Barca - Juve: Der Außerirdische gegen den Gottesbeweis
München - Über Boxweltmeister im Schwergewicht schrieb der legendäre Schriftsteller Norman Mailer (1923 - 2007) einst, dass sie „der große Zeh Gottes“ seien. Eine eigenwillige Metapher für Faustkämpfer, aber wenn diese Zehen-Adoration Muhammad Ali, Joe Louis, Mike Tyson und Wladimir Klitschko zuteil wird, dann ist Lionel Messi unzweifelhaft der Fuß Gottes. Der Argentinier, der viermalige Weltfußballer, dieser Zauberfüßler, der Houdini des Fußballs, kann sich am Samstag (20.45 Uhr, ZDF und sky) mit dem FC Barcelona, der schon Meisterschaft und Pokal in dieser Saison gewonnen hat, zum Triple-König küren, indem er im Finale der Champions League gegen Juventus Turin auch noch den Henkelpokal gen Katalonien entführt.
Der 27-Jährige ist eine derartige Ausnahmeerscheinung, dass nicht einmal seine Kontrahenten umhin kommen, ihm – bildlich gesprochen – dieses göttliche, begnadete Füßchen (27 Zentimeter lang, Schuhgröße 42) ehrfurchtsvoll zu küssen. Turins bulliger argentinischer Torjäger Carlos Tévez erklärte: „Messi ist der beste Spieler der Welt. Er ist von einem anderen Planeten.“ Und Gianluigi Buffon, der Keeper und Kapitän von Juventus Turin, fügt hinzu: „Messi ist ein Außerirdischer, der mit uns Menschen spielt. Ich hoffe, dass er im Finale zu einem von uns Menschen wird.“
Wird das Olympiastadion also zum Ort, an dem sich Messi abermals zum Fußballgott erhebt und als divine Verkörperung ge- und verehrt wird? Oder wird es die Stätte, an der die 75 000 Fans zu Augenzeugen der Menschwerdung des Außerirdischen werden? Messi ist jedoch ein wahres Final-„Monster“: In seinen bisherigen 23 Endspielen erzielte er 20 Tore – eine herausragende Quote.
Champions League Finale: Barca gegen Juve - Der Weg in Endspiel
Sollte es zur Krönungszeremonie für Fußball-Gott Messi kommen, wäre es bereits sein vierter Triumph in der Champions League (2006, 2009 und 2011). Er wäre der erste Spieler, der gleich zwei Mal das Triple gewinnt – wie schon 2009. „Dass Messi der beste Spieler in der Geschichte des Fußballs ist, steht außer Frage“, sagt Barca-Trainer Luis Enrique vor dem Duell gegen Juve über Messi, den sie meist Leo nennen. Selbst wenn die Italiener den Catenaccio auspacken sollten, werde Messi nicht zu stoppen sein, glaubt Enrique: „Er kann gegen jede Mannschaft der Welt ein Tor schießen.“ Neymar, Messis nicht minder ballverliebter Spielkamerad in Diensten des FC Barcelona, sagt: „Leo ist schlichtweg ein Genie.“
Juventus, das wie Barcelona das Triple holen kann, hat schon mal Bammel-Alarm gegeben: „Er ist ein Alien. Alles, was du tun kannst, ist zu applaudieren“, sagte Abwehrspieler Leonardo Bonucci. Messi hält sich mit Lobpreisungen welcher Art auch immer zurück. „Unser Traum ist, dass wir alles gewinnen. Dafür sind wir da. Dafür brauchen wir noch einen Sieg. Dann wird aus einer tollen Saison eine geschichtsträchtige“, sagte Messi, der mit Barça die Bayern im Halbfinale gedemütigt und deren Tripleträume mit seinen Zauberfüßen ins Nirvana getreten hatte.
Beißer Suarez: Wiedersehen mit Opfern
Was Messi für Barcelona, das ist Andrea Pirlo für Juventus. Mit seinen 36 Jahren ist er nicht mehr so schnell, aber auch der Weltmeister von 2006, der sich eben in Berlin zum Kick-Champion der Welt krönte, kann mit seinen Zuckerpässen, die er aus den magischen Füßen schüttelt, jedes Spiel dominieren, beherrschen. „Metronom“, Architekt“, „Dirigent“ sind einige der Spitznamen, die Pirlo zuteil wurden. Mit seiner wehenden Löwenmähne ist der Mann, der sich in Capriano del Colle vor ein paar Jahren ein Weingut zugelegt hat, schon optisch eine Erscheinung, aber spielerisch noch viel mehr. „Wenn ich Andrea mit dem Ball sehe, frage ich mich, ob ich mich überhaupt Fußballer nennen darf“, sagte Pirlos früherer Teamkollege Gennaro Gattuso. Juve-Torwart Buffon sah in ihm gar „den Beweis für die Existenz Gottes“.
Es ist der Kampf der Göttlichen um den Platz im Olymp.
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