Chefs im DFB-Team: Die Bosse aus Bayern

Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger sind die beiden unumstrittenen Chefs in der DFB-Auswahl. Die AZ erklärt, wer in der Hierarchie danach kommt.
von  Patrick Strasser
Bastian Schweinsteiger ist der Emotional Leader, das gilt beim FC Bayern und soll auch bei der EM in der Nationalmannschaft gelten. Die Kapitänsbinde trägt Philipp Lahm – bei den Bayern, wie auch im DFB-Team.
Bastian Schweinsteiger ist der Emotional Leader, das gilt beim FC Bayern und soll auch bei der EM in der Nationalmannschaft gelten. Die Kapitänsbinde trägt Philipp Lahm – bei den Bayern, wie auch im DFB-Team. © sampics/Matzke

Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger sind die beiden unumstrittenen Chefs in der DFB-Auswahl. Die AZ erklärt, wer in der Hierarchie danach kommt – und wer sich bei der EM hinten anstellen muss

DANZIG Von wegen flache Hierarchie. Ganz klar ist die Rollenverteilung, die offizielle Job-Beschreibung lässt keine Zweifel. „Jogi ist das Gesicht unseres Teams, ich fühle mich in unserer Rollenverteilung sehr wohl”, sagt Co-Trainer Hansi Flick über Cheftrainer Joachim Löw. Es läuft so wie Flick es beschreibt: „Wir entscheiden weitgehend gemeinsam. Im Zweifelsfall hat natürlich Jogi das letzte Wort.” Punkt.

So klar ist die Hierarchie innerhalb des 23-Mann-Kaders der Nationalelf nicht. Das Team findet sich noch, so hoffen die Trainer – und das wenige Tage vor dem Turnierbeginn. Man war ja auch kaum zusammen in dieser puzzle-haften Vorbereitung. Erst ab Montag, ab der Ankunft im Mannschaftsquartier Dwor Oliwski, ist Zeit für Sitzungen und gruppendynamische Prozesse. „Wir haben genügend Führungsspieler. Sie werden während des Turniers voll da sein", versprach Torwart Manuel Neuer nach dem 2:0 im letzten Test gegen Israel. Es besteht Nachholbedarf – was vor allem daran liegt, dass Bastian Schweinsteiger seit Oktober kein Länderspiel mehr bestritten hat und erst in Polen wieder ins Teamtraining einsteigt.

Seit dem Beginn der Vorbereitung hat sich eine Hackordnung herausgebildet, die nun in der Endphase der EM-Vorbereitung bestätigt werden muss.
Die AZ erklärt, wer bislang seinen Platz auf welcher Ebene gefunden hat.


Lahm, Schweinsteiger: Die Bosse, der eine mit Binde, der andere mit Führungsqualitäten: Philipp Lahm hat die beiden höchsten Ämter des deutschen Fußballs inne, ist Bayern- und DFB-Kapitän. Sein Credo lautet: „Respekt und Stellenwert in der Gruppe bekommt man nicht durch das Auftreten, sondern durch die Leistung auf dem Platz. Ich muss das Bindeglied zwischen Team und Trainer zu sein.” Sein Vize ist Bastian Schweinsteiger, Löw nennt ihn seit 2008 den „Emotional Leader”. Allerdings muss der Bayern-Star dieser Tage selbst noch seelisch aufgepäppelt werden nach dem fatalen Pfostenschuss im Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea.


Klose, Podolski: Am Spieltag gegen Portugal wird Miroslav Klose 34 Jahre alt. Er ist der älteste im Kader, hat mit 116 die meisten Länderspiele. „Miro wirkt ja wie ein 25-Jähriger”, lobt Löw, „er ist schnell, beweglich, fußballerisch stark.” Nun muss er nur noch fit werden. An seiner Seite Kumpel Lukas Podolski, ebenso polnisch-stämmig. Eine Integrationsfigur, immer noch Stimmungsbeauftragter. Gestern bestieg er sogar mit geballter Faust den Flieger in Richtung Danzig. Hat durch seinen Wechsel zu Arsenal an Respekt gewonnen, ist für Arne Friedrich in den Mannschaftsrat aufgerückt.


Mertesacker: Der ehemalige Bremer hat eine Sonderstellung. Obwohl seit Februar verletzt, hält Löw zum Arsenal-Verteidiger. Strahlt Autorität aus, fünftes Mitglied im Mannschaftsrat.


Khedira, Özil: Seit zwei Jahren bei Real Madrid, gerade spanischer Meister geworden, bilden sie mit Schweinsteiger das Herzstück der Mannschaft, den Kern des Mittelfelds. Von ihnen müsste jedoch noch mehr integrativer Input kommen.


Neuer, Müller, Badstuber: Unumstrittene Stammspieler, doch alle drei Bayern-Profis spielen erst ihr zweites Turnier. Über die Connection zu Schweinsteiger weiter oben in der Rangordnung.


Boateng, Kroos: Die Zwischenspieler – zwischen Stammelf und Bank. Boateng darf rechts hinten ran, wenn Lahm links verteidigt, Kroos nur, wenn Schweinsteiger oder Khedira ausfallen. Insgesamt zu ruhig.


Gomez, Hummels, Schürrle: Besonders der Bayern-Torjäger hat schlechte Laune, seine Rolle als Jokerstürmer scheint zementiert. „So ein Spieler wie Klose tut uns schon wahnsinnig gut”, meinte Löw, „vielleicht auch noch für die Zukunft nach dem Turnier." Geht Methusalem Miro noch 2014 in Brasilien mit 36 auf Rekordjagd? Hummels (Innenverteidigung) und Schürrle (für Podolski) sind die ersten Einwechselspieler.


Reus, Götze: Die jungen Joker für alle offensiven Positionen. Mit Chancen auf Kurzarbeit.


Höwedes, Schmelzer: Beide Außenverteidiger sind Lahm-Opfer, müssen sich auf eine Beobachter-EM einstellen.


Bender, Gündogan: Auch dabei, zum Erfahrung sammeln.


Wiese, Zieler: Die Ersatzkeeper. Wichtig nur im Training - und falls der Ernstfall eintritt.

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