Beim Confed Cup: Werners Befreiung

Sotschi - In den Momenten nach seinen beiden Premierentoren schaute Timo Werner nicht nach vorne, sondern zurück. Der Nationalstürmer schwelgte in Erinnerungen.
"Das war eine schöne Vorlage von Jo", sagte Werner im ZDF zu seinem 2:0 gegen Kamerun, "mit dem habe ich ja schon in der Jugend zusammengespielt." Beim VfB Stuttgart war das, ein paar Jahre ist es her, Werner und Jo, Joshua Kimmich, als ganz junge Buben.
Und nun also Sotschi, der Confed Cup, die noch immer jungen Männer Werner (21) und Kimmich (22) gemeinsam bei der Nationalmannschaft. Kimmichs perfekte Flanke und Werners sehenswerter Flugkopfball-Aufsetzer ins Tor der Kameruner (66. Minute): An diesem Abend schien endlich alles gut zu werden für den Stürmer von RB Leipzig, dessen Nationalmannschaftskarriere bislang so enttäuschend verlaufen war.
Werner grinste. In der Schlussphase gelang ihm nach Vorlage von Benjamin Henrichs sogar noch das 3:1 (81.). "Das ist ein schönes Gefühl", sagte der gebürtige Stuttgarter. "Wir sind eine gute Mannschaft, haben richtig viel drauf und Freude uns jetzt aufs Halbfinale."
Von einer Schwalbe verfolgt
Beim Spiel in Nürnberg gegen San Marino (7:0) in der WM-Qualifikation zuletzt wurde Werner nach seiner Einwechslung von den eigenen Fans noch ausgepfiffen – nun führte er Deutschland mit seinen ersten beiden Länderspieltoren zum 3:1-Sieg gegen Kamerun und damit ins Confed-Cup-Halbfinale. Werners Befreiung im Nationalteam.
"Mein Ziel muss sein, dass die deutschen Fans irgendwann froh sind, mich im Nationaltrikot zu sehen. Dass sie sagen: Zum Glück haben wir den Jungen, der das entscheidende Tor beispielsweise im WM-Halbfinale erzielt hat. Dieser Gedanke spornt mich an", hatte Werner zuletzt im Kicker erklärt.
Dieser eine Fehler, die Schwalbe im Dezember im Spiel gegen Schalke 04, verfolgt Werner bis heute. In fremden Stadien schlägt ihm regelrechter Hass entgegen, immer wieder gibt es Schmähgesänge. "In dem Alter haben andere Leute ganz andere Fehler gemacht als mal eine Schwalbe. Er ist ein guter Junge, er weiß, was er will und arbeitet fleißig. Damit sollte man es mal beruhen lassen jetzt", sagte Kapitän Julian Draxler.
Bundestrainer Joachim Löw Freude sich für Werner, der im März gegen England sein Länderspieldebüt gegeben hatte. "Timo hat unheimlich viele Wege gemacht", lobte Löw.
Mit seiner Schnelligkeit bringt Werner eine andere Komponente ins deutsche Spiel. Diese könnte auch bei der WM 2018 gefragt sein. Seine Abschlussqualitäten stehen zudem außer Frage. "Er hat seine Gefährlichkeit und seinen Torinstinkt bewiesen", sagte der Bundestrainer weiter. Werner darf nach schwierigen Wochen nun endlich nach vorne schauen. Er ist der Stürmer der Zukunft im deutschen Team.