"Das Finale naht"

Trainerlegende freut sich nach dem „Wunder von Dortmund“ mit dem BVB. Breitner lobt: „Das war kein Dusel!“ Malagas Präsident rastet aus, er klagt wegen des Abseitstors über „Rassismus“
DORTMUND/TURIN Ein Protest gegen ein Wunder? Zwecklos, aussichtslos, aber in der ersten Wut und Enttäuschung aus Sicht des FC Malaga beinahe verständlich. In 69 Sekunden hatte Borussia Dortmund in der Nachspielzeit aus einem 1:2-Desaster einen 3:2-Triumph gemacht. Zum ersten Mal seit 15 Jahren steht der BVB im Halbfinale der Champions League. Der FC Malaga hat nun sein Barcelona. Dieses Finale 1999 gilt als Mutter aller Sekundentod-Niederlagen. Damals hatte Bayern im Camp Nou nach 90 Minuten im Finale der Königsklasse 1:0 gegen Manchester United geführt, nach Ablauf der Nachspielzeit stand es 1:2. So dramatisch wie regulär.
In Dortmund war es Santana, der den Ball zum 3:2 ins Netz stocherte – aus Abseitsposition. Was Malagas Präsident Abdullah ben Nasser Al-Thani für eine Verschwörung des schottischen Schiedsrichter-Teams und der Uefa hält: „Das hat mit Fußball nichts zu tun, das ist Rassismus – eindeutig“, twitterte er. Ex-Bayer Martin Demichelis meinte: „Was für ein Diebstahl!“ Ein Protest sei „lächerlich“ betonte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke bei „Sky“. Schließlich sei auch das 2:1 für Malaga, in Minute 82 durch Eliseu Abseits gewesen.
Abseits, Glück oder Schicksal – in Dortmund herrschte auch am Tag nach dem „Wunder“ noch eine Mischung aus Unverständnis, Gänsehaut und Euphorie. „Unfassbar! Das war bisher der emotionalste Moment überhaupt“, sagte Watzke. Die 69 Sekunden zwischen Depression und Wahnsinn mit den Treffern von Marco Reus (90.+1) und Santana (90.+3) haben Dortmunds Welt verändert. „Wir waren alle kurz vor dem Herzinfarkt. Ich werde dieses Spiel nie vergessen“, meinte Trainer Jürgen Klopp. Ob ihn das Spiel ein Jahr seines Lebens gekostet habe? „Das ist kein Problem, dafür verschenke ich es“, scherzte Klopp, „ich bin ja Raucher – da habe ich schon mehr verschenkt.“ Erreicht der BVB nun gar das Finale in London am 25. Mai?
Nuri Sahin gab das Ziel aus: „Wir wollen den Pokal.“ Selbst Ottmar Hitzfeld, mit dem BVB (1997) und Bayern (2001) Champions-League-Sieger, sagte bei „Sky“: „Alles ist drin. Im Halbfinale hat man nichts mehr zu verlieren, ist nicht mehr Favorit.“ Zu Klopp meinte er: „Jürgen, das Finale naht!“
Die Bayern erlebten das „Wunder von Dortmund“ am Vorabend ihres Spiels in Turin. „Das Weiterkommen des BVB ist verdient“, sagte Bayerns Markenbotschafter Paul Breitner der AZ, „erstens war der BVB schon in Malaga die bessere Mannschaft. Zweitens war das kein Glück, man muss diese Tore auch erzwingen können. Es war beeindruckend, wie die Dortmunder diese zwei Bälle reingepresst haben. Wie oft hieß es beim FC Bayern früher, wenn wir ein Spiel kurz vor knapp noch gedreht haben, wir hätten Dusel gehabt – nein! Du braucht die physische und die psychische Kraft, den unbedingten Willen. Das alles hatten die Dortmunder. Respekt! Ich Freude mich für den BVB!“