Borussia Dortmund gewinnt bei Ajax: Schwarz gelbe Ansage
Dortmund holt sich mit einem 4:1 bei Ajax den Gruppensieg – vor Real. Mit dem höchsten Königsklassensieg reißt eine schwarze Serie.
Amsterdam - Dass Ajax-Trainer Frank de Boer eine Menge von Jürgen Klopp hält, hat er nicht erst anstandshalber kurz vor der Partie gesagt. „Ein feiner Mensch und ein sehr guter Trainer”, hatte de Boer schon vor längerem über den Trainer von Borussia Dortmund gesagt. Die Bewunderung ging gar soweit, dass er sich die Handynummer von ihm besorgte. Seitdem stehen beide im SMS-Kontakt.
Dies soll nur ein Beispiel dafür sein, dass Klopp und seine Mannschaft längst keine mickrige Randerscheinung mehr in der Champions League sind. Der deutsche Meister wird wahrgenommen – nicht nur per SMS. Beim 4:1 bei Ajax Amsterdam legte der BVB am Mittwochabend nun sein endgültiges Reifezeugnis ab. Die Gruppe D der Champions League schließt nicht der niederländische Meister, nicht Real Madrid, nicht Manchester City als Bester ab – es ist Dortmund, das vor dem letzten Spieltag mit elf Punkten nicht mehr von Platz eins zu verdrängen ist. Alle drei deutschen Teilnehmer sind somit schon weiter – Wahnsinn. „Gerade weil kaum einer damit gerechnet hat, ist es umso schöner”, meinte Mario Götze, der beste Borusse in der Amsterdamer Arena, die wie beim Länderspiel zwischen den Niederlanden und Deutschland eine Woche zuvor im geschlossenen Zustand daher kam.
Beim Amsterdamer Hallenfußball waren es wieder einmal Götze und Marco Reus, die sich – und damit die Borussia – in den Vordergrund spielten. Acht Minuten waren gespielt, als Götze das erste Mal Platz bekam, aus Gegners Sicht keine glänzende Idee. Vor allem dann, wenn Marco Reus in der Nähe ist, der nach Götzes Zuspiel ohne Probleme zur frühen Führung einschob. Hinten stand der deutsche Meister sicher, vorne setzte er Nadelstiche. 36 Minuten waren vorüber, als Götze die Hintermannschaft der Niederländer wie Fahnenstangen umkurvte und den Ball ohne Probleme im Tor unterbrachte.
Für den Gast aus dem Ruhrpott war das noch lange kein Grund, es ruhiger angehen zu lassen. Fünf Minuten später traf Robert Lewandowski zum 3:0, wenn auch mit einer Portion Glück, da Torhüter Kenneth Vermeer noch am Ball war. Egal – drei Chancen, drei Tore. „Wir waren extrem effektiv”, lobte Abwehrspieler Mats Hummels.
Dabei hatte Franz Beckenbauer vor Anpfiff noch den fehlenden Killerinstinkt der Borussia bemängelt – was er in der Halbzeitpause revidieren musste. „Das ist die reine Spielfreude. Sie wissen genau, wie man gegen eine solch schwache Hintermannschaft spielen muss.” Tatsächlich: Es war eine schwarz-gelbe Ansage, wozu Klopps Mannschaft im Stande ist. Oder, wie es Lewandowski ausdrückte: „Es war überragend von uns.”
Von der Unerfahrenheit der Vorsaison war in der Amsterdamer „Turnhalle” jedenfalls gar nichts mehr zu sehen. Im Gegenteil: Der erste Auswärtssieg in der Königsklasse seit März 2003 – damals gewann der BVB beim AC Mailand – wurde zu einem Schaulaufen, als Robert Lewandowski in der 67. Minuten seinen Doppelpack schnürte und die allerletzten Hoffnungen der Gastgeber zerstörte. Dass die Borussia durch Danny Hoesen noch das 1:4 kassierte (86.), sorgte lediglich dafür, dass der höchste Sieg der Vereinsgeschichte in der Champions League eingestellt, aber nicht getoppt wurde. Es blieb der höchste Auswärtssieg und die Tatsache, es als erste deutsche Mannschaft im 15. Anlauf geschafft zu haben, in Amsterdam zu gewinnen. „Die Mannschaft war hellwach und alle Tore waren wunderschön herausgespielt”, lobte Klopp, um kurz darauf zusammenzufassen: „Es war geil.”