Das Kahn-Prinzip für Asien

Warum der Ex-Torwart seine berufliche Zukunft in China sieht – als Show-Star. In die Bundesliga zieht es ihn nicht zurück.
von  Abendzeitung
Oliver Kahn ist momentan häufiger in China.
Oliver Kahn ist momentan häufiger in China. © GES/Augenklick

Warum der Ex-Torwart seine berufliche Zukunft in China sieht – als Show-Star. In die Bundesliga zieht es ihn nicht zurück.

DUBAI Am Dienstagabend sollte Oliver Kahn dem Fernsehpublikum mal wieder präsent sein. Der frühere Bayern- und Nationaltorwart war als ZDF-Experte vorgesehen beim Länderspiel der DFB-Auswahl in Dubai gegen die Vereinigten Arabischen Emirate (die Partie war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht angepfiffen). Ansonsten macht sich Kahn (39) reichlich rar in Deutschland. Seine berufliche Zukunft sieht Kahn in den kommenden Monaten und Jahren in Asien. Bereits am Mittwoch will er zurück nach China fliegen, wo er sich bereits seit einigen Wochen aufhält.

Dort produziert der seit der WM 2002 in Asien sehr populäre Kahn die letzten Staffeln seiner TV-Show „Never give up – the Kahn principle“. Das ist eine Unterhaltungsshow, in der die Torhüter im Mittelpunkt stehen", sagt Kahn. Am 17. Juni wird die erste von insgesamt zehn Folgen ausgestrahlt. Kahn: „Wir hoffen, dass wir mit diesem Format Erfolg haben und die Serie auch auf andere Länder übertragen können. Ich denke da an Japan, Korea oder auch Indonesien, wo man mich ganz gut kennt.“

In die Bundesliga zieht es ihn gerade nicht zurück. Er sagt: „Mir geht es sehr gut. Je länger man in Asien lebt, umso mehr versteht man die Kultur und die Mentalität der Menschen. Das ist alles sehr faszinierend.“ Und: „Ich hatte kurz mit Schalke geflirtet und dann aber eingesehen, dass dies mit meinen anderen beruflichen Aktivitäten nicht zu vereinbaren ist. Deshalb musste ich für mich eine Entscheidung treffen, mit der ich sehr glücklich bin. Ich glaube nicht, dass mich in den nächsten Jahren ein Managerjob in der Bundesliga reizt.“

Auf der Asien-Reise hat Kahn die DFB-Delegation in Shanghai und Dubai noch tatkräftig unterstützt, so ganz nebenbei aber auch für sich selbst die Werbetrommel gerührt. „Ich glaube, dass wir mit unserer Show ein Millionenpublikum erreichen, denn es geht bei uns nicht nur um Torleute, sondern man lernt etwas fürs Leben. Es geht um Durchsetzungsvermögen, Mut und Verantwortung“, sagt der dreimalige Welttorhüter.

Vor allem die Arbeit mit seinen Kandidaten bereite ihm viel Freude. „Ich habe sehr viel mit jungen Spielern zu tun. Sie haben eine erstaunliche Mentalität, denn sie wollen alles wissen und saugen alles in sich auf.“ Der Gewinner unter den Nachwuchskeepern erhält ein mehrmonatiges Torwarttraining in Deutschland.

Es sei „phantastisch, wenn man mitbekommt, wie die jungen Spieler erst zurückhaltend sind und nach und nach immer mehr Selbstvertrauen entwickeln“, so Kahn, „sie lernen, dass man sich im Leben Ziele setzen kann.“ Dies gelte vor allem für einen Jungen aus Tibet, dessen Vater gewollt habe, dass sein Sohn Torwart wird, um so sehr viel über das Leben zu lernen.

Kahn versteht es, sich selbst in Asien glänzend zu vermarkten. Ob dies dem DFB und der DFL durch den knapp zehntägigen Aufenthalt in China und den VAE gelingt, bezweifelt er aber. „Der deutsche Fußball müsste hier regelmäßig präsent sein. So einfach, wie sich das einige Leute vorstellen, funktioniert das nicht.“

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