David Villa: "Spanien ist auf dem Weg zurück zu altem Glanz"

David Villa, der Rekordtorschütze der Iberer, spricht in der AZ über die Magie der goldenen Generationen, Cristiano Ronaldo – und seinen schweren Unfall als Kind, bei dem er fast ein Bein verloren hätte.
Matthias Kerber |
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David Villa jubelte sehr oft für Spanien.
firo/Augenklick David Villa jubelte sehr oft für Spanien.

München - WM-Gespräch mit David Villa. Der 36-Jährige ist mit 61 Treffern Spaniens Rekordtorschütze in der Nationalmannschaft. 2008 gewann er mit den Iberern den EM-, zwei Jahre später den WM-Titel. Er spielt zur Zeit bei New York City FC und ist Schirmherr der Produktion "History of Football".

AZ: Señor Villa, Sie sind Schirmherr der TV-Serie "History of Football", aber vor allem sind Sie eins: selber ein Teil dieser Geschichte! Weltmeister, Europameister, Champions-League-Sieger, spanischer Meister und Pokalsieger, nun einer von fünf aktiven Spielern, der 400 Karriere-Tore erzielt hat, spanischer Rekordtorschütze...
DAVID VILLA: (lacht) Hören Sie auf, ich sehe mich einfach nur als David Villa, den Menschen. All das, was Sie aufgezählt haben, es gehört zu mir und meinem Leben, aber irgendwie auch nicht. Keine Ahnung, ob gerade das Sinn macht.

Trotzdem können Sie auf das Erreichte stolz sein.
Das bin ich, keine Frage, jeder dieser Erfolge macht mich stolz. Es ist so viel mehr, als ich jemals zu träumen gewagt hätte. Als Kind sagt man ja gerne, ich werde Weltmeister. Aber ich habe nie gesagt, dass ich all das erreichen würde. (lacht)

Welcher Erfolg bedeutet Ihnen am meisten?
Das ist schon die Weltmeisterschaft, die wir in Südafrika gewinnen konnten, dieser Erfolg steht über allen anderen. Es ist der Titel der Titel. Wir hatten eine unglaubliche Mannschaft, die einfach um ihre Stärke wusste. Das Halbfinale gegen Deutschland zu gewinnen, und dieses Finale, das wir in der Verlängerung gegen die Niederlande gewinnen konnten, das sind Momente, die mich mein Leben lang begleiten werden und immer ein Lächeln in mein Gesicht zaubern.

Und für Gänsehaut sorgen.
Das auch. (lacht)

Die spanische Mannschaft, die von 2008 bis 2012 zwei Mal den EM-Titel und ein Mal die WM holte, gilt als eine der besten aller Zeiten.
Das müssen andere Leute und am Ende die Geschichte entscheiden, wie man sich an uns erinnern wird. Ich kann nur sagen, es war unglaublich, ein Teil dieser goldenen Generation des spanischen Fußballs zu sein. Es war eine magische Zeit.

Kann man diese Magie irgendwie erklären?
Nein. Es war einfach so, dass alle Puzzleteile ineinander gepasst haben und wir das selber gespürt haben. Dafür gibt es keine Worte, vielleicht erklärt es Magie noch am besten.

2014 war die Magie dahin, Spanien scheiterte sensationell in der Vorrunde, dabei war man auch da wieder einer der Titelfavoriten.
Es gibt auch keine Erklärung für das, was damals passiert ist. Es tat weh, keine Frage. Aber so ist Fußball, er ist unberechenbar, das macht aber auch seine Faszination aus. Keiner kann vorhersagen, was passiert. Du kannst die beste Mannschaft haben, aber trotzdem alles verlieren, du kannst unterlegen sein, aber dich trotzdem durchsetzen. Die einzige Erklärung, die ich gelten lasse, ist die, dass unsere Rivalen in diesen Spielen besser waren als wir.

Ist die Magie wieder zurück?
Ich denke, dass Spanien auf dem Weg ist, an alten Glanz und Gloria anzuknüpfen. Für mich gehören wir definitiv zu den Titelfavoriten, wir werden ein Wörtchen mitreden, wenn es darum geht, am Ende den Pokal hochhalten zu können.

Sie haben nach drei Jahren Abwesenheit in der WM-Qualifikation gegen Italien Ihr Comeback für Spanien gegeben. Wie war das?
Überwältigend! Wenn immer Spanien glaubt, dass ich helfen kann, werde ich das tun. Es gibt kein Trikot der Welt, dass ich mit mehr Herzblut getragen, dass ich lieber durchgeschwitzt habe. Ich muss zugeben, ich war sogar ein bisschen nervös und aufgeregt vor dem Spiel.

Villa mit Riesen-Lob für Ronaldo

Ihr Spitzname lautet Maravilla – was Wunder bedeutet. Das hat mit Ihrer Lebensgeschichte zu tun, Sie hatten als Kind einen schweren Unfall.
Das stimmt, ich war vier Jahre alt. Ich selber habe keine Erinnerung daran, aber ich weiß davon aus den Erzählungen meiner Eltern. Es war eine ganz, ganz schwere Zeit für Sie, denn ich habe mir einen so komplizierten Beinbruch zugezogen, dass die Ärzte sich nicht sicher waren, ob sie mein Bein retten könnten. Sie hatten schon darüber beraten, ob eine Amputation notwendig sei. Für meine Eltern war das eine fürchterliche Zeit, es war sicher ein kleines Wunder, ein Maravilla, dass alles gut gegangen ist und ich mit diesem Bein die Erfolge feiern konnte, die Sie vorher aufgezählt haben.

Was halten Sie denn von Portugals Superstar Cristiano Ronaldo, der gleich im ersten Gruppenspiel den Spaniern beim 3:3 einen Dreierpack einschenkte?
Man muss Ronaldo einfach großen Respekt zollen. Er ist ein ganz außergewöhnlicher Spieler. Man darf nicht vergessen, dass sich nicht nur alle Augen der Zuschauer auf ihn richten, sondern alle Trainer ihre Mannschaften auf Ronaldo besonders einstellen. Und trotzdem alles getan wird, um ihn mit allen Mitteln zu stoppen, findet er immer wieder einen Weg, Spiele zu entscheiden. Es ist doppelt beeindruckend, wenn man das schafft, obwohl sich alle auf einen einstellen. Er gehört sicher zu den größten Spielern, die je den Platz betreten haben.

Sie sind 36, sind im Herbst Ihrer Karriere, spielen in New York. Wie wollen Sie, dass sich die Menschen, die sich mit der Geschichte des Fußballs befassen, an Sie erinnern?
Wenn sie sich überhaupt erinnern, ist das ein großes Kompliment. Ansonsten sollen sie nur sagen, dass David Villa ein Spieler war, der immer alles gegeben hat, was in ihm steckte, der nie etwas zurückgehalten hat. Wenn er an einem Tag nicht gut war, dann nicht, weil er nicht wollte, sondern weil es nicht besser ging.

Lesen Sie hier: Palina Rojinski über Fußball, Fusel und Frauen

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