Berater Nerlinger kritisiert Buhlen um Nachwuchsfußballer

Fußballvereine suchen auf der ganzen Welt nach jungen Talenten. Ex-Bayern-Manager Nerlinger kritisiert die Auswüchse des Scouting-Geschäfts. Für einen Münchner hält er viel Bewunderung bereit.
von   dpa
Christian Nerlinger steht vor Spielbeginn am Spielfeldrand.
Christian Nerlinger steht vor Spielbeginn am Spielfeldrand. © Tobias Hase/dpa/Archivbild

Der frühere Nationalspieler Christian Nerlinger hat den Umgang vieler Vereine beim Buhlen um junge Fußballern kritisiert. "Kinder zwischen 12 und 16 sollten in ihrem Umfeld reifen. Jugendliche werden hochgejubelt, begehrt und gehypt - es geht nur um Potenzial", sagte der 50-Jährige der "Augsburger Allgemeinen" (Freitag).

"Sie bekommen Verträge, wechseln die Vereine, bekommen Ausrüsterverträge, haben einen Berater, obwohl sie in der U14 oder U15 spielen und noch drei, vier Jahre entfernt sind von ihrem ersten Profispiel. Und sobald es einen Besseren gibt, werden sie einfach fallen gelassen. Das ist eine Tendenz und Dynamik, die mir gar nicht gefällt. Der Mensch steht da im Hintergrund", sagte Nerlinger.

Er war nach seiner aktiven Zeit als Spieler etwa beim FC Bayern und Borussia Dortmund von 2008 bis 2012 Sportdirektor des deutschen Rekordmeisters in München. Dort half er mit, junge Spieler wie etwa Toni Kroos oder David Alaba zu Profis zu formen. Inzwischen ist Nerlinger Spielerberater.

Er fordert Vereine auf, nicht nur kurz- und mittelfristig zu planen. "Du darfst dich nicht von der Angst leiten lassen, dass dir ein Supertalent durchrutscht, sondern brauchst mehr Ruhe und Kontinuität im Jugendbereich", sagte er.

Einer der erfolgreichsten Transfers während Nerlingers Zeit an der Säbener Straße war Torhüter Manuel Neuer, von dem der Funktionär immer noch begeistert ist. "Wir haben ihn damals mit der Überzeugung verpflichtet, dass wir für 15 Jahre die deutsche Nummer eins haben. Für uns war er ein teurer und komplizierter Transfer, er persönlich ist angefeindet worden. Wie er schon damals mit solchen Situationen umgegangen ist, war Wahnsinn."

Jüngst gelang dem Keeper (37) nach einer schweren Unterschenkelverletzung und fast einem Jahr Pause ein Comeback. "Mich hat jetzt nicht überrascht, wie er zurückgekommen ist", sagte Nerlinger. "Für mich zählt er bei Bayern zur Kategorie Beckenbauer, Maier, Hoeneß oder Kahn. Solchen Spielern wünscht man, dass sie den Abschied selbst bestimmen können."

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