Bundesliga-Wechselfieber: Clubs machen Kasse

Düsseldorf (dpa) - Wechselfieber im Winterschlussverkauf - in der Fußball-Bundesliga herrschte bis zum Transferende am 31. Januar hektische Betriebsamkeit. Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur dpa nahmen die 18 Vereine so viel Geld ein wie nie zuvor in der zweiten Wechselperiode.
von  dpa

Düsseldorf (dpa) - Wechselfieber im Winterschlussverkauf - in der Fußball-Bundesliga herrschte bis zum Transferende am 31. Januar hektische Betriebsamkeit. Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur dpa nahmen die 18 Vereine so viel Geld ein wie nie zuvor in der zweiten Wechselperiode.

Mehr als 75 Millionen Euro für 45 Abgänge flossen in die teilweise maroden Kassen der Clubs. Im Gegenzug besserten die Vereine ihre Kader mit 40 Neuzugängen auf, für die sie mehr als 45 Millionen Euro hinblätterten. Im gleichen Vorjahreszeitraum standen 42 Zugängen (13,5 Millionen) 57 Abgänge gegenüber, mit denen gerade einmal 5,5 Millionen Euro erlöst wurden.

Bis zuletzt glühten fast überall die Drähte, vor allem beim VfL Wolfsburg, dem FC Schalke 04 und Eintracht Frankfurt. Dann zerschlug sich der Wechsel von Jefferson Farfan zu den "Wölfen", weil es Probleme mit der Vertragsauflösung des Peruaners gegeben haben soll. Und der als Farfan-Ersatz gedachte Frankfurter Patrick Ochs gab Schalkes Trainer Felix Magath einen Korb.

Stattdessen gelang es Wolfsburgs Manager Dieter Hoeneß in letzter Sekunde, Ersatz für den zu Manchester City abgewanderten Edin Dzeko zu finden. Für rund fünf Millionen Euro Ablösesumme kommt der bei Bayer Leverkusen zum Reservisten degradierte Patrick Helmes. Zudem holte der VfL den türkischen Nationalmannschaftskapitän Tuncay und den tschechischen Nationalspieler Jan Polak für zusammen geschätzte sechs Millionen Euro. "Der Verein hat hart an den Neuzugängen gearbeitet, und am Ende hat es sich gelohnt: Wir haben jetzt insgesamt sechs Spieler dazubekommen und unseren Kader dadurch verbessert", sagte Wolfsburgs Trainer Steve McClaren.

Der gewohnt umtriebige Schalke-Coach Magath, der teure Spieler wie Jermaine Jones (Blackburn Rovers) und Ivan Rakitic (FC Sevilla/1,5) ziehen ließ, schlug in letzter Sekunde auf dem Schnäppchen-Markt zu. Der Ghanaer Anthony Annan (Rosenborg Trondheim/2,5) soll künftig im defensiven Mittelfeld die Fäden ziehen. Überraschend zog Magath neben dem griechischen Ex-Europameister Angelos Charisteas auch den Iraner Ali Karimi (beide vertragslos) aus dem Hut. Den mittlerweile 32 Jahre alten Mittelfeldakteur hatte Magath einst schon zu Bayern München gelotst. "Es liegt nur noch an Formalien. Ich freue mich, dass wir noch einen erfahrenen Spieler hinzubekommen", sagte Magath.

Ungewöhnlich viele prominente Spieler für schwindelerregende Summen wechselten die Seiten. Als teuerster Winter-Transfer geht Vorjahres-Torschützenkönig Dzeko in die Historie ein. Den Abgang des Angreifers zum englischen Premier-League-Club ließ sich Wolfsburg mit 35 Millionen Euro versüßen. Bayern München holte sich den Hoffenheimer Luiz Gustavo für 17 Millionen Euro, worauf sich Kapitän Mark van Bommel wegen der "besseren sportlichen Perspektive" für den AC Mailand entschied. Zudem verließen Martin Demichelis (Malaga/3,0 Millionen Euro) sowie David Alaba und Edson Braafheid (beide Hoffenheim) den deutschen Rekordmeister. Hugo Almeida (Besiktas Istanbul) kehrte Werder Bremen den Rücken.

Beim Transferpoker kämpften nicht nur die Manager und Berater, sondern auch die Profis teilweise mit harten Bandagen. So sorgte neben Farfan, Dzeko und Ruud van Nistelrooy, der eine Rückkehr zu Real Madrid forcierte und doch keine Freigabe vom Hamburger SV erhielt, auch Demba Ba mit seinem erzwungen Abgang wochenlang für Wirbel. Schließlich landete der Stürmer bei West Ham United und spülte 1899 sieben Millionen Euro in die Kasse. Die Kraichgauer (24,1) sind nach Wolfsburg (35,5) die Einnahme-Könige. Allerdings reinvestierte 1899 auch kräftig und leistete sich den Niederländer Ryan Babel (FC Liverpool/7,0) und Roberto Firmino (Tombense/4,0).

Nicht nur Frankfurts Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen kritisierte das Hauen und Stechen in der seit 2002 üblichen Wintertransferperiode bis zum 31. Januar. Zumal die Rückrunde bereits zwei Wochen zuvor begann. "Hätte ich das Sagen, gäbe es nur eine Wechselperiode im Sommer. Da bin ich erzkonservativ."

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