Babbel sucht das Bayern-Gen
STUTTGART - Nach dem Fehlstart in der Liga steht Stuttgarts Trainer gegen Glasgow schon unter Druck
Es könnte gut sein, dass Markus Babbel in diesen Tagen öfter seinen MP3-Player angeworfen hat, um sich in eine andere Welt zu versetzen. Für Anhänger feiner Töne ist das Ganze weniger ein Genuss, wenn Babbel seine liebsten Heavymetalbands wie „Metallica“, „Judas Priest“ oder „Megadeth“ los schrubben lässt. Für ihn ist die pure Entspannung.
Nach manchem Spiel des VfB Stuttgart spazierte Babbel die paar Meter rüber zur Schleyerhalle, um ein Konzert zu besuchen. Derartige Vergnügungen fallen derzeit aus. Der „Headbanger“ des VfB Stuttgart steht vor dem Auftaktspiel der Champions League am Mittwoch gegen die Glasgow Rangers (20.45 Uhr) vor einer ernsten Bewährungsprobe.
Die vermeintlich leichte Gruppe mit Glasgow, Sevilla und Urziceni hat die Erwartungen enorm steigen lassen. Ein paar reden schon von Krise, weil Babbel in der Bundesliga einen Fehlstart hingelegt hat und der VfB für seine teure Mannschaft unbedingt Erfolge braucht.
Babbel hat gegen die hohe Belastung seiner Mannschaft die Rotation verordnet, die er bei Vorbild Ottmar Hitzfeld abgeschaut hat. Doch die Rotation kämpft mit Anlaufschwierigkeiten. Kein anderer Klub hat seine Verpflichtungen so spät getätigt wie der VfB, jetzt erscheint das Team wenig eingespielt, Anführer Alexander Hleb findet keine Form. Jetzt plagt ihn eine Gesäß-Verletzung, weshalb er womöglich nicht spielen kann.
„Damit muss die Mannschaft umgehen, sie muss Behauptungswillen entfalten", fordert Babbel. Seit er im November 2008 antrat, versucht Babbel, einen Schuss Arroganz, das Bayern-Gen eben, zu vermitteln. Während der letzten Tage schien selbst der ehemalige Verteidiger zu zweifeln, ob ihm das gelingt. Allein und in sich versunken stand er beim Training im Mittelkreis. „Da bin ich ganz bei mir“, sagt er und geht als Letzter vom Rasen. Auch Babbel spürt die besondere Situation.
Wie viel Geduld in Stuttgart vorhanden ist, wird vor allem diese Woche zeigen. Mit einem Sieg wäre die Welt fast wieder in Ordnung. Oder, wie es Kapitän Thomas Hitzlsperger ausdrückt: „Sonst sind wir bis Weihnachten nur noch Mittelmaß.“
Mit Mittelmaß aber lässt sich ein internationaler Wettbewerb nicht überstehen. „Wir haben kräftig investiert", sagt Manager Heldt und setzt damit auch Babbel unter Druck.
„Ich wollte immer Trainer werden und muss jetzt mit dieser Situation umgehen", sagt der. Babbel, so scheint es, weiß, was notwendig ist. Und dabei hilft diesmal sogar „Metallica“. Deren größter Hit heißt schlicht „Nothing else matters“. Das Einzige, was zählt.
Beim VfB zählt nur noch ein Erfolgserlebnis. Oliver Trust