Baustellen: Stadien, Hooligans, Autobahn

Vom Hotel aus werden die Kicker nichts von den Problemen mitbekommen. Die Fünf-Sterne-Herberge Dwor Oliwski im Badeort Sopot: ein herrschaftlicher Gutshof aus dem 17. Jahrhundert, malerisch im Park gelegen, die Schnellstraße ins 15 Kilometer entfernte Danzig fast vor der Haustür. DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach meinte: „Das war Liebe auf den ersten Blick.“
Quartiermeister Oliver Bierhoff sagte: Die Atmosphäre ist entspannt und familiär. Dort können wir vier Wochen exklusiv für uns sein.“ Dem DFB-Team wird es bei der EM im nächsten Jahr in diesem Quartier, das derzeit Team Polen bezogen hat, an nichts fehlen, das ist sicher.
Ansonsten herrscht Unsicherheit. Neun Monate vor EM-Beginn haben die Gastgeber Polen und Ukraine noch viele Hindernissen zu überwinden. Werden die Stadien in Warschau und Breslau rechtzeitig fertig respektive können die Mängel in Danzig und Posen ausgemerzt werden? Wie bekommt man das Hooligan-Problem in den Griff? Was tun gegen Gewalt, Rassismus und Antisemitismus in den Stadien? Wo eine EM-Euphorie herzaubern? Wie die Infrastruktur-Probleme in den Griff bekommen, wenn noch nicht mal die wichtigste Verkehrsader, die A2 von Berlin nach Warschau, vollendet werden kann?
Fragen, auf die Verbandspräsident Grzegorz Lato, Torschützenkönig der WM 1974, antwortet, in Polen sei es auch nicht schlimmer als anderswo. Außerdem habe sich der Premierminister der Hooligan-Thematik angenommen, den Einsatz von Schnellgerichten auf den Weg gebracht, Stadionverbote vereinfacht und die Nutzung elektronischer Fußfesseln ermöglicht.
Einer Umfrage zufolge glauben mehr als 60 Prozent der Polen, dass die EM im Fiasko endet – organisatorisch, nicht sportlich. Weil die Bauaufsicht im neuen Nationalstadion in Warschau Mängel an Treppen feststellte, muss die deutsche Elf nun in Danzig antreten. Das Stadion dort wurde auch erst nach dem geplanten Termin fertig. Dass die Feuerwehr bei der Abnahme eine Mängelliste mit 26 Punkten vorgelegt hat, sorgte zuletzt für Unruhe.
OK-Chef Marcin Herra hat sich die Deutschen zum Vorbild genommen. Die hätten vor der WM 2006, als auch über Hooligans und Ausländerhass berichtet wurde, gesagt: ,Lasst uns offen und freundlich sein, lasst uns lächeln.’ „Das“, sagt Herra, „wollen wir auch tun.