Club: Raus aus dem Fahrstuhl

Der 1. FC Nürnberg steht am Sonntag gegen Cottbus vor dem bereits siebten Aufstieg in die Bundesliga. Sogar Sportdirektor Bader sagt: „Ein bisschen Kontinuität würde nicht schaden“
NÜRNBERG Nein, nein, vorbereiten wollen sie die Aufstiegssause noch nicht. „Wir sind da gebrannte Kinder. Wir können auch spontan gut feiern“, sagt Nürnbergs Sportdirektor Martin Bader am Tag nach dem 3:0-Triumph im ersten Relegationsspiel in Cottbus.
Dass es am Sonntag im Rückspiel in Nürnberg (15.30 Uhr, ARD live) aber noch schief gehen könnte mit dem Aufstieg, das will in Nürnberg dann doch keiner glauben. Zu klar und überzeugend gewannen die Jungs um Trainer Michael Oenning in Cottbus, zu souverän präsentierten sich die Franken in der Lausitz. Und so wirken die Warnungen von Trainer Oenning und Sportdirektor Bader tatsächlich nur wie reine Vorsichtsmaßnahmen. „Der Verein hat in den letzten Jahren viel durchgemacht. Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir das nicht mehr aus den Händen geben“, sagt Bader. „Die Erwartungshaltung wird groß sein. Wir dürfen uns nicht einlullen lassen“, meint Oenning.
Gleichzeitig sagt der Trainer aber auch: „Wir haben die positive Energie voll aufgetankt und können sie jetzt voll ausleben. Wenn wir die positive Euphorie aus dem Hinspiel mitnehmen, dann spricht nicht viel dafür, dass es noch schief geht.“ Und Bader sagt: „Wir wollen am Sonntag den Fans das zurückgeben, was wir ihnen ein Jahr lang verwehrt haben.“ Sprich: Die Bundesliga.
Nürnberg wird also zum siebten Mal aufsteigen in die Beletage, damit werden sie sich den Titel des Rekordaufsteigers teilen dürfen mit Arminia Bielefeld. Genauso oft sind beide Klubs freilich auch abgestiegen aus der Bundesliga. Und den Titel des Rekordabsteigers würden die Cluberer gerne den Arminen überlassen. Die Franken wollen nun endlich das Image als Fahrstuhlmannschaft loswerden, die Nürnberger wollen raus aus dem Fahrstuhl. „Ein bisschen Kontinuität würde nicht schaden“, gibt auch Bader zu.
Das gilt freilich auch in Bezug auf die Mannschaft: 19 Spieler tauschten die Nürnberger vor einem Jahr nach dem überraschenden Abstieg aus, dieses Jahr soll der Kader weitgehend zusammenbleiben. Bader plant nur mit punktuellen Verstärkungen. „Wir haben 25 Spieler unter Vertrag, mit Aleksandar Mitreski und José Goncalves verlassen uns nur zwei. Wir sind also gut aufgestellt“, sagt Bader. Nürnbergs Etat war schon in der abgelaufenen Saison mit 24 Millionen Euro um eine Million höher als jener der Lausitzer, die die Cluberer am Donnerstag mit gepflegten Kombinationen an die Wand spielten und total blamierten. In der Bundesliga möchte Bader den Etat nun auf bescheidene 30 Millionen Euro erhöhen. „Wenn wir den Aufstieg schaffen“, so Bader, „bekommen wir auf jeden Fall eine Euphorie, die uns bis weit in die Saison trägt“.
Verstärken wollen sich die Cluberer übrigens mit einem Spieler des derzeitigen Gegners: Cottbus-Kapitän Timo Rost soll kommen. Der 30-jährige Mittelfeldspieler, ein Spezialist im Abstiegskampf, wurde einst in Nürnberg ausgebildet und darf Cottbus nach dem Abstieg ablösefrei verlassen.
Filippo Cataldo