Club: Aufgeschobener Jubel
Trotz des 2:1 gegen 1860 muss der Club in die Relegation – gegen euphorisierte Cottbuser.
NÜRNBERG Da half auch die großartige Kulisse nicht. 46000 Club-Fans waren gekommen, um im Frankenstadion Augenzeugen eines Aufstiegswunders zu werden. Doch bald war klar, dass sie nur einen weiteren Sieg ihres 1. FC Nürnberg gegen einen überforderten Gegner zu sehen bekommen würden – mit dem 2:1 gegen den TSV 1860 spielten sich die Franken ein für die Relegationsspiele gegen den Bundesliga-16. Energie Cottbus am Donnerstag (18 Uhr) und Pfingstsonntag (15.30 Uhr, beide ARD live).
Es muss also noch gezittert werden. Zwar hat das Team von Trainer Michael Oenning den nötigen Sieg eingefahren, doch um die direkte Bundesliga-Rückkehr perfekt zu machen, hätte der auf Rang zwei platzierte FSV Mainz 05 zu Hause gegen Oberhausen verlieren müssen. Doch bereits vor den Nürnberger Treffern durch Christian Eigler (30.) und Marek Mintal (34.) hatte sich auf den Tribünen herumgesprochen, das daraus nichts werden würde. Bereits nach 17 Minuten lag Mainz 2:0 in Führung (siehe rechts), am Ende stand’s beim Rivalen 4:0.
Zwar hatten ein paar Club-Fans ein optimistisches Plakat vorbereitet („Relegation? Ab in die 1. Liga!“), doch die Stimmung war doch eher gedämpft: aufgeschobener Jubel. Ganz im Gegensatz zum kommenden Gegner. Bei Energie Cottbus, dem einzigen Ost-Klub der Bundesliga, herrscht nach dem 3:0 gegen Leverkusen riesige Zuversicht vor den Relegationsduellen.
Direkt nach dem überrascehnd deutlichen Triumph verkündete Manager Steffen Heidrich: „Noch heute Nacht beginnt die Vorbereitung auf die Relegation. Der ganze Verein ist jetzt im Ausnahmezustand, von den Spielern bis zur Geschäftsstelle. Die Pläne haben wir in der Tasche.“ Und angesichts der großartigen Stimmung im Stadion der Freundschaft sagte er weiter: „Natürlich wollen wir diese Euphorie jetzt mitnehmen.“ Was auch Energie-Kapitän Timo Rost so sah: „Das wir zuerst zu Hause spielen, ist ein Vorteil für uns.“ Vielleicht auch, dass der sonst so strenge Trainer Bojan Prasnikar seinen Kickern den Sonntag trainingsfrei gab. Was auch für Energie spricht, ist die Form von Keeper Gerhard Tremmel. „Er war unglaublich gut. Ich hoffe, dass er das auch in der Relegation zeigen kann. Das könnte entscheidend sein“, so Prasnikar.
Sogar Franz Beckenbauer staunte über die Stehaufmännchen aus der Lausitz. Bei „Premiere“ sagte er: „In den letzten Jahren waren sie immer schon abgestiegen. Und plötzlich sind sie wieder da.“