Bierhoff wegen Werbeverträgen unter Beschuss

DFL-Vorstand Heribert Bruchhagen hat kein Verständnis für die kräftigen Werbe-Aktivitäten Oliver Bierhoffs - schließlich sei der DFB-Manager "steinreich und verdient wie wir alle exzellent." Die Neutralität Bierhoffs sei nicht sichergestellt, erklärte Bruchhagen.
von  Abendzeitung
Heribert Bruchhagen versteht nicht, warum Bierhoff als DFB-Manager immer noch Nebengeschäfte macht.
Heribert Bruchhagen versteht nicht, warum Bierhoff als DFB-Manager immer noch Nebengeschäfte macht. © dpa

DFL-Vorstand Heribert Bruchhagen hat kein Verständnis für die kräftigen Werbe-Aktivitäten Oliver Bierhoffs - schließlich sei der DFB-Manager "steinreich und verdient wie wir alle exzellent." Die Neutralität Bierhoffs sei nicht sichergestellt, erklärte Bruchhagen.

FRANKFURT Die Rede ist von einem Scheinfrieden. Noch immer ist der schwelende Disput zwischen Oliver Bierhoff, dem Teammanager der deutschen Nationalmannschaft, und Michael Ballack, dem Kapitän, nicht wirklich beigelegt. Nun stellt sich ein offener Kritiker, der in der Szene von erheblichem Einfluss ist.

„Oliver ist steinreich und verdient wie wir alle exzellent", sagt Heribert Bruchhagen, der Vorstandsvorsitzende von Eintracht Frankfurt, der „Bunte". Er verstehe nicht, warum Bierhoff „als DFB-Manager immer noch Nebengeschäfte" mache. „Eigentlich ist er in seinem Job zu völliger Objektivität verpflichtet."

Bierhoff mache sich durch seine Aktivitäten angreifbar, meinte der Mann, der zugleich Vorstandsmitglied der Deutschen Fußball Liga (DFL) und in der Bundesliga mit am besten vernetzt ist. Als Spieler sei es zulässig, Werbeverträge zu haben – "als Funktionär geht das nicht.“

„Ein Angestellter der DFL und des DFB muss bei seinen Entscheidungen Neutralität bewahren – die ist hier nicht sichergestellt“, erklärte Bruchhagen der AZ. „Mich stört auch, dass Oliver eine Agentur betreibt, die neben dem Trainer Klopp sogar den Koch der Nationalmannschaft vermarktet. Das gehört sich nicht", ergänzte der 60-Jährige. Er wisse, aus welchem Elternhause Bierhoff komme, er kenne seine Vita, „aus wirtschaftlichen Gründen hat er das gar nicht nötig."

Doch seit Installation des Postens in der Klinsmann-Ära seien die diversen Projekte nicht allein von sportlichen Belangen, „sondern auch viel vom Geld getrieben". Seine Sorge hat Bruchhagen beim mächtigen DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach persönlich angesprochen. Der verteidigt nun zwar seinen Nationalelfmanager („Er hat klar das Recht, sich als Persönlichkeit zu vermarkten"), doch schon während des arg umstrittenen EM-Quartiers im Tessin keimte in DFB-Kreisen heftige Kritik auf.

In Interessenskonflikte geriet Bierhoff das erste Mal öffentlich, als er als langjähriger Nike-Partner das 500-Millionen-Angebot des US-Ausrüsters an den DFB überbrachte, der traditionell mit Adidas verbandelt ist. Mit dem früheren Nike-Vermarkter Marc Kosicke, einem engen Freund, gründete er 2007 eine Agentur, "Projekt b". Das passte einigen Beratern nicht, weil sie meinten, der Manager trete auf dem Sponsorenmarkt in Konkurrenz. Das „Projekt b" betreut nämlich auch den Trainer Jürgen Klopp, den Radprofi Linus Gerdemann und Holger Stromberg, den Koch der Nationalelf.

So probt der 40-Jährige, der sein Studium an der Fernuniversität Hagen als Diplom-Kaufmann abschloss, den Spagat. Um sich für die Zeit nach der DFB-Tätigkeit zu wappnen? Der neue DFB-Sponsor aus dem Bankenbereich ist die Commerzbank – aber in jeder Länderspiel-Halbzeitpause wirbt der smarte Manager für die Postbank. Bayern-Chef Karl-Heinz-Rummenigge hatte Bierhoff früher als die „Ich-AG vom Starnberger See“ tituliert, Manager Uli Hoeneß verbat sich einmal „permanente Schlaumeiereien“. Und der frühere Teamchef Rudi Völler machte aus seiner Abneigung gar keinen Hehl mehr, als Leverkusens Sportdirektor über die „Malta-Füße" des DFB-Managers lästerte.

Bruchhagen spricht erneut aus, was viele in der Branche denken: „Ich bin mit Oliver Bierhoff gut befreundet. Und deshalb gebe ich ihm den Rat, diese Sachen ruhen zu lassen. Denn seinen Job für die Nationalmannschaft macht er ganz ausgezeichnet."

Frank Hellmann

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