Das DFB-Team nach dem EM-Aus: Urlaubsreif

Die deutsche Nationalmannschaft verlässt nach dem Aus im Halbfinale Frankreich. Bundestrainer Löw hält sich die Zukunft offen. Bierhoff: „Er braucht Abstand.“ Im September geht es weiter – Richtung Russland.
Patrick Strasser |
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Enttäuschung nach dem EM-Halbfinale: Das DFB-Team freut sich nun auf Erholung.
imago Enttäuschung nach dem EM-Halbfinale: Das DFB-Team freut sich nun auf Erholung.

Marseille - Drei Maschinen, drei Ziele: Frankfurt, Düsseldorf und München standen am Freitagvormittag als Destinationen für die Nationalspieler zur Auswahl. Ab in den Urlaub.

Drei Wochen etwa haben die Bayern nun Zeit, den Körper zu regenerieren und die Enttäuschung aus den Köpfen zu bekommen. Das 0:2 gegen Frankreich verbaute den Weltmeistern von 2014, als dritte Nationalelf nach Frankreich (1998 und 2000) und Spanien (2010 und 2012) in die Geschichte einzugehen. Ein Weltmeister, der danach Europameister wird. Perdu, verloren.

Die nächste, für eine deutsche Mannschaft einmalige Chance, kommt in zwei Jahren in Russland. Einen WM-Titel konnte bislang noch keine DFB-Auswahl verteidigen. Zuvor steht aber die Trauer, die Aufarbeitung des Turniers.

Enttäuschung hielt sich in Grenzen

Doch die Enttäuschung war, verglichen mit den Halbfinal-Pleiten bei der WM 2006 gegen Italien (0:2 nach Verlängerung), und dem EM-Aus vor vier Jahren, ebenfalls beim letzten Schritt zum Finale (1:2 gegen Italien), eine ziemlich begrenzte.

Sind Weltmeister eben entspannter, wenn sie bei einer EM scheitern? Weil sie Weltmeister sind, amtierende noch dazu?

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„Wenn man etwas Positives daraus ziehen kann, dann, dass wir nicht nach einem schlechten Spiel nach Hause fahren“, meinte Torhüter Manuel Neuer, „wir haben uns weiterentwickelt, uns besser präsentiert als bei der EM 2012.“ In der Defensive ja, in der Offensive nein.

Der gegen Frankreich gesperrte und wirklich fehlende Mats Hummels analysierte abgeklärt: „Wenn wir das Spiel gewinnen, sagen alle: verdient. Es sind oft Kleinigkeiten – und die lagen dieses Mal nicht auf deutscher Seite. Deswegen ist es wichtig, die Grundidee beizubehalten. Und da ist unsere Herangehensweise in meinen Augen eine der stärksten.“

Rosarotes Ausscheiden

Keine Tränen, keine Wut. Ziemlich rosarot sah auch Joachim Löw das Ausscheiden. „Es ist wenig schiefgelaufen. Wir hatten nicht das notwendige Glück. Wenn wir in Führung gehen, haben wir das Spiel so dermaßen im Griff, da hat Frankreich keine Möglichkeit mehr. Der Elfmeter war natürlich ein Schock.“

Sein Urteil: „Ich fand Frankreich gut, aber wir waren besser.“ DFB-Chef Reinhard Grindel meinte am Frankfurter Flughafen: „Mir haben viele Kollegen von befreundeten Verbänden gesagt, dass wir für sie die beste Mannschaft bei dem Turnier waren.“ Seine Analyse: „Wir hatten während und vor der EM mit Verletzungen zu kämpfen und haben trotzdem spielerische Qualität und ein klares Spielkonzept gezeigt. Das ist vor allem der Verdienst des Bundestrainers.“

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Doch bleibt Löw überhaupt bis 2018, bis zum Ende seines Vertrages, den Grindel verlängern möchte? „Ich persönlich würde mich sehr Freude, wenn wir gemeinsam mit Jogi Löw den Weg in Richtung Titelverteidigung 2018 gehen können“, sagte Grindel, „wir alle beim DFB sind zuversichtlich, dass das geschehen wird.“ So wird es auch kommen. Löw hatte kurz vor Mitternacht auf der Pressekonferenz in Marseille seine Zukunft („Mein Vertrag ist heute Abend keinen Gedanken wert. Das warten wir jetzt erst einmal ab“) offen gelassen.

Bierhoff: "Nach Turnieren benötigt Jogi Ruhe"

Sein Vertrauter Oliver Bierhoff, seit 2004 Teammanager, erklärte: „Nach Turnieren benötigt Jogi immer etwas Ruhe und Abstand. Ich gehe aber fest davon aus, dass es in dieser Konstellation weitergeht.“ Womöglich möchte Löw in den nächsten Tagen lesen und hören, wie unentbehrlich er als Bundestrainer sei. Tut ja auch gut, wenn man ohne Pokal nach Hause zurückkehrt.

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Eine Alternative zu Löw gibt es tatsächlich aktuell auch nicht. Am Freitag wurde bekannt, dass Jürgen Klopp seinen Vertrag beim FC Liverpool bis 2022 langfristig verlängert hat. Und Thomas Tuchel hat erst vergangene Saison seine Abenteuer Dortmund begonnen, baut und strukturiert nun die Mannschaft mittelfristig um.

Was bleibt? Mats Hummels: „Eigentlich bleibt nichts. Wenn ich ein Turnier bestreite, will ich es gewinnen. Sonst war es kein Erfolg. Was bleibt, ist, dass wir sehen, dass wir mit unserer Idee von Fußball definitiv zu den besten der Welt gehören.“ Nächster Beweistermin in der Qualifikation für die WM 2018 (in Russland), die am 4. September in Oslo gegen Norwegen startet.

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