Babbel, der neugierige Chef

Der Ex-Bayer wird beim VfB Stuttgart Nachfolger des entlassenen Armin Veh. „Ich bin sehr aufgeregt“, sagt der ehemalige Nationalspieler und Bayern-Profi über seinen neuen Job.
von  Abendzeitung
Markus Babbel übernimmt die Mannschaft von dem entlassenen Trainer Armin Veh.
Markus Babbel übernimmt die Mannschaft von dem entlassenen Trainer Armin Veh. © Bongarts/Getty Images

STUTTGART - Der Ex-Bayer wird beim VfB Stuttgart Nachfolger des entlassenen Armin Veh. „Ich bin sehr aufgeregt“, sagt der ehemalige Nationalspieler und Bayern-Profi über seinen neuen Job.

]Als der Neue nach seinem ersten Training im Schneetreiben am späten Vormittag um die Ecke bog, war der einstige Meistermacher Armin Veh entlassen und längst daheim in Augsburg. Und Markus Babbel (36) verkündete, was die Führungsgremien beim VfB Stuttgart soeben beschlossen hatten. „Ich bin der Chef", sagte der ehemalige Nationalspieler und Bayern-Profi, der vom Assistenten und Trainer-Lehrling nun zum Boss aufsteigt, vorerst aber als „Teamchef“ geführt wird, weil ihm die nötige Trainerlizenz fehlt. Deshalb wird Rainer Widmayer, früher Amateurspieler des VfB und zuletzt als Assistent von Krassimir Balakov beim FC St. Gallen tätig, offiziell als Trainer fungieren.

„Es ist ein Gefühl wie beim ersten Bundesligaspiel. Ich bin neugierig und sehr aufgeregt“, sagte Babbel, der seit eineinhalb Jahren in Stuttgart als Assistent von Veh gearbeitet hatte. „Die Spieler wirkten blockiert, diese Blockade müssen wir auflösen. Glaube und Wille müssen wieder erkennbar sein.“ Neben Babbel saß bei der in aller Eile anberaumten Pressekonferenz Manager Horst Heldt und sah blass aus. „Wir hatten das Gefühl einen neuen Reiz setzen zu müssen“, sagte Heldt. Armin Veh, der im Februar 2006 den Posten von Giovanni Trapattoni übernommen hatte und den VfB 2007 zur Meisterschaft führte, traute man nicht zu, die Krise zu bewältigen.

Nach dem ernüchternden 1:4 in Wolfsburg hatten Veh und Heldt ein intensives Gespräch geführt. Das dauerte nach der Rückkehr nach Stuttgart über drei Stunden, man schlief nicht viel in dieser Nacht. „Wir waren in wichtigen Punkten unterschiedlicher Meinung“, berichtete Heldt. Die Unterhaltung sei sehr emotional abgelaufen.

Nach knapp drei Stunden Schlaf steuerte Heldt aufs Klubzentrum zu, gemeinsam mit Präsident Erwin Staudt und Sportdirektor Jochen Schneider teilte er Veh die Entscheidung der Trennung mit. Veh verließ vor neun Uhr am Morgen das Klubgelände und war nicht erreichbar. Heldt: „Es gibt bis zur Winterpause noch wichtige Ziele zu verfolgen, deshalb haben wir den jetzigen Zeitpunkt gewählt.“ Schon am Donnerstag wird Babbel in der Uefa-Cup-Partie in Genua auf der Bank sitzen. Widmayer wird am Montag zur Mannschaft stoßen. Ob Babbel nur eine Zwischenlösung bleibt, ließ Heldt offen. Babbel meinte: „Ich freue mich, dass der Verein mir das zutraut und denke jetzt erst einmal ans nächste Spiel.“ Die Trennung von Veh war der Höhepunkt einer sportlichen Talfahrt, die auch dazu führte, dass sich zwischen Manager Heldt, manchem aus der Klubetage und Veh eine immer größere Distanz entwickelte. Veh lehnte es stets ab, Spieler öffentlich an den Pranger zu stellen, und galt vielen am Ende als verschlossen und eigensinnig, was seine Personalführung betraf. „Es gab unterschiedliche Ansichten, wie eine Mannschaft zu führen ist“, meinte Heldt.

Mehrfach hatte Veh über zu hohe Erwartungen im Verein geklagt und neues Personal gefordert. Vergangenen Freitag hatte der gebürtige Augsburger die eigene Personalpolitik kritisiert und Fehler eingestanden. Veh hatte Heldt und Sportdirektor Schneider mit einbezogen. „Das hat keine Rolle gespielt“, meinte Heldt, der zusammen mit Veh für zahlreiche Fehleinkäufe verantwortlich gemacht wurde: Gledson, Yildiray Bastürk, Jan Simak, Raphael Schäfer, Sergiu Radu, Ciprian Marica, Khalid Boulahrouz und Ewerthon.

Seit Wochen wurden Heldt und Veh dafür hart kritisiert. „Wir haben nicht die richtigen Leute geholt", sagte Veh. Und: „Dafür bluten wir jetzt alle zusammen." Vorerst hat es dabei allein ihn getroffen. Für Heldt bleibt die Krise vorerst ohne Konsequenzen. Er meinte: „Wenn es ein Alibi gegeben hat, dann gibt es jetzt keines mehr.“

Oliver Trust

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.