Beckenbauer freut sich: „England – das ist ein Klassiker!“

MÜNCHEN - Am Sonntag also der Achtelfinal-Kracher gegen England: Fabio Capello, Trainer des deutschen Gegners, sagt: „Egal, gegen wen: Wir haben keine Angst“. Und: Wie ein ehemaliger Bayern-Spieler diese Konstellation erst möglich gemacht hat...
Ausgerechnet eins dieser klassischen Ausgerechnet-Tore! Landon Donovan! Vor einem Jahr mit Hohn, Schimpf und Schande vom FC Bayern verjagt. Von Hermann Gerland als zu schlecht für die zweite Mannschaft des Rekordmeisters eingestuft. Ausgerechnet dieser Klinsmann-Zögling bescherte nun mit seinem Last-Second-Treffer für die USA gegen Algerien dem deutschen Team ein Achtelfinale gegen England. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen, Mister Donovan!
Franz Beckenbauer findet das Aufeinandertreffen mit den Briten prima: „Das ist ein Klassiker, auf den ich mich jetzt schon Freude.“ Vor ein paar Tagen hatte er noch den unansehnlichen Kick&Rush-Stil der Briten moniert. England ist eins der wenigen Teams, gegen das die deutsche Mannschaft eine negative Bilanz aufweist: 31 Spiele, 10 Siege, 15 Niederlagen. Dennoch sagt England-Kenner Jens Lehmann, der lange bei Arsenal im Tor stand: „Ich weiß, dass die Engländer jetzt schon Muffe haben.“
Coach Fabio Capello war in der Stunde des 1:0-Triumphs gegen Slowenien der nächste Gegner eher gleichgültig: „Ob Deutschland oder Serbien, das ist doch egal. Wir können gegen jede Mannschaft weiterkommen." Sogar zu Scherzen war der chronische Grummler aufgelegt: „Wir haben am Abend zuvor gemeinsam ein Bier zusammen getrunken. Das hat uns allen gut getan.“ War natürlich nur Spaß. Ernst meinte er dagegen: „Natürlich dürfen die Jungs heute Abend ein Bier trinken. Das haben sie sich verdient.“ Er habe wieder das England gesehen, das er kenne, so Capello: „Jetzt ist der Kopf frei. Wir haben keine Angst mehr. Egal, gegen wen wir jetzt spielen. Wir müssen offensiv auftreten und alle schlagen. Wir haben wieder den Spirit gezeigt. So muss man spielen, wenn man gewinnen will.“
Der Schütze des einzigen Tores blies ins selbe Horn: „Das Spiel war für uns wie ein Pokalfinale. Der Glaube war immer da“, jubilierte Jermain Defoe, der für den enttäuschenden Emile Heskey ins Team gekommen war. Und Mannschaftskapitän Frank Lampardgab sich schon wieder sehr selbstbewusst: „Wir wollen nicht nur zwei Wochen in Südafrika bleiben, sondern einen Monat. Wir haben hier einen Auftrag, den wir alle nur gemeinsam erfüllen können.“
Der Mann, der den Briten zum Achtelfinale verhalf, vergoss derweil ein paar Tränen. „Ich habe viel durchgemacht", schluchzte Landon Donovan, „war in den letzten vier Jahren auf einer langen Reise.“ Nun geht die Reise weiter.
tbc, F.M.