Ballack: „Handgreiflich zu werden, das gehört sich nicht“
Ballack über die Watschn von Podolski. Auch Löw weist den Bayern-Stürmer zurecht: „Wenn der Kapitän Anweisungen gibt, ist das zu akzeptieren.“
CARDIFF Wie Michael Ballack sein Kapitäns-Amt ausübt, war ja schon öfter Diskussions-Punkt in der Nationalelf. Oft zu herrisch sein Führungsstil, so der Vorwurf einiger Kollegen, zuletzt auch von Miro Klose, der beim 2:0 gestern in Wales verletzt fehlte.
Nun aber fetzte sich Kloses Bayern-Kollege Lukas Podolski mit dem Kapitän. Kurz vor seiner Auswechslung in der 72. Minute fühlte sich Poldi offensichtlich zu forsch angemacht von den taktischen Anweisungen seines Kapitäns, ging fauchend auf Ballack los – und verpasste dem Ex-Bayern sogar eine saftige Watschn. Laute Beschimpfungen beiderseits folgten, Philipp Lahm und Per Mertesacker gingen dazwischen, verhinderten Schlimmeres.
Ein handfester Eklat. Bundestrainer Joachim Löw war kurz nach dem Spiel richtig geschock, fast sprachlos, als er die Szene im ARD-Studio präsentiert bekam. Löw schluckte, stockte, sagte dann nur: „Ich habe noch nicht mit beiden gesprochen, aber es ist schon klar: Wenn der Kapitän Anweisungen gibt, ist das zu akzeptieren.“ Auch für Löw bestand Gesprächsbedarf mit den Kontrahenten. „Wir werden sicher über die Szene noch reden.“
Poldolski wollte erstmal gar nichts sagen über seine Wut-Attacke. „Sowas passiert schon mal auf dem Platz, wir klären die Dinge intern“, sagte der Bayern-Stürmer – und flüchtete sich in den Allgemein-Kommentar. „Wichtig ist, dass wir gewonnen haben.“
Das sah „Watschn-Opfer“ Ballack natürlich ganz anders: „Ich hatte ihm etwas zu sagen, es war eigentlich nichts Großes, taktische Sachen auf dem Platz, die ich als Kapitän ansprechen muss. Als junger Spieler hat man das zu akzeptieren – und nicht noch handgreiflich zu werden. Das geht nicht, das gehört sich nicht!“ Dann bekam Poldi noch eine Verbal-Watschn zurück. „Podolski ist ein junger Spieler, er macht noch viele Fehler, er muss noch viel lernen.“
Anstand gegenüber dem Käpt’n vor allem. Das fand auch Nationalmannschaft-Manager Oliver Bierhoff. Der Ex-Stürmer: „So darf man sich nicht aufführen. Wenn der Kapitän etwas sagt, muss man das akzeptieren. So etwas wollen die Zuschauer nicht sehen – und wir auch nicht.“
Da gibt’s für Poldi wohl noch ein böses Nachspiel.
Denn auch ARD-Experte Günter Netzer, Ex-Nationalspieler, stellt sich eindeutig an die Seite von Ballack, den er sonst ziemlich kritisch sieht. „Es ist die Verpflichtung von Ballack, zu reagieren, wenn er bei den Mitspielern Fehler sieht. Er muss als Kapitän Anweisungen geben. Ich finde es gut, dass Ballack in der Form als Kapitän auftritt.“ Poldi fand’s weniger gut. F.M., ps