Briten wollen Fußball-Ehre retten
Die Dominanz der Premier League ist gebrochen: In der Champions League ist kein Verein mehr vertreten. Nun soll die Ehre des Fußball-Mutterlandes in der Europa League gerettet werden.
München - Eigentlich ist Arsene Wenger ein Gentleman, bekannt für sein besonnenes Gemüt und seine fast staatsmännische Zurückhaltung. Doch angesichts der momentanen Situation im europäischen Fußball platzte ihm kürzlich der Kragen.
„Das ist ein gewaltiger Warnschuss für den englischen Fußball“, sagte Wenger mit sorgenvoller Miene. Während die deutschen Teams am Donnerstag kollektiv vor dem Fernseher sitzen, wollen Chelsea, Tottenham und Newcastle die britische Ehre retten.
Nur der Titel in der Europa League wäre ein akzeptables Trostplaster für das historische Scheitern in der Königsklasse. Nun ist Wenger als Trainer des FC Arsenal zwar überhaupt nicht mehr auf der europäischen Bühne vertreten. Doch sein Wort hat in England Gewicht. Vor den Viertelfinalspielen in dem auf der Insel eher stiefmütterlich behandelten europäischen B-Pokal stellte Wenger ernüchtert fest: „Der Rest Europas hat uns eingeholt.“
Gewohnt sind sie auf der britischen Insel paradiesische Zustände. In sieben der vergangenen acht Champions-League-Finals stand ein englisches Team, von 2007 bis 2009 kamen immer drei der vier Halbfinalisten aus dem Königreich. Seit 1999 ging der begehrte Henkelpott immerhin vier Mal nach England. Und jetzt geht es „nur“ noch um die Europa League.
Doch vor allem der FC Chelsea mit dem Ex-Hoffenheimer Demba Ba brennt auf Wiedergutmachung für das peinliche Aus in der Gruppenphase der Königsklasse. Vor dem Duell mit den Russen von Rubin Kasan sorgt beim letztjährigen Champions-League-Sieger aber mal wieder Jose Mourinho für Unruhe.
Ex-Chelsea-Stürmer Didier Drogba brachte eine Rückkehr des Startrainers an die Stamford Bridge ins Gespräch. „Ich glaube nicht, dass er mit Chelsea fertig ist“, sagte Drogba der BBC, „und Chelsea auch nicht mit ihm.“ Mourinho könnte zu den Blues zurückkehren, da er in London ein „nicht abgeschlossenes Business“ hätte.
Im Gegensatz zu Newcastle United (bei Benfica Lissabon) geht Chelsea als klarer Favorit in sein Viertelfinale, muss dabei aber auf Ashley Cole verzichten. Der Linksverteidiger hatte sich beim 1:0-Erfolg seines Klubs am Montag im FA-Cup gegen Manchester United am Oberschenkel verletzt. Auch Tottenham Hotspur (gegen Basel) wird bei den Buchmachern hoch gehandelt.
Wirft man einen Blick in die Statistik, führt kein Weg an den englischen Teams vorbei. So holte in den beiden zurückliegenden Jahren jeweils eine Mannschaft aus dem Land den Titel, das drei Viertelfinal-Teilnehmer stellte. 2011 gewann Porto in einem rein portugiesischen Finale gegen Braga, 2012 besiegte Atletico Madrid in einem spanischen Duell Bilbao.