"Beißer" Suarez: Ein Wiedersehen mit seinen Opfern

Berlin - Das "gefährlichste Duell des Champions-League-Endspiels" fällt aus: Italiens Nationalverteidiger Giorgio Chiellini muss passen und wird damit "Beißer" Luis Suárez nicht begegnen - zumindest nicht auf dem Rasen.
Für den Showdown zwischen Juventus Turin und dem FC Barcelona am Samstag (20.45 Uhr/Sky und ZDF) fällt Chiellini mit einer Wadenverletzung aus und bringt damit den italienischen Meister in Nöte.
Chiellini und Suárez: die Zeitung "Gazzetta dello Sport" hatte bereits markig vom gefährlichsten Duell des Finales geschrieben. Der Uruguayer hatte den Verteidiger bei der WM in Brasilien in die Schulter gebissen und war daraufhin für vier Monate gesperrt worden. So hatte der Stürmer nach seinem Wechsel vom FC Liverpool für 80 Millionen Euro erst im Oktober sein Debüt gegeben.
Seitdem bildet Suárez aber mit den Südamerika-Kollegen Lionel Messi und Neymar den "MSN"-Traumsturm, der es bereits auf 120 Tore gebracht hat.Den beißenden Spott muss Luis Suarez jetzt ertragen. In einem Cartoon der französischen Sportzeitung L'Equipe putzt sich der Stürmerstar im Trikot des FC Barcelona wie wild die Zähne, darüber ist zu lesen: "Suarez intensiviert seine Vorbereitungen für das Wiedersehen mit Chiellini."
Die Vergangenheit holt Suarez ein. "Vampir", "Kannibale", "Nager von Natal" - all diese Begriffe fliegen ihm derzeit wieder um die Ohren, denn im Champions-League-Finale im Berliner Olympiastadion gegen Juventus Turin trifft Suarez auf Giorgio Chiellini. Den Italiener hatte der Uruguayer bei der WM in die Schulter gebissen. Es folgte eine viermonatige Sperre und eine öffentliche Ächtung.
Doch damit nicht genug: Auch Suarez' Aufeinandertreffen mit Juves Patrice Evra, den er während seiner Zeit in England rassistisch beleidigt hatte, sorgt für Zündstoff.
Fußballfans auf der ganzen Welt werden gespannt auf jeden Zweikampf des Barca-Stars mit seinen früheren Opfern blicken, manche vielleicht sogar auf einen erneuten Ausraster des temperamentvollen Südamerikaners hoffen. Chiellini ist aber auf keinem persönlichen Rachefeldzug.
"Es gibt keine Probleme oder Revanchegelüste", sagte der Abwehrspieler: "Natürlich werde ich ihm die Hand geben." Im Internet wird auch dieser Satz genutzt, um sich über Suarez lustig zu machen: Ein Twitter-Nutzer empfiehlt Chiellini beim Händeschütteln eiserne Ritterhandschuhe.
Der Blackout am 24. Juni 2014 im brasilianischen Natal wird Suarez ein Leben lang begleiten. Schon 2010 bei Ajax Amsterdam und 2013 beim FC Liverpool hatte er einen Gegenspieler gebissen, doch beim WM-Gruppenspiel schaute die ganze Fußball-Welt zu. Die Bilder, wie der Stürmer zuerst an Chiellinis Schulter nagte und dann mit schmerzverzerrtem Gesicht sein eigenes Gebiss hielt, fehlen in keinem WM-Rückblick.
Vergessen hat auch Evra nicht. Den Franzosen hatte Suarez 2011 als "Neger" beschimpft. Nach einer Acht-Spiele-Sperre verweigerte Suarez dem Außenverteidiger beim nächsten Aufeinandertreffen den Handschlag und sorgte damit für eine Welle der Empörung auf der Insel. "Er ist eine Schande für Liverpool!", wetterte der damalige Teammanager Sir Alex Ferguson von Manchester United: "Sie sollten ihn schleunigst loswerden." Drei Jahre später verkaufte Liverpool den Torschützenkönig der Premier League für 81 Millionen Euro an Barcelona.
Die Katalanen dürften den Preis nach dem WM-Skandal deutlich gedrückt haben, sportlich ausgezahlt hat sich der Transfer auf jeden Fall. Suarez (24 Tore) bildet mit Lionel Messi (58) und Neymar (38) das erfolgreichste Sturm-Trio der Geschichte. Nicht nur die 120 wettbewerbsübergreifenden Tore, sondern auch das fast blinde Zusammenspiel des MSN-Angriffs lässt die Herzen der Fußballfans höher schlagen. Dazu ist von Suarez in Barcelona bislang nicht einmal das kleinste Skandälchen überliefert.