Das erste Spiel nach Enke: Die Nummer 1 ist dabei

Im ersten Länderspiel nach dem Tod von Robert Enke bemühten sich alle Beteiligten um einen Schritt zurück in die Normalität. Ein Anfang, immerhin, scheint gemacht zu sein. Deutschland und die Elfenbeinküste trennten sich 2:2 (1:0).
von  Abendzeitung
Ein Trikot von Robert Enke liegt auf dem freien Platz auf der DFB-Bank.
Ein Trikot von Robert Enke liegt auf dem freien Platz auf der DFB-Bank. © AP

GELSENKIRCHEN - Im ersten Länderspiel nach dem Tod von Robert Enke bemühten sich alle Beteiligten um einen Schritt zurück in die Normalität. Ein Anfang, immerhin, scheint gemacht zu sein. Deutschland und die Elfenbeinküste trennten sich 2:2 (1:0).

Ob sich in ein paar Jahren noch jemand ans Ergebnis erinnert? Es waren ja allein die Umstände, die diese Partie gegen die Elfenbeinküste (2:2) so denkwürdig machten. Das Spiel 1 nach Robert Enke († 32). Dieser erste Versuch der Nationalelf, nach dem tragischen Selbstmord ihres Torhüters ein bisschen zur Normalität zu finden – er gelang. Auch wenn das Spiel unentschieden endete. Eine Bestandsaufnahme bei den Beteiligten.

Der DFB

Der Verband, dessen Chef Theo Zwanziger für seine Auftritte nach Enkes Tod viel Lob erhalten hatte, traf auch als Veranstalter dieser Partie den richtigen Ton. Er verzichtete auf Einlaufmusik oder Tor-Jingles. Das Stadionheft zeigte ein schwarz umrandetes Enke-Portrait. Statt der erwartbaren Schweigeminute ließ der DFB vor den Hymnen ein Video einlegen. Zweieinhalb Minuten Film, der Robert Enke, den passionierten Tierschützer, lachend mit Tieren zeigte, dann als Nationaltorwart. Und schließlich waren Bilder von den Trauerzeremonien in Hannover zu sehen. Das Fan-Lied „You’ll never walk alone“, das schon bei der Trauerfeier gespielt worden war, untermalte die Szenen.

Zwanziger saß still auf der Tribüne. Er hatte alles gesagt.

Die Spieler

Michael Ballack, verletzter Kapitän und langjähriger Enke-Spezl, trug vor dem Anpfiff ein Enke-Trikot mit der Nr.1 auf die Ersatzbank. Hier, zwischen Arne Friedrich und Andreas Beck, sollte der Verstorbene zumindest symbolisch im Kreis der Spieler dabei bleiben. Torhüter Tim Wiese trug gestern die Rückennummer 23, Manuel Neuer die 12.

Bei den Zeremonien vorm Anpfiff hatten die Stars angestrengt konzentriert gewirkt, beinahe eisern. Die erkennbare Kraft, mit der sie einander beim Einspielen des Enke-Films umarmten, verriet innere Anspannung.

Nach Spielbeginn ließ die nach, weil Lukas Podolskis Elfmetertor zum 1:0 (11.) früh für Entkrampfung sorgte. Podolski jubelte verhalten, mit erhobenem Zeigefinger und dem Blick zum Himmel.

Danach ging scheinbar vieles leichter. Zwar leistete sich Philipp Lahm, erstmals DFB-Kapitän, fahrige Fehler. Aber wie etwa Stefan Kießling eine Abseitsentscheidung mit ungläubigem Lachen kommentierte, das erschien: normal.

Die Fans

Spiel Schalke, ist Rock’n’Roll auf diesen Rängen. An diesem Abend war es lange: ein Requiem. Der Oberrang blieb beinahe leer. Nur vereinzelt hingen Plakate. „Helden leben lange, Legenden sterben nie“, stand auf einem. Erste Sprechchöre galten „Rooobert Enke“.

Das 1:0 wirkte wie ein Türöffner zurück in den Alltag. Nach 28 Minuten ging erstmals die Welle durchs Rund. Später folgten gar böse Pfiffe, als Torwart Neuer und Joker Gomez sich Patzer leisteten.

Der Gegner

Vorm Anpfiff trugen die Ivorer T-Shirts mit der Aufschrift: „In memoriam Robert Enke“, darunter dessen Portrait. Während der Trauerflor der DFB-Elf schlicht schwarz war, standen auf denen der Afrikaner der Name Enkes, sein Geburts- und Todesdatum. Nationaltrainer Vahid Halilhodzic: „Ein sehr emotionales Spiel.“

Das Fernsehen

Die ARD ließ erstmals vor einem Länderspiel den DFB-Psychologen Hans-Dieter Hermann zu Wort kommen. Er erzählte, wie er zuletzt Ansprechpartner gewesen war für die Spieler. „Einige sagten: ,Meine Gedanken sind sehr stark bei Robert.’ Damit mussten sie umgehen lernen.“ ARD-Experte Günter Netzer sagte: „Ich kann mich an keine Mannschaft erinnern, die so gefordert wurde. Sie haben sich hervorragend verhalten. Die Mannschaft hat – obwohl man es vielleicht nicht erwartet hat – eine einzigartige Einheit gezeigt.“

ill, ps

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