Bankdrücker Müller: Die Tränen des Weltmeisters - DFB-Elf verliert gegen Südkorea und scheidet in der Gruppenphase aus - Bankdrücker Müller weint
Thomas Müller, der erstmals bei einem WM-Spiel nicht in der Startelf war, vergießt bittere Tränen nach der folgenschweren Pleite gegen Südkorea.
Kasan - Kopfschüttelnd stand Thomas Müller in der Mixed Zone da. Das Lächeln, das aus seinem Gesicht im Normalfall nicht wegzudenken ist, es war einem verkniffenen Mund gewichen. Die Augen leer, noch nass von den vergossenen Tränen.
Wer von dem WM-Aus der deutschen Mannschaft, dieser historischen Blamage gegen Südkorea (0:2) bis dahin noch nichts erfahren hätte, dem hätte ein Blick in dieses Gesicht genügt. Müller, immer ein Freund klarer Worte, wollte auch in diesem Moment kein Blatt vor den Mund nehmen.
Müllers schonungslose Abrechnung nach dem WM-Aus
Es folgte eine schonungslose Abrechnung. "Es ist peinlich, dass wir in dieser Gruppe als Letzter ausscheiden, mit so einem Kader, mit solchen Ansprüchen. Wir sind unserem Anspruch nicht gerecht geworden", sagte der Bayern-Star: "Alle Begründungen, die jetzt von den Medien kommen, können wir nicht zurückweisen, wir stehen mit heruntergelassener Hose da. So, wie wir aufgetreten sind, haben die Gegner nicht mit den Knien geschlottert."
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Müller: "Wir haben die Quittung bekommen"
Müller schaute um sich, holte Luft. Und legte nach: "Wir haben die Quittung bekommen. Wir sind am Boden zerstört. In der Kabine war Schweigen. Jedes Wort ist überflüssig. Ich kann auch nicht viel Schlimmes sagen jetzt." Es folgte die Nachfrage, ob das der schlimmste Moment seiner sportlichen Karriere sei. Müller schaute auf, holte abermals Luft. Dann drehte er ab und sagte nur: "Ihr könnt schreiben, was ihr wollt."
Die Demütigung vor der Demütigung: Müllers Degradierung
Unzweifelhaft war es ein Tiefpunkt für Müller. Bundestrainer Joachim Löw hatte ihn schon vorher degradiert. Der 28-Jährige, den der einstige Bayern-Trainer Louis van Gaal zu seiner Münchner Herrschaftszeit zum Unverzichtbaren erkoren hatte ("Müller spielt immer"), war von Löw für das Südkorea-Spiel aus der Startformation rotiert worden.
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Der zehnfache WM-Torschütze nur als Bankdrücker
Nach den schwachen Auftritten in den ersten beiden Gruppenspielen, in denen Müller nur drei Mal aufs Tor schoss, beorderte Löw seinen Vize-Kapitän erstmals in einem WM-Spiel auf die Bank. Seit sein Stern 2010 bei der WM in Südafrika aufgegangen war, stand Müller zuvor 15 Mal in der Startelf und verpasste nur eine einzige Partie gelb-gesperrt: das Halbfinale 2010 gegen Spanien (0:1).
Bei der Anfangsformation gegen Südkorea hieß es nun acht Jahre später zum zweiten Mal: Koa Müller! "Es gibt ein paar Spieler, die nicht mehr die Form haben, die wir von ihnen erwarten", sagte ZDF-Experte und Ex-Bayern-Kapitän Oliver Kahn und schlussfolgerte aus Löws Maßnahme: "Es gibt keinen Weltmeisterbonus mehr."
Nach einer Stunde wechselte Löw Müller für Leon Goretzka ein. Doch Müller blieb ebenfalls blass, wurde nicht mehr zum erhofften deutschen Retter. Löw hat sich verzockt! Und zwar nicht nur mit Müller.
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