Chelsea gegen Real Madrid: Tuchel glaubt an die Sensation

Was Thomas Tuchel mit Herbert Achternbusch verbindet? Nicht allzu viel wahrscheinlich, was die intellektuelle Ausrichtung angeht, aber wer weiß: Womöglich liest der Chelsea-Coach auch noch die satirischen Texte des im Vorjahr verstorbenen Münchner Originals/Genies. In "Die Atlantikschwimmer" hat Achternbusch Mitte der 70er-Jahre eine Sentenz formuliert, die sich ins kollektive Bewusstsein eingebrannt hat: "Du hast keine Chance, aber nutze sie!" Und damit zurück zum Sport.
Tuchel: Chelsea wird "es versuchen"
Nichts anderes als ein "fantastisches Drehbuch" braucht der Teammanager des FC Chelsea, um nach der Hinspiel-Pleite gegen Real Madrid noch Chancen auf ein Happy End im Viertelfinal-Drama der Champions League zu haben. "Es ist unwahrscheinlich, aber es ist es wert, es zu versuchen", sagte Tuchel: "Und wir werden es versuchen."
Der Titelverteidiger steht mit dem Rücken zur Wand: Nach dem 1:3 im ersten Duell an der Stamford Bridge droht das Aus in der Königsklasse und als wäre der Rückstand alleine nicht schon schwer genug, muss Chelsea diesen auch noch im Estadio Santiago Bernabeu beim Champions-League-Rekordgewinner aufholen.
In diesem Stadion am Dienstag (21 Uhr/DAZN) als Auswärtsteam zu spielen, sei "eine der größten Herausforderungen", sagte Tuchel. Erst recht, "wenn du gewinnen musst mit einem Minimum von zwei Toren Unterschied".
Tuchel ist klar, das alles macht es "fast unmöglich". Immerhin ist bei den Blues ein Fünkchen Hoffnung zurückgekehrt, es sei "immer erlaubt zu träumen", betonte der 48-Jährige. Vergangene Woche klang das noch ganz anders...
Niederlage sorgte für Wut und Enttäuschung
"Enttäuscht" und "wütend" war Tuchel nach der Demütigung durch Madrid um den herausragenden Dreifach-Torschützen Karim Benzema gewesen. Chancen auf das Halbfinale hatte er in dem "Moment nicht" gesehen.
Nach der Länderspielpause war die Mannschaft völlig von der Rolle gewesen. Einem 1:4 gegen Brentford folgte das Debakel gegen Real. Mit dieser Leistung werde sein Team erst erneut in der Liga "verlieren und dann im Bernabeu verprügelt" werden, hatte Tuchel prophezeit.
Ersteres trat schon mal nicht ein. Mit einem 6:0 schoss sich Chelsea beim FC Southampton den Frust von der Seele, doch gegen Real sei es "ein völlig anderes Spiel" und eine "sehr schwere Aufgabe", so Tuchel: "Daran ändert sich nichts."
Angesichts der fast aussichtslosen Lage hofft Tuchel auf ein Spiel, "in dem unser Glaube mit unseren Taten wächst". Doch Glaube allein wird gegen Benzema und Co. nicht helfen. "Realistisch müssen wir viel geben und auf Top-Niveau sein", sagte Tuchel. Die Chance sei "nicht die größte", aber "wir werden nicht weniger geben, nur weil es unwahrscheinlich ist, dass wir weiterkommen."
Tuchel: Noch einmal alles geben
Gedanken an das endgültige Aus schiebt Tuchel noch beiseite. Das werde er "nicht akzeptieren, bevor es wirklich endet". Und wenn, dann nur mit erhobenem Kopf: "Alles auf dem Platz lassen", zeigen, "dass wir härter arbeiten können" und "unser wahres Gesicht zeigen", forderte er. Dann "akzeptieren wir, was immer kommt". Auch, wenn es das Ende ist.