Bundesliga mit ausländischem Pay-TV

Viele TV-Sender in Europa zeigen die Bundesliga, aber nur wenige Spiele - und teuer. Die AZ informiert über die Folgen des europäischen Pay-TV-Urteils.
von  bs
Sky überträgt die Bundesliga derzeit im Bezahlfernsehen.
Sky überträgt die Bundesliga derzeit im Bezahlfernsehen. © dapd

Viele TV-Sender in Europa zeigen die Bundesliga, aber nur wenige Spiele - und teuer. Die AZ informiert über die Folgen des europäischen Pay-TV-Urteils.

München Ein Gerichtsurteil euphorisiert und verunsichert Fußball-Fans zugleich. Wird es bald billiger sein, die Bundesliga zu sehen? Laut dem EU-Urteil darf es nicht mehr verboten sein, auch über ausländische TV-Anbieter die Bundesliga zu sehen. Die englische Wirtin Karen Murphy hatte in ihrem Pub über einen griechischen Anbieter die englische Premier League gezeigt und sollte dafür eine Geldstrafe zahlen. Sie klagte und gewann. Doch was für Folgen hat das Urteil für deutsche Fußball-Fans? Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.


Wie kann ich Bundesliga mit ausländischen Anbietern empfangen?
Mit einer (großen) Satellitenschüssel und einem Digital-Receiver. Zusätzlich benötigt man eine Karte des jeweiligen Anbieters, die die Kanäle freischaltet. Je nach Receiver kann auch noch ein CI-Modul (ab 50 Euro) nötig sein, in das die Karte gesteckt wird. Im Internet sind solche Receiver zu haben (unter 100 Euro). „Man sollte nur auf den Verschlüsselungsstandard des Anbieters achten“, rät Sepp Reitberger von der Computerzeitschrift „chip“. Beim Media Markt München heißt es, die Geräte seien bald im Sortiment. Über Kabel ist die Bundesliga nicht bei ausländischen Anbietern zu sehen.


Welche Anbieter gibt es im Ausland und was kosten sie?
Es gibt sehr viele Anbieter, die die Bundesliga in ihren Paketen anbieten: Polsat Sport (Polen), Orange (Frankreich), Canal+ (Spanien), sky Italia (Italien), Setanta Sports (Australien), CCTV (China) oder Nova TV (Griechenland). Billig sind sie aber nicht unbedingt: Bei Nova kostet ein Abo mit wenigen ausgewählten Spielen rund 52 Euro. Bei Orange muss der Kunde für ein Monats-Abo mit maximal vier Ligaspielen pro Wochenende rund 30 Euro berappen. Canal+ fordert 16,95 Euro pro Monat, bietet ab nur sehr wenige Bundesliga-Spiele. Die ausländischen Anbieter haben zudem Rechtepakete, die zum Beispiel nicht immer Spiele des FC Bayern beinhalten. Das Sport-Paket von Sky kostet Privatkunden rund 45 Euro pro Monat. Für Kneipen kostet das Monatsabo je nach Größe ab 189 Euro. Maximal müssen Wirte 589 Euro zahlen.


Können Sky-Kunden wegen des Urteils ihre Verträge kündigen?
Nein. „Sky-Kunden können nicht aus ihren bestehenden Verträgen. Es existiert nach diesem Urteil kein Sonderkündigungsrecht“, heißt es bei der Verbraucherzentrale.


Wie reagiert Sky?
Große Sorgen vor einem Abonnentenschwund scheint sich der deutsche Pay-TV-Kanal nicht zu machen. Man habe ein besseres Angebot als ausländische Anbieter, die nur ausgewählte Spiele mit Kommentar in der Landessprache zeigen. Grundsätzlich sei der deutsche Markt anders strukturiert als der in England, sagt ein Sky-Sprecher. Ansonsten verweist Sky auf die Deutsche Fußball-Liga (DFL), mit der man an einer Lösung arbeiten will. Ob Sky bei den nächsten Verhandlungen weniger Geld für die Rechte bietet, ist offen. Dass Sky billiger wird, gilt als sehr unwahrscheinlich.


Was sagt die DFL zum Urteil?
Nicht viel. Man sei nicht überrascht gewesen von dem Urteil. Die Erlöse aus der Auslandsvermarktung der Bundesliga-Rechte betragen ohnehin nur 25 Millionen Euro pro Saison. Fast lächerlich gegenüber den 412 Millionen, welche die DFL für die Rechte innerhalb Deutschlands kassiert. Möglicherweise verzichtet die DFL auf die Auslandsvermarktung in Europa oder vergibt die Rechte an einen einzigen Anbieter, vielleicht Sky, der sie dann europaweit verteilt.

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