Ausgetigert: Das wars für Effenberg in Paderborn

„The Fired One“: Stefan Effenberg ist beim SC Paderborn nach 13 sieglosen Spielen und nach nur 141 Tagen entlassen worden.
von  tbc
Sein erster Rausschmiss als Trainer: Stefan Effenberg ist nicht länger Trainer des Zweitligisten SC Paderborn.
Sein erster Rausschmiss als Trainer: Stefan Effenberg ist nicht länger Trainer des Zweitligisten SC Paderborn. © dpa

München - Ein bisschen schade an der Entlassung von Stefan Effenberg als Trainer des Zweitligisten SC Paderborn ist die Tatsache, dass dieser durchaus unterhaltsame Klub in der öffentlichen Wahrnehmung nun ein wenig in der medialen Versenkung verschwinden wird. Jedenfalls im Vergleich zur Präsenz seit dem 14. Oktober vergangenen Jahres. Von diesem Tag an, den der angehende Übungsleiter Effenberg auf der Pressekonferenz mit den Worten „Ich bin es wirklich“ einläutete, baute sich eine Flutwelle auf, die den Champions-League-Sieger des Jahres 2001 nun aus dem Amt schwemmte.

In der Diktion des Paderborn-Präsidenten Wilfried Finke klingt das so: „Ich habe die Höhe dieser Welle unterschätzt. Die mediale Begleitung auf den nicht-sportlichen Feldern war für mich zum Schluss unerträglich. Die Inhalte waren alle negativ. Angefangen von Penis-Affäre, Führerschein-Entzug, fehlende Trainer-Lizenz. Ich konnte das nicht mehr ertragen, dass der SC Paderborn so dasteht.“

 

Von der Bundesliga in die 3. Liga?

 

Dem früheren Bundesligisten und aktuell Tabellen-17. droht der Absturz in die 3. Liga. Als Nachfolger präsentierte Paderborn Rene Müller, bislang Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. Der 41-Jährige war schon zweimal Interimstrainer, doch all das interessiert nun kaum jemanden. Alles dreht sich um Effenberg, wie immer. Neben der desaströsen sportlichen Bilanz mit zuletzt 13 Pflichtspielen ohne Sieg gaben andere, für den Verein zunehmend imageschädigende Faktoren den Ausschlag für die Trennung von Effenberg. Wilfried Finke, Paderborns Präsident seit 1996, formulierte das so:

„Wir drohten zum SC Effenberg zu degenerieren. Diese Hollywood-Welt steht uns nicht so gut zu Gesicht. Ich möchte, dass der Verein wieder der wird, der er vor Herrn Effenberg war. Die Symbiose Effenberg-Paderborn hat nicht funktioniert. Es war im Nachhinein ein Fehler. Die Situation war unerträglich. Ich habe das Fass überlaufen gespürt.“

 

Kein Führerschein - keine Trainerlizenz - kein Job

 

Einer der letzten Tropfen dazu sei die fehlende Trainer-Lizenz seines obersten Übungsleiters gewesen, so Finke: „Ich war wohl der Letzte im Verein, der nichts davon wusste. Es war peinlich, weil ich so etwas gar nicht für möglich gehalten habe. Das ist eine Frage, wie ordentlich ich bin. Von einem ehrgeizigen, geradlinigen Trainer erwarte ich natürlich, dass er die nötigen Auflagen erfüllt. Das hat mich in meinen Grundfesten erschüttert.“ Eine vorgeschriebene Fortbildung im Herbst hatte Effenberg nicht besucht, weshalb seine Trainerlizenz nicht mehr gültig war. Effenberg selbst hatte diese für ihn typische Hybris gewohnt humorig kommentiert: „Ich habe keinen Trainerschein, keinen Führerschein, aber einen guten Stoffwechsel. Und einen Boots-Führerschein.“

Per Telefonat aus seinem Urlaubsdomizil Mallorca informierte Finke den ehemaligen Bayern-Kapitän am Mittwochabend über die Trennung. Wie der bis 2017 datierte Vertrag aufgelöst wird, soll laut Finke in den kommenden Wochen geklärt werden: „Es dürfte nicht das Ziel von Stefan Effenberg sein, eineinhalb Jahre auf der Payrole des SC Paderborn zu stehen.“ Auf die Frage, wie Effenberg auf die fristlose Kündigung reagiert habe, sagte Finke: „Ich glaube, mit einem Stückchen Erleichterung. Er war sehr fleißig, ist auch sensibler, als es allgemein den Anschein hat. Und das mit dem verlorenen Führerschein: So was kann einem beim Schützenfest in Paderborn auch mal passieren.“ Aber der Führerschein ist nun mal nicht das einzige Problem des Stefan Effenberg.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.