Das EM-Duell: Müller und Reus streiten um den Platz bei Löw

Statistiken lügen nicht, manchmal verraten sie aber auch nicht die ganze Wahrheit. Bei Thomas Müller (31) ist das anders. Der Offensivstar des FC Bayern überzeugt mit harten und weichen Faktoren zugleich. In 32 Pflichtspielen dieser Saison war Müller an 27 Toren direkt beteiligt (13 Treffer, 14 Vorlagen). Außerdem brilliert er als verlängerter Arm des Trainers auf dem Platz, er motiviert seine Teamkollegen, koordiniert das Pressing. Das Gesamtpaket Müller steht für Weltklasse.
Müller hat Chancen auf die EM
Und doch verzichtet Bundestrainer Joachim Löw in der deutschen Nationalmannschaft auf den Bayern-Profi. Noch. Denn wie Löw in der ARD und im "Kicker" ankündigte, hat Müller Chancen auf die EM im Sommer. "Der Charakter von Thomas Müller und Mats Hummels ist eher, dass sie andere in der Führung zulassen und nicht unterdrücken", erklärte der Bundestrainer. "Da gab es in früheren Generationen eher Typen, die die alleinige Chefrolle für sich beansprucht und damit alle anderen blockiert hätten." Müller, der Dortmunder Hummels (32) und auch Bayern-Verteidiger Jérôme Boateng (32), die Löw allesamt im Frühjahr 2019 aussortiert hatte, seien "außergewöhnliche Könner". Und deshalb trotz ihres Ü-30-Alters weiter ein Thema fürs Nationalteam.
Muss Löw im Gegenzug auf Reus verzichten?
"Einen Umbruch sollte man nie abbrechen und in eine völlig andere Richtung gehen. Besondere Umstände können eine Unterbrechung des Umbruchs aber rechtfertigen", ergänzte Löw. Umstände wie die Corona-Pandemie. Bei der EM im Sommer geht es schließlich um den maximalen Erfolg. Und da könnten Müller, Hummels und Boateng sicher helfen. Löw müsste dafür aber auf andere Topspieler verzichten, zum Beispiel auf ihn: Marco Reus (31). Der BVB-Kapitän hat seine Formkrise überwunden, in den vergangenen Wochen gehörte er zu Dortmunds besten Spielern. Dennoch: Seine Statistiken reichen bei weitem nicht an Müllers Werte heran. Reus kommt auf vier Tore und neun Assists in 34 Saisonspielen, zudem taucht er in schlechten Phasen immer wieder ab, Reus ist verletzungsanfällig. Viele Argumente sprechen daher für Müller.
Duell am Samstag könnte entscheidend sein
Weil es in der DFB-Offensive mit Timo Werner, Kai Havertz, Serge Gnabry, Leroy Sané, Amin Younes, Julian Brandt, Lars Stindl und Bayerns Youngster Jamal Musiala große Auswahl gibt, wird Löw wohl nur Müller oder Reus für das Turnier im Sommer nominieren. Die Partie am Samstag zwischen Bayern und Dortmund (18.30 Uhr/Sky) ist daher auch ein EM-Duell der beiden. Wie sich Uli Hoeneß entscheiden würde, liegt auf der Hand. "Thomas Müller ist ein Traum", sagte der Ehrenpräsident im Bayern-Magazin "51". Müller habe "einen unvorstellbaren Charakter, und wir können unglaublich stolz sein, diesen Spieler bei uns beim FC Bayern zu haben. Es gibt kaum einen besseren Botschafter für unseren Verein, und auch für den gesamten deutschen Fußball ist er ein grandioser Botschafter. Wenn ich einen malen müsste, würde ich ihn malen."