aufpassen“, betonte Grasso. „Vor allem in Süditalien“. In der ersten Liga dagegen sorgten Medien und die Kontrollorgane für eine relativ gute Überwachung.
Da viele Profi-Clubs Aktiengesellschaften sind und zum Teil an der Börse gehandelt werden, gebe es klare Richtlinien, um Geldwäsche zu verhindern. „Die Regeln sind da, man muss sie nur anwenden“, sagte Grasso. Schärfere Gesetze zum Schutz der Fußballclubs vor Einflussnahmen der Mafia seien nicht erforderlich.