Blatter geht still und leise - vielleicht zum letzten Mal

Der für acht Jahre gesperrte Joseph S. Blatter verschwand nach seiner Anhörung vor der FIFA-Berufungskommission am Dienstagabend durch die Hintertür.
SID |
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Der suspendierte FIFA-Präsident Sepp Blatter: "Ich kämpfe gegen Ungerechtigkeit."
dpa Der suspendierte FIFA-Präsident Sepp Blatter: "Ich kämpfe gegen Ungerechtigkeit."

Zürich/Frankfurt - Als Joseph S. Blatter nach acht zähen Stunden still und leise durch die Hintertür verschwand, könnte das schon der Abschied für immer gewesen sein. Seine Aussage vor der Berufungskommission des Fußball-Weltverbands am Dienstag hatte für den bis 2023 gesperrten FIFA-Präsidenten nämlich vor allem ein Ziel: Freispruch vor dem 26. Februar - um beim großen Kongress als "freier" Mann Lebewohl sagen zu können. Sonst war's das.

Zwar hätte der 79-Jährige Schweizer wie der ebenfalls gefallene UEFA-Präsident Michel Platini (60) im Fall eines für ihn negativen Urteils weiterhin die Möglichkeit, vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) zu ziehen. Anders als Platini, der am Montag von den FIFA-Richtern angehört worden war, hat Blatter dann aber keine Karriere mehr, um die es sich zu kämpfen lohnt. Wenn in gut einer Woche der neue FIFA-Präsident gewählt worden ist, ist Blatters Regentschaft endgültig Geschichte.

 

"Ich kämpfe gegen Ungerechtigkeit"

 

Deshalb hat für den einst mächtigsten Fußball-Funktionär das Urteil des Kommissionsvorsitzenden Larry Mussenden (Bermuda) die größere Bedeutung. Platini könnte auch auf den CAS warten - der Franzose hat weiterhin die Rückendeckung seiner Europäischen Fußball-Union (UEFA), die ohne Klarheit im Fall "Blattini" keinen neuen Präsidenten wählen wird. Er will bei der Europameisterschaft in seinem Heimatland (10. Juni bis 10. Juli) wieder in Amt und Würden sein. Seine Kandidatur für die FIFA-Präsidentschaftswahlen hatte Platini längst zurückgezogen.

"Ich kämpfe nicht für meine Zukunft, sondern gegen die Ungerechtigkeit", hatte Platini betont: "Wenn irgendetwas gegen mich vorliegen würde, wäre ich jetzt in Sibirien und würde mich voller Scham verstecken. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen."

Lesen Sie hier: Suspendierter UEFA-Boss Platini - "Gute Anhörung"

"Blattini" waren am 21. Dezember 2015 durch die FIFA-Ethikkommission gesperrt worden. Es geht um die dubiosen 1,8 Millionen Euro, die im Jahr 2011 von der FIFA an Platini gezahlt worden waren - eine schriftliche Legitimation dafür existiert nicht. Beide pochen auf einen mündlichen Vertrag, als Zeugen dafür hatte Platini UEFA-Vize Angel Maria Villar Llona und EM-Organisationschef Jacques Lambert mitgebracht.

Im Gegensatz zum Franzosen hielt sich Blatter bedeckt. Der Mann aus dem Wallis war laut den FIFA-Sicherheitskräften wie zu alten Zeiten bereits um 7.30 Uhr im FIFA-Hauptquartier erschienen, die Verhandlung begann um 9.00 Uhr. Gegen 17.00 Uhr verließ Blatter dann seine alte Wirkungsstätte ungesehen.

"Es geht um Menschlichkeit", hatte der Schweizer während seiner denkwürdigen Rechtfertigungs-Pressekonferenz geklagt: "Es geht um nichts anderes, als sich zu respektieren." Er fühle sich "verraten". Ob er die Berufungskommission, die mit Mitglieder aus allen Teilen der (FIFA-)Welt besetzt ist, davon überzeugen konnte? Die meisten Experten glauben: Nein. Ein Urteil wird bis Ende der Woche erwartet.

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