Beckenbauer zum EM-Aus: Bayern ist schuld

Die Expertendebatte tobt nach dem vorzeitigen deutschen Aus bei der Fußball-EM: Streit um Löws Fehler und die Perspektive von Lahm/Schweinsteiger.
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Kiew, Frankfurt - Schön ist er geworden, der deutsche Fußball. Und lange auch erfolgreich, mit 15 Pflichtspielsiegen en suite hatte man durch das 4:2 im Viertelfinale gegen Griechenland einen Weltrekord aufgestellt. Doch dann war Schluss mit schön (und erfolgreich). Das Nationalteam steht am Ende durch das 1:2 gegen Italien wieder ohne Pokal da. Plötzlich gibt es Kritik. Am deutschen Spiel und an Bundestrainer Joachim Löw, der mit einer eigenwilligen Aufstellung gegen Italien für Gesprächsstoff sorgte. Wurde der Erfolg der Schönheit geopfert?

Die Experten streiten:

Oliver Kahn, ehemaliger Bayern- und Nationalkeeper:
„Was ich in den letzten Jahren beobachtet habe, ist so ein bisschen das Verleugnen ganz wichtiger, zentraler Tugenden und Werte, die den deutschen Fußball früher ausgemacht haben – Grundeinstellungen wie Zweikampfhärte, Wille, Leidenschaft, Einsatz. Der Nachteil der flachen Hierarchien ist, dass die Spieler nicht zur Verantwortung erzogen werden. Und genau das hat in diesem Spiel letztlich gefehlt.“

Franz Beckenbauer bei „Sky“:
„Die gesamte Mannschaftsleistung war’s, da hat kaum einer seine beste Leistung gebracht. Ob nun Reus, Kroos oder Müller spielen, macht wenig Unterschied. Die Niederlage hat sicher mit dem Abschneiden des FC Bayern zu tun. Da waren viele Bayern-Spieler auf dem Platz, die nicht so überzeugen konnten. Vielleicht hing ihnen das verlorene Champions-League-Finale nach, das glaube ich. Es schaut so aus, als wenn man nicht mehr gewinnen kann.“

Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus in „BamS“:
„Es fehlt ein Leader. Ein unbequemer Typ mit Ecken und Kanten. Nicht unbedingt beliebt bei allen Mitspielern, aber einer, der mit Ehrgeiz und Willen was bewegt. Speziell in kritischen Situationen.“

Fußball-Ikone Günther Netzer in „BamS“:
Ich halte die Reaktionen für übertreiben. Löw ist unbestritten einer der besten Trainer der Welt. Man kann Fußballer nicht beauftragen, eine Persönlichkeit zu sein, wenn sie nicht das Naturell dafür mitbringen. Philipp Lahm ist als Kapitän rhetorisch brillant. Aber er hat gravierende Abwehrschwächen. Bastian Schweinsteiger ist einfach keine Führungsnatur.“

Felix Magath, Trainer des VfL Wolfsburg:
„Löw hat vernachlässigt, den Kampfgeist zu schulen. Die Italiener haben es vorgemacht, wie man in einem EM-Halbfinale auftreten muss: Zielstrebig, gierig und körperbetont – und nicht nahezu körperlos.“

Michael Ballack, ehemaliger Nationalmannschaftskapitän:
„Man darf sich die EM jetzt nicht schönreden. Die Spieler haben vom Titel geredet. Aber sie haben nicht genug daran geglaubt. Es fehlen einfach die Typen.“ Harald Schumacher, Vize-Präsident des 1. FC Köln: „Nur weil Löw sich einmal verzockt und die falschen Spieler gebracht hat, darf man nicht alles in Frage stellen.“

Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann:
„Jogi muss den Weg mit der Goldenen Generation weitergehen. Die Spieler müssen sich an die eigene Nase fassen, ihnen wurden die Grenzen aufgezeigt.“ Nationalspieler Mesut Özil (Real Madrid): „Seit vielen Jahren kriegen wir viel Lob – vor allem im Ausland. Und jetzt soll alles falsch sein?“

 

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