Brinkmann: "Marozsán – eine wie Lothar Matthäus"

Ex-Kultprofi Ansgar Brinkmann spricht hier über seine Leidenschaft für Frauenfußball, den Kontakt zum Team und Silvia Neid. "Coole Frau".
von  Julian Buhl
Absolute Säule bei den deutschen Fußballerinnen: Dzsenifer Marozsan.
Absolute Säule bei den deutschen Fußballerinnen: Dzsenifer Marozsan. © firo/Augenklick/Carmen Jaspersen/dpa/AZ

München - Die AZ hat mit Ansgar Brinkmann gesprochen. Der jetzt 48-Jährige war einer der Kultkicker des deutschen Fußballs. Er ist bekennender Frauenfußball-Fan.

AZ: Herr Brinkmann, als Tribünen-Sitznachbar von Ex-Bundestrainerin Silvia Neid sind Sie bei der EM zu einem Gesicht des Frauenfußballs geworden. Wie finden Sie das?
ANSGAR BRINKMANN: Ich kann an der Bezeichnung überhaupt nichts Negatives finden – im Gegenteil. Warum sollte ich das nicht gerne sein? Ich bin ja mit Frauenfußball groß geworden. Meine Schwester Ingrid hat selber Bundesliga gespielt, sie war mein Vorbild. Ich habe viel mit ihr gebolzt bei Wind und Wetter.

Am Samstag trifft Deutschland im Viertelfinale auf Dänemark. Welchen Eindruck haben Sie bisher vom DFB-Team?
Natürlich hat das DFB-Team noch nicht so gespielt, wie wir das gewohnt sind. Auch bei der EM ist schön, zu sehen, dass die sogenannten Kleinen mächtig dagegenhalten.

Werden Sie das Dänemark-Spiel wieder live im Stadion verfolgen?
Ja klar, ich schaue gerne zu, wie die sich reinkrallen.

Wieder neben Silvia Neid?
Neben ihr zu sitzen, ist sehr angenehm. Sie ist sehr freundlich und wirklich ‘ne coole Frau. Aber auch wenn ich neben dem Busfahrer des DFB sitze, sitze ich da genauso gerne.

Und wie ist Frau Neid so als Sitznachbarin?
Ich habe ihr gleich gesagt, dass es mir eine Ehre ist. Dann sind wir so ins Gespräch gekommen. Ich kenne ja viele im Frauenfußball. Mit Doris Fitschen und Steffi Jones (Managerin und Bundestrainerin, d.Red.) war ich 1998 schon zusammen Kaffeetrinken, habe bei ihren Spielen zugeschaut. Neid hat alles gewonnen, was man als Trainerin gewinnen kann, war eine überragende Fußballerin. Dazu ist sie noch sympathisch. Was will man mehr?

Sie galten als echter Typ im Fußballgeschäft. Wer sind die Typen in der Frauen-Nationalmannschaft?
Die gibt es da definitiv auch. Ich kenne ein paar Storys.

Interessant.
Es gibt ein paar, die ihren Weg gehen, Typen, die sich nicht alles gefallen lassen, auch außerhalb des Platzes unterhaltsam sind. Aber alles, was ich da weiß, weiß ich von Freunden. Und Freunde muss man schützen. (lacht)

Sie wurden in Ihrer Profikarriere "der weiße Brasilianer" genannt. Wer sind die "weißen Brasilianerinnen" im Frauenfußball?
Die Norwegerin Caroline Hansen von Wolfsburg ist eine Spielerin, die mit viel Mut und hohem Risiko spielt, auch mal Eins-gegen-eins-Situationen sucht. Wir haben zum Beispiel eine Dzsenifer Marozsán, die gerade in Deutschland und Frankreich zur Fußballerin des Jahres gewählt wurde. Sie hat mit Lyon den Pokal, die Meisterschaft und die Champions League gewonnen und jetzt gute Chancen, Weltfußballerin zu werden. Ihre und meine Karriere sind so weit voneinander entfernt wie die Erde vom Mond. Ich habe 20 Jahre im Abstiegskampf gespielt, sie hat schon alles gewonnen. Das geht bei ihr schon Richtung Lothar Matthäus.

Unter anderem mit Marozsán und Simone Laudehr haben Sie eine Whatsapp-Gruppe. Was wird da so geschrieben?
Wir sind alle ein bisschen fußballverrückt und tauschen uns da aus. Ich habe in Frankfurt oft Spiele von den Mädels gesehen, als sie noch da gespielt haben. Durch die Whatsapp-Gruppe sind wir weiter in Kontakt. Es gibt auch viel zu lachen. Aber was da unter Freunden geschrieben wird? Das ist wie in Vegas. Was in Vegas passiert, bleibt auch in Vegas.

Könnten Sie sich vorstellen, mal als Trainer eines Frauenteams zu arbeiten? Vielleicht sogar irgendwann mal als Nationalcoach?
Ich habe bei den Mädels noch niemanden gesehen, der sagt: "Der Rasen ist zu hoch, die Sonne zu heiß, der Trainer versteht mich nicht." Bei vielen jungen Profis im Männerfußball kann das ganz schnell gehen, weil sie zu viel Kohle verdienen. Die Mädels haben alle Bock auf Fußball. Die bekommen teilweise gerade mal 300 Euro Spritgeld, studieren nebenbei noch oder haben einen Halbtagsjob. Und trotzdem knallen sie sich das volle Programm des Leistungssports rein. Ich schließe es also nicht aus, da mal eine Aufgabe zu übernehmen. Aber es muss ja nicht gleich als Nationaltrainer der Frauen sein. (lacht)

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