Bastian Schweinsteiger: Er will kein Ballack-Double sein

„Schweini“ war 2006, bei seiner zweiten WM soll die Fußball-Welt einen gereiften Bastian Schweinsteiger in der Rolle des Anführers erleben. Und als erstes will der 25-Jährige das Sieger-Gen des FC Bayern auf seine Nationalmannschafts-Kollegen übertragen.
von  Abendzeitung
Bastian Schweinsteiger und Michael Ballack, der für die WM ausfällt.
Bastian Schweinsteiger und Michael Ballack, der für die WM ausfällt. © dpa

EPPAN - „Schweini“ war 2006, bei seiner zweiten WM soll die Fußball-Welt einen gereiften Bastian Schweinsteiger in der Rolle des Anführers erleben. Und als erstes will der 25-Jährige das Sieger-Gen des FC Bayern auf seine Nationalmannschafts-Kollegen übertragen.

„Wenn ich ein Turnier spiele, will ich es auch gewinnen“, sagte der neue Mittelfeldchef am Dienstag im Trainingslager in Südtirol. Bundestrainer Joachim Löw hat ihn nach dem Ausfall von Michael Ballack zum „emotionalen Leader“, zum Mittelfeld-Motor und auch gleich noch zum Vize-Kapitän befördert – trotzdem will Schweinsteiger in Südafrika kein Ballack-Double sein. „Du musst dein eigenes Profil schaffen. Einen anderen zu kopieren, bringt nichts“, sagte er.

Schweinsteiger hätte „auch Verantwortung übernommen, wenn Michael Ballack hier wäre“, betonte der Bayern-Spieler. Trotzdem weiß er, dass sich gerade für ihn durch das verletzungsbedingte WM-Aus des jahrelangen Leitwolfes quasi über Nacht vieles verändert hat. Er ist nicht mehr Juniorchef neben Ballack, sondern der Ressortleiter der deutschen Mittelfeldzentrale. „Aber die Verantwortung darf nicht nur auf meinen Schulter liegen.“

Vorangehen will er dennoch, auch im Zusammenspiel mit Sami Khedira, mit dem er sich im Schnellverfahren als Doppel-Sechs“ einspielen muss. „Er ist ein guter Spieler, er fügt sich gut ein“, sagte Schweinsteiger über den knapp drei Jahre jüngeren und unerfahrenen Stuttgarter, dem er riet: „Sami Khedira muss so spielen, wie ein Sami Khedira spielen kann. Dann kann er uns helfen.“

Sein 74. Länderspiel am Donnerstag gegen Bosnien-Herzegowina in Frankfurt wird für Schweinsteiger und seinen Partner Khedira gleich zur WM-Nagelprobe: „Es ist schade, dass wir uns nicht einspielen konnten. Wir haben noch eine Chance.“ Zur Sicherheit bremste der Münchner die hohen Erwartungen, als er ganz allgemein zum Spiel bemerkte: „Wenn es nicht so läuft, wäre es kein Beinbruch.“

Während Lukas Podolski auch 2010 immer noch Poldi ist, ist Schweinsteiger spätestens seit dieser Saison nicht mehr Schweini. Früher wechselte er dauernd die Frisuren, Poldi & Schweini waren die deutschen Sommermärchen-Prinzen 2006. Als leichtsinnig, flapsig galt er lange. „Ich sah das nicht so“, sagte er am Dienstag in Eppan rückblickend und betonte: „Jeder Mensch entwickelt sich weiter.“

Maßgeblich dazu beigetragen hat einerseits Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der ihm jahrelang in den Hintern trat. Und der vor einem Jahr in München angetretene Trainer Louis van Gaal löste den letzten Schub aus. „Jeder hat sich nach vorne entwickelt. Und der Hauptgrund bei mir war, dass ich jetzt im Mittelfeld in der Zentrale bin“, sagte Schweinsteiger.

Die Versetzung vom Flügel ins Zentrum beschleunigte seinen Reifeprozess. „Die Zeiten mit Dribbling, nach innen ziehen und ein Tor machen, sind vorbei“, schilderte Schweinsteiger seine Wandlung auf dem Fußballplatz: „Ein viel schöneres Gefühl als ein Tor zu schießen, ist es, ein Spiel zu Null zu gewinnen.“

Er denkt weiter auch offensiv, aber er vergisst niemals die Defensive. „Mein Hauptaugenmerk ist, die Ordnung zu halten.“ Gemeinsam mit Khedira sieht er sich als „Bindeglied“ zwischen Defensive und Offensive. Die großartige Saison beim FC Bayern habe Schweinsteiger den letzten „Schub“ zum Führungsspieler gegeben, glaubt Teammanager Oliver Bierhoff: „Er hat den Schritt vom Schweini, vom Basti zum Bastian Schweinsteiger vollzogen.“ (dpa)

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.