„Bleus“-Alptraum geht weiter – Italien feiert Cassano

Für Frankreichs Fußball-Fans geht der Alptraum weiter. Der Neustart nach der blamablen WM endete mit einem nicht minder peinlichen 0:1 gegen Weißrussland.
von  Abendzeitung
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Berlin - Für Frankreichs Fußball-Fans geht der Alptraum weiter. Der Neustart nach der blamablen WM endete mit einem nicht minder peinlichen 0:1 gegen Weißrussland.

Die anderen Südafrika-Versager England und Italien fanden in der EM-Qualifikation auf Erfolgskurs zurück.

England feiert die Wiedergeburt seiner „Three Lions“, Italien den neuen Retter Antonio Cassano – doch für die „Grande Nation“ geht der Alptraum weiter. Nach dem kläglichen Auftritt bei der Fußball-Weltmeisterschaft geriet für Frankreich auch der Start in die WM-Qualifikation zum Desaster. Nach dem 0:1 gegen Weißrussland steht der Europameister von 1984 und 2000 in der Gruppe D schon mit dem Rücken zur Wand. Und auch der Druck auf den neuen Coach Laurent Blanc wächst. „Katastrophal!“, urteilte am Samstag die Sportzeitung „L'Equipe“. Andere Medien sprachen von „Demütigung“ oder einem „harten Schlag“. Den gab es beim EM-Aufgalopp auch für Portugal mit dem nicht für möglich gehaltenen 4:4 gegen Underdog Zypern.

So hatte sich in Frankreich niemand den versprochenen Neuanfang nach den Chaos-Tagen von Südafrika vorgestellt. Aber ohne Bayern-Star Franck Ribéry und die ebenfalls als WM-„Sünder“ gesperrten Nicolas Anelka, Patrice Evra und Jérémy Toulalan zeigte die „Equipe tricolore“ gegen eigentlich harmlose Weißrussen eine indiskutable Vorstellung. Lediglich das 20-jährige Mittelfeld-Talent Yann M'Vila wusste zu gefallen, während erfahrenere Profis wie Florent Malouda sich in blamabler Verfassung präsentierten. „Wir haben unbeholfen und naiv agiert. Ich muss überlegen, was ich da mache“, sagte Blanc ebenso ernüchtert wie ratlos.

Die Strafe folgte auf dem Fuße: Der eingewechselte Sergej Kisljak machte in der 86. Minute nach Pass des Ex-Stuttgarters Alexander Hleb die Überraschung perfekt. Bis dahin hatte „Bleus“-Torwart Hugo Lloris nicht einen einzigen Ball halten müssen. „Sensationell! Ich hoffe, dass wir in Zukunft so weitermachen“, jubelte der Gäste-Trainer Bernd Stange. Während der Jubel in der Kabine der Weißrussen nicht aufhören wollte, herrschte bei den Franzosen Tristesse pur. „Wir haben Mist gebaut“, sagte Philippe Mexès niedergeschlagen. Am Dienstag in Bosnien muss nun unbedingt ein Sieg her, um die EM-Teilnahme nicht frühzeitig aus den Augen zu verlieren.

Auf der Insel ist die schlechte Stimmung längst verflogen. „Endlich eine Mannschaft, die wie England aussieht“, fasste das Boulevardblatt „Daily Mail“ seine Eindrücke nach dem souverän herausgespielten 4:0 gegen Bulgarien zusammen. Aufatmen durfte vor allem Coach Fabio Capello, dem die Presse zuletzt schwer zugesetzt hatte. „Wir waren heute exzellent. Ich bin froh, dass auch die Fans uns unterstützt haben“, sagte der Coach nach dem ersten Pflichtspielsieg seit dem 1:4-Debakel im WM-Achtelfinale gegen Deutschland. Mit drei Toren avancierte Jermain Defoe zum Matchwinner. Aufsteigende Form wies aber auch Wayne Rooney nach, der zwar leer ausging, dafür aber als Vorbereiter überzeugte.

Italiens Tifosi durften sich bei Antonio Cassano bedanken, dass es in Tallinn einen schmucklosen 2:1-Erfolg gegen Estland gab. Der von Vorgänger Marcello Lippi hartnäckig ignorierte Stürmer von Sampdoria Genua wurde unter dem neuen Nationaltrainer Cesare Prandelli zum Garanten des ersten Sieges in 2010. Als sich nach dem 0:1 von Sergej Senjow schon das nächste Debakel abzeichnete, traf der 28-Jährige erst zum Ausgleich und bereitete dann den Siegtreffer von Leonardo Bonucci vor. „Bravo Cassano“, gratulierte Prandelli. Die Zeitungen in der Heimat überschlugen sich mit Lobeshymnen auf den jahrelang als „Enfant terrible“ und nicht teamfähig verschrienen Süditaliener. „Sant'Antonio rettet Italien“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“.

Keine Probleme hatten zum EM-Aufgalopp der Weltmeister und sein Vize: Spanien gewann in Liechtenstein 4:0. Der bei der WM noch enttäuschende Torjäger Fernando Torres meldete sich mit zwei Toren zurück. David Villa mit seinem 43. Länderspiel-Treffer und David Silva besorgten den Rest. Die Niederlande siegten durch drei Tore des Neu-Schalkers Klaas-Jan Huntelaar sogar 5:0 in San Marino. Die Führung hatte Dirk Kuyt per Elfmeter erzielt, den Schlusspunkt setzte der Hamburger Ruud van Nistelrooy, dem damit ein glänzendes Comeback im Oranje-Trikot gelang.

dpa

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