Bahramov: Englands Meister-Macher
Baku - Die entscheidende aller Fragen stellte sich Tofiq Bahramov nie: Drin oder nicht drin? Der Mann mit dem Schnauzer war sofort sicher. „Goal, goal, goal“, sagte er.
Es war nicht irgendein Treffer, den Bachmarow gesehen haben wollte. Es war das Wembley-Tor im WM-Finale 1966 zwischen England und Deutschland – die berühmteste Linienrichter-Intervention der Fußball-Geschichte. Tofiq Bahramov hat sie in seiner Heimat Aserbaidschan zum Helden gemacht.
Die DFB-Elf wird am Sonntag ihr WM-Quali-Spiel in Baku im Tofiq-Bahramov-Stadion austragen, vor der Arena steht seit 2009 eine riesige, bronzene Bachramow-Statue. Auch Geoff Hurst war bei der Enthüllung dabei. Der Schütze des Wembley-Tores zum 3:2 (Endstand 4:2). Klar, dass die Engländer ihrem Weltmeistermacher bis heute dankbar verbunden sind.
Immer umstritten
Um Bahramov ranken sich ähnlich viele Geschichten wie um das Tor selbst. Moderne Technologien haben den Beweis erbracht, dass der Ball damals nicht hinter der Linie auf den Boden prallte. Aber hatte er zuvor statt der Torlatte das straff gespannte Netz berührt? Diese Version vertrat Bahramov beharrlich. Der Unparteiische setzte seine Karriere nach dem Wembley-Tor fort, wurde bei der WM 1970 und im Uefa-Cup-Finale 1972 eingesetzt, später zum Generalsekretär des aserbaidschanischen Fußballverbands ernannt. Umstritten blieb er immer.
Ein Fifa-Funktionär behauptete einmal, dass sich Bachmarow die Nominierung für Wembley ergaunert habe – mit Kaviar als Bestechungsmittel. Wollte sich Bahramov nach dem verlorenen Halbfinale der Sowjetunion an Deutschland rächen?
Sein Sohn Bahramov erzählte 11 Freunde, dass sein Vater bis zum Tod 1993 an die Richtigkeit seiner Entscheidung geglaubt habe. Die Wahrheit über das Wembley-Tor wird es wohl nie geben. Und die über Tofiq Bahramov auch nicht.