Babbels Berlin-Trauma
BERLIN Hohn und Spott aus allen Teilen Deutschlands für Markus Babbel und die Bundesliga-Fußballer der TSG 1899 Hoffenheim. Die 0:4-Schlappe beim Viertligisten Berliner AK in der ersten Runde des DFB-Pokals amüsierte unter anderen auch Holger Stanislawski. Der Trainer des 1.FC Köln und Vorgänger von Markus Babbel bei der TSG nahm das Debakel am Samstag nach dem eigenen 2:1-Erfolg bei der SpVgg Unterhaching lächelnd zur Kenntnis. „Wir freuen uns über unser Ergebnis”, sagte er da im Hachinger Presseraum, „und über so manch anderes auch.”
Derweil versuchte Markus Babbel nach seiner schlimmsten Niederlage als Trainer irgendwie die Fassung zu bewahren. Als ihn im übervollen Presseraum des Berliner AK auch noch ein Mikrofon beinahe am Kopf traf, bewies der Trainer der gestrauchelten Hoffenheimer einen Rest Galgenhumor. „Das wäre das i-Tüpfelchen gewesen”, meinte der Bayer nach dem desaströsen Scheitern in der ersten Runde.
Während die siegreichen BAK-Spieler die neue Aufmerksamkeit samt Sportstudio-Auftritt ihres Doppeltorschützen Metin Cakmak genossen und die Nacht zum Tag machten, bestellte Babbel nach dem 0:4 seine gedemütigten 1899-Profis um den Ex-Löwen Kevin Volland mit versteinerter Miene zum Rapport: „Das kann ich auch nicht auf mir sitzen lassen. Das war blutleer. So habe ich die Mannschaft nicht kennengelernt.”
Allerdings gab sich der 39-Jährige eine Teilschuld an der Blamage: „Ich habe es nicht geschafft, die Mannschaft richtig einzustellen. Ich war selbst wie erstarrt und nicht in der Lage, zu reagieren”, sagte Babbel nach dem Training am Sonntagvormittag. Rund 60 Fans machten ihren Unmut über das Debakel Luft. Unter anderem wurde ein Transparent entrollt mit der Aufschrift: „Wir waren in Berlin! Wo ward ihr???” Babbel kann die harsche Kritik nachvollziehen. „Wir haben Mist gebaut und auf der ganzen Linie versagt.”
Die Kraichgauer waren gegen die drei Klassen tiefer spielenden Berliner völlig chancenlos, wurden phasenweise sogar vorgeführt und waren mit dem Ergebnis noch gut bedient. Peinlicher geht es nicht. „Der Sieg des Berliner war auch in dieser Höhe absolut verdient. Und das Traurige daran ist, dass sie sich dafür nicht einmal besonders anstrengen mussten”, sagte ein verzweifelter und konsternierter Babbel. So eine Leistung werde er sich nicht bieten lassen, wetterte der Ex-Bayer: „Wir können jetzt nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen.”
Während des Spiels hatte der Coach allerdings selbst kaum Regung gezeigt, geschweige denn versucht, seine schläfrigen Stars aufzuwecken. „Ich war auch sprachlos, das muss ich ehrlich gestehen”, verteidigte sich Babbel. Seine Rückkehr nach Berlin, wo er als Trainer von Hertha BSC nach der Lügen-Affäre mit Manager Michael Preetz im Dezember 2011 entlassen wurde, hatte er sich anders vorgestellt. „Berlin wird mir immer unsympathischer”, sagte der Europameister von 1996.