Bundestrainer contra Mehmet Scholl: "Äußerst negativ"

Joachim Löw verteidigt seinen Chefscout Urs Siegenthaler. "Da sollte sich der ein oder andere einmal Gedanken machen."
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Eingespieltes Duo beim DFB: Bundestrainer Joachim Löw (l.) und Chef-Scout Urs Siegenthaler.
dpa Eingespieltes Duo beim DFB: Bundestrainer Joachim Löw (l.) und Chef-Scout Urs Siegenthaler.

Evian - Der Mann braucht kein Tablet, keinen Laptop. Zumindest nicht, wenn er auf der Tribüne sitzt und seinem Job nachgeht. Und so beobachtete Urs Siegenthaler, Jobprofil DFB-Chefscout, am Sonntagabend im "Stade de France" das 5:2 der Franzosen im Achtelfinale gegen Island – wie gewohnt mit Stift und Notizzettel. Gestern kehrte er ins deutsche EM-Quartier nach Evian zurück und berichtete der sportlichen Leitung bei einer Tasse Kaffee von seinen gewonnenen Eindrücken des deutschen Halbfinalgegners. Business as usual.

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An nicht ganz so gewöhnlichen, da nervenaufreibenden Tagen. Oder prallte die harsche Kritik des ARD-Experten Mehmet Scholl vor fast 30 Millionen TV-Zuschauern ohne größere Nebenwirkungen am 68-jährigen Schweizer einfach ab? "Jeder kann seine Meinung sagen. Damit habe ich keine Probleme", sagte Siegenthaler gelassen. Ex-Nationalspieler Scholl, 45, seit 2008 für die ARD im Einsatz, hatte während der Übertragung des Viertelfinales gegen Italien in Zuge der Diskussion um die veränderte Taktik von Bundestrainer Joachim Löw gespottet: "Der Herr Siegenthaler möge bitte seinen Job machen, morgens liegen bleiben, die anderen zum Training gehen lassen und nicht mit irgendwelchen Ideen kommen." Der DFB-Chefscout "und Konsorten" (O-Ton Scholl) seien also nicht mehr als Fehler-Einflüsterer für Löw.

"Vor 1000 Jahren haben die Menschen die Erde auch nicht als Kugel gesehen."

Was den Bundestrainer verärgerte. "Ich finde es äußerst negativ, wenn man wertvolle Mitarbeiter so persönlich angreift. Das finde ich nicht in Ordnung, weil Außenstehende die Abläufe nicht beurteilen können. Da sollte sich der ein oder andere einmal Gedanken machen", sagte Löw am Vormittag in Évian Richtung Scholl. Ganz so cool hat Siegenthaler die Attacke dann doch nicht hingenommen, der "Bild" sagte er: "Ich weiß nicht, was ich Herrn Scholl getan habe. Sich so zu äußern, ist Scholls gutes Recht. Ich kenne ihn allerdings persönlich nicht."

Auf die sachliche Kritik des Ex-Nationalspielers, der in einem Statement von ARD Sportkoordinator Axel Balkausky ("Scholl ist und bleibt er für uns die ideale Besetzung") verteidigt wurde, antwortete Siegenthaler: "Vor 1000 Jahren haben die Menschen die Erde auch nicht als Kugel gesehen." Eine feine Spitze. Er verteidigte auch sein Team um Christofer Clemens und Stephan Nopp, die gemeinsam mit einem Team der Sporthochschule in Köln alle relevanten Daten erheben und filtern: "Ob 20 oder 30 Leute, das sind alles hervorragende Experten."

Der frühere DFB-Teamchef Franz Beckenbauer gab Siegenthaler und Löw Rückendeckung: "Es gehört zum modernen Fußball, dass man mehrere Systeme einsetzt. Es wäre geradezu fahrlässig von Jogi Löw gewesen, sich nicht auf Italien einzustellen."

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