Breitner gegen Krankl: "Sargnagel" - "Eierschädel"

Vor dem Nachbarschaftsduell streiten sich die Fußball-Legenden Hans Krankl und Paul Breitner um die Bedeutung von Cordoba 1978. War das 3:2 wirklich ein Wunder – oder doch ein Fluch?
Patrick Strasser |
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Begegneten sich auch auf dem Fußballplatz eher unsanft: Krankl (l.) stoppt Breitner (r.) 1982 per Foul.
imago Begegneten sich auch auf dem Fußballplatz eher unsanft: Krankl (l.) stoppt Breitner (r.) 1982 per Foul.

Wien - „Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich!" Das ist der Schlachtruf der Austria-Fans. Er könnte auch lauten: Immer wieder Cordoba! Jener Ort in Argentinien, den die Österreicher seit dem 21. Juni 1978 am liebsten eingemeinden würden. Mit 3:2 besiegte die Elf um Torjäger-Legende Hans Krankl damals die DFB-Elf um Kapitän Berti Vogts. "I wer' narrisch", brüllte ORF-Reporter Edi Finger senior beim letzten Tor von Krankl ins Mikrofon. Narrisch wor'n ist schon lange keiner mehr beim Nachbarschaftsduell. Der letzte Sieg der Österreicher? 1986.
Und doch ist Cordoba allgegenwärtig. 2009 wurde in Wien-Floridsdorf (21. Bezirk) der Cordobaplatz zur Erinnerung an das „Wunder von Cordoba" benannt.

Für Paul Breitner, der nach seinem zwischenzeitlichen Nationalelf-Rücktritt nicht an der WM in Argentinien teilnahm, ist das völlig daneben. Der Ex-Bayern-Profi spricht nicht von einem Wunder, sondern von einem „Fluch". Der Zeitung „Österreich" sagte Breitner (61): „Den wollten viele nicht kapieren. Ich habe immer wieder gesagt: Der Sieg war das Schlimmste, was dem österreichischen Fußball in den letzten 50 Jahren passieren konnte. Da haben alle, die sich in Österreich mit Fußball beschäftigen, aufgehört zu denken. Er war jahrelang ein Sargnagel für den österreichischen Fußball. Dieses Spiel gehört endlich zu den Akten gelegt."

Daher ist für den heutigen Markenbotschafter des FC Bayern jedes Duell auch so hitzig und emotionsgeladen, wie Breitner den Österreichern erklärte: „Weil jedes Duell gegen Piefkes ein zweites Cordoba für euch ist. Ich muss seit Jahrzehnten schmunzeln, dass eure Fans glauben, Österreich ist Weltmeister, wenn sie Deutschland schlagen."

Das mag Hans Krankl (59) nicht auf sich sitzen lassen, er kontert mit einer charmanten Beleidigung: „Wie will dieser Eierschädel das beurteilen? Wir haben in Cordoba ein Stück Fußballgeschichte geschrieben. Genauso wie die Deutschen bei der WM in Bern. Darüber haben sie den Film „Das Wunder von Bern" gemacht."

Aber lebt Österreich nicht seit 34 Jahren in reiner Nostalgie? Krankl: „Wir leben nicht in der Nostalgie, aber wir freuen uns darüber. Nicht mehr und nicht weniger. Das hat mit dem heutigen Fußball nichts zu tun. Die heutigen Teamspieler waren damals noch gar nicht auf der Welt. Die haben das Spiel wahrscheinlich noch nie gesehen. Nur die Journalisten sprechen immer über Cordoba. Was soll dieser Vorwurf? Diesen Blödsinn höre ich mir schon zu oft an. Sollen wir uns nicht freuen, wenn wir ein Mal in 50 Jahren die Deutschen schlagen? Es sei in das Gebetbuch von Herrn Breitner geschrieben: Wir werden Cordoba nicht vergessen. Und er soll froh sein, dass er damals nicht dabei war."

Und die Prognosen der streitenden Legenden? Krankl tippt „3:2 für uns. Wir wollen beweisen, dass auch wir gute Fußballer haben." Breitner, der zwei Mal gefragt wurde, Austrias Teamchef zu werden, sagt: „Wenn die deutsche Mannschaft in Normalform ist, sehe ich für Österreich keine Chance. Ich rechne mit einem klaren Sieg mit zwei Toren Unterschied." 

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