Das System Blatter
Jetzt wird alles gut. Schließlich hat Sepp Blatter den früheren US-Außenminister Henry Kissinger engagiert – auf dass der 88-Jährige die Korruption im Weltfußballverband FIFA zerschlage. Und Franz Beckenbauer hat versprochen, den Engel Aloisius zu schicken. Er verabschiedete sich von den Funktionären mit den Worten: „Bleiben Sie gesund!“
Die FIFA ist krank – und lächerlich ist an dieser Geschichte allenfalls, dass sie weiter den Status der Gemeinnützigkeit hat (auch, um sich weltweit Steuerfreiheit garantieren zu lassen). In Wahrheit nützt dieses korrupte Gebilde mit einem Präsidenten an der Spitze, gegen den Machiavelli ein Basisdemokrat war, vor allem den Verbandsfürsten, die es zulassen, dass man sich eine WM kaufen kann – wie jetzt Katar 2022.
Blatters Wiederwahl – ohne Gegenkandidaten, aber mit kommunistischem Wahlergebnis – zeigt, dass seine Günstlinge weitere Vorteile wittern. Blatter ist der Erich Honecker des Weltfußballs – nur dass kein Volk dagegen rebelliert. Weltweit stürzen die Diktatoren, Blatter bleibt unangetastet. Die ersten Sponsoren aber rücken ab vom Bollwerk der Korruption. Adidas geht auf Distanz.
DFB-Boss Zwanziger könnte dieses Signal nutzen, um Blatter Druck zu machen. Bayern-Vorstand Rummenigge hat im Namen der europäischen Klubs demokratische Reformen eingefordert, andere müssen folgen. Außerhalb der FIFA wächst der Widerstand gegen das System Blatter. Seine Ablösung ist überfällig; sie kann nur von außen erfolgen