Blackout gegen Schweden: "Dann bricht alles zusammen"

Die DFB-Elf brilliert gegen Schweden – und bricht nach der 60. Minute völlig ein. Die Quittung: 4:4 nach einer 4:0-Führung. Lahm: "Da ist irgendwas falsch gelaufen.”
von  tbc, ps, fil
Der Anfang vom Ende: Zlatan Ibrahimovic trifft für Schweden zum 1:4. Keeper Manuel Neuer ist machtlos.
Der Anfang vom Ende: Zlatan Ibrahimovic trifft für Schweden zum 1:4. Keeper Manuel Neuer ist machtlos. © dapd

Berlin - Dass die Fans schon vor der Pause "Oh, wie ist das schön!” singen, ist eher selten. Doch bei diesem Spiel wunderte das niemandem. Die DFB-Elf kombinierte sich durch die Abwehrreihen der Schweden, dass es eine Freude war.

Es war eine rauschhafte Gala, die die Löw-Truppe da in Berlin veranstaltete. 4:0 führte die Nationalmannschaft gegen Schweden in der 58. Minute. 4:0, ein Fußball-Fest! Und doch musste Kapitän Philipp Lahm nach 90 Minuten völlig konsterniert feststellen: "Da ist irgendwas schief gelaufen.”

Irgendwas? Nach dem Rausch erlebte die DFB-Elf gestern einen totalen Einbruch. 4:4 stand es am Ende eines wahnwitzigen und spektakulären Spiels. Und zurück blieben Nationalspieler, die nach Erklärungen suchten, die sie doch nicht finden konnten.

"Die ersten 60 Minuten haben ordentlich ausgesehen. Dann kriegt man ein Tor, und dann bricht alles ein bisschen zusammen”, sagte Lahm. "Das darf uns als Spitzenmannschaft sicher nicht passieren.” Doch es ist passiert. Warum? "Weil man unkonzentriert spielt, weil man Fehler macht, weil man nicht mehr in der Ordnung ist”, so Lahm.

Und Bastian Schweinsteiger meinte: "Ich verstehe das auch nicht. Wenn zwei, drei nicht mehr richtig mitmachen, dann reicht's auch. Jeder hat ein Stück weit nicht mehr mitgemacht, dann kommt das zusammen und dann kann man auch gegen Schweden noch Gegentore kassieren. Wir sind enttäuscht, das kann nicht sein, es darf nicht passieren”, sagte er, und ergänzte: "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mir das schon mal passiert wäre.”

Das, freilich, gilt nicht nur für ihn. Noch nie hatte eine deutsche Nationalmannschaft eine Vier-Tore-Führung verspielt. Dabei hatten Löws Jungs in Berlin zunächst da weitergemacht, wo sie beim 6:1 in Dublin am Freitag aufgehört hatten.

Bereits in der 2. Minute hätte Thomas Müller das 1:0 erzielen können. Es folgte eine selten beeindruckende Viertelstunde der DFB-Elf. Die Protagonisten: Vorbereiter Marco Reus und Vollstrecker Miroslav Klose.

Treffer Nummer eins in Minute acht zauberten sie per Doppelpass ins schwedische Tor, für Treffer Nummer zwei holten sie sich Verstärkung: 33 Mal spielten sich die Gastgeber die Kugel zu, ohne dass auch nur ein schwedischer Zeh an den Ball kam, eine Minute und 24 Sekunden lang, ehe es nach dem Pass-Stakkato Reus-Kroos-Reus-Müller-Reus-Klose 2:0 hieß.

Und Klose hatte plötzlich 67 Treffer für die DFB-Elf erzielt. Nur einer fehlt ihm noch, um mit Bayern-Legende Gerd Müller gleichzuziehen. Sechs Minuten vor der Halbzeit durfte auch noch Per Mertesacker nach schlauer Kopfball-Vorarbeit von Thomas Müller sein zweites Länderspieltor erzielen, ehe Mesut Özil in der 58. Minute mit links ins lange Eck schoss: 4:0. Das sah wieder nach Schützenfest aus.

Doch es kam anders. Ganz anders. Innerhalb von nur 14 Minuten erzielten die zuvor so lethargischen Gäste drei Treffer, und das große Zittern begann: 4:3 nach 4:0, und noch eine Viertelstunde zu spielen.

"Das 4:1 haben alle noch belächelt. Mit dem 4:3 war es ein richtig fieses Spiel”, erkannte Ex-Nationalspieler Mehmet Scholl in der ARD.

Und die DFB-Elf brach noch ein bisschen mehr auseinander. Und so endete in der 93. Minute eine wahnwitzige Partie nach dem finalen Treffer von Rasmus Elm mit 4:4. Fußball verrückt. Und Fußball brutal: "Wir sind enttäuscht, das kann nicht sein, sowas darf nicht passieren”, meinte Toni Kroos. Ist es aber doch. Unfassbar.

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