Ballack und Chelsea im Glück

Durch ein Eigentor in der Nachspielzeit der Nachspielzeit verschenkt der FC Liverpool einen sicher geglaubten Hinspielsieg. Für Michael Ballack und den FC Chelsea ist damit der Traum vom Endspiel in Moskau in greifbare Nähe gerückt.
Nach einem Tor-Geschenk vier Sekunden nach Ablauf der Nachspielzeit kann sich der FC Chelsea berechtigte Hoffnung auf das erste Champions-League-Finale der Vereinsgeschichte machen. Ein Eigentor des Norwegers John Arne Riise rettete den «Blues» im Hinspiel des brisanten englischen Halbfinal-Duells beim FC Liverpool am Dienstagabend nach einer enttäuschenden Vorstellung noch ein schmeichelhaftes 1:1 (0:1). Dirk Kuyt hatte die überlegenen «Reds» vor 41.985 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Anfield Road mit seinem Treffer in der 43. Minute in Führung gebracht, der eingewechselte Riise traf quasi mit dem Abpfiff (90.+5) ins «falsche» Tor. In acht Tagen kann Chelsea an der Stamford Bridge nun das dritte Halbfinal-Aus gegen Liverpool in vier Jahren verhindern und gleichzeitig das Finale am 21. Mai in Moskau erreichen.
Ballack: «Es ist noch nichts entschieden»
Für Michael Ballack wäre es nach sechs Jahren das zweite Endspiel in der Königsklasse des europäischen Fußballs. Mit Bayer Leverkusen hatte der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft 2002 gegen Real Madrid mit 1:2 verloren. Zuletzt in der Liga noch geschont, stand Ballack in Liverpool wieder in der Startelf und machte vor allem durch kämpferischen Einsatz und einen gefährlichen Distanzschuss (78.) auf sich aufmerksam. Insgesamt aber konnte er bis zu seiner Auswechslung kurz vor dem Ende genauso wenig überzeugen wie seine Mannschaftskollegen. Entsprechend nüchtern fiel Ballacks Fazit nach dem Spiel aus: «Das wird nochmal ein hartes Stück Arbeit im Rückspiel. Es ist nichts entschieden - Liverpool ist auch auswärts stark. Fußball ist kein Wunschkonzert, aber aber mit unseren Fans im Rücken wollen wir das Spiel natürlich mit aller Macht gewinnen». Der 18-malige englische Meister aus dem Nordwesten Englands machte vor eigenem Publikum mehr Druck und war öfter am Ball, doch die Feldüberlegenheit (58 Prozent Ballbesitz in der 1. Halbzeit) zahlte sich erst kurz vor der Pause aus. Zunächst vergab Kuyt zwei gute Möglichkeiten (13., 39.) - dann war der niederländische Nationalspieler zur Stelle: Nach einer Fehlerkette in der Chelsea-Abwehr erkämpfte er sich den Ball mit großem Einsatz und schob ihn durch die Beine des tschechischen Auswahl-Torhüters Petr Cech.
Riise macht Chelsea froh
Die Gäste-Mannschaft von Trainer Avram Grant, der den Job im September von José Mourinho übernommen hatte, spielte sich bis zur Halbzeit nicht eine nennenswerte Chance heraus. Als sich Drogba nach einem harten Laufduell mit Liverpools Vize-Kapitän Jamie Carragher theatralisch in den Strafraum stürzte (29.), winkte der österreichische Schiedsrichter Konrad Plautz sofort ab: Kein Foul, weiterspielen! Auch nach der Pause machte der fünfmalige Meistercup-Gewinner mehr Druck als die Gäste, die im Mittelfeld mit Ballack und und Frank Lampard zu selten für Entlastung sorgten. Chelsea, derzeit Tabellenzweiter in der Premier League, wirkte verunsichert. Nach vorn ging wenig bei den «Blues», anders bei den Roten: Bei Ryan Babels Fernschuss (59.) und Gerrards Aktion (85.) fehlten nur Zentimeter zum 2:0; auf der Gegenseite vergab Lampard die große Chance zum Ausgleich (81.) - dann riss Riise mit seinem Eigentor - der Norweger bugsierte den Ball nach einer scharfen Flanke von Florent Malouda aus zwei Metern über die Linie - sein Team aus allen Wolken.
Die Fakten des Spiels:
FC Liverpool: Reina - Arbeloa, Skrtel, Carragher, Fábio Aurelio (62. Riise) - Mascherano, Xabi Alonso - Kuyt, Gerrard, Babel (76. Benayoun) - Torres
FC Chelsea: Cech - Paulo Ferreira, Ricardo Carvalho, Terry, Ashley Cole - Makelele - Ballack (86. Anelka), Lampard - Joe Cole (63. Kalou), Malouda - Drogba
Schiedsrichter: Konrad Plautz (Österreich)
Zuschauer: 41.985 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Kuyt (43.), 1:1 Riise (90.+5/Eigentor)
Gelbe Karten: - / Terry
(nz/dpa)