Aus bei der EM 2012: „In der Kabine fließen Tränen“

Aus der Traum vom Titel! Der Italien-Fluch hält beim 1:2 an – auch weil Bundestrainer Löw mit einer seltsamen Aufstellung überrascht. Niersbach: „Immer das Gleiche!"
tbc/ps |
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Aus der Traum vom Titel! Der Italien-Fluch hält beim 1:2 an – auch weil Bundestrainer Joachim Löw mit einer seltsamen Aufstellung überrascht. Niersbach: „Es ist immer das Gleiche!“

Warschau - Der Abspann gehörte Adriano Celentano: „Azzurro“ dröhnte es aus den Lautsprechern des Warschauer Stadions. Die Blauen lagen sich in den Armen, die Weißen boten Bilder des Jammers: Holger Badstuber und Mesut Özil sprachlos auf dem Rasen hockend, Mario Gomez wie erstarrt auf der Ersatzbank, Thomas Müller heulend unter einem Handtuch. Und Bundestrainer Joachim Löw sagte: „In der Kabine fließen Tränen. Da ist es mucksmäuschenstill.“ Aus der Traum: wieder nix mit dem Titel, wieder nix gegen die Italiener. Die Negativserie gegen die Squadra azzurra hält an – das EM-Finale am Sonntag findet ohne deutsche Beteiligung statt, die am heutigen Freitag bereits wieder nach Frankfurt fliegt. Gut möglich, dass die meisten Spieler sich das Finale am Sonntag zwischen Italien und Spanien nicht mal am Fernseher anschauen mögen, so enttäuscht wie sie gestern vom Platz gingen. „Es ist einfach nur schade“, sagte Bastian Schweinsteiger.

Auf der Tribüne saßen Connaisseure wie Uwe Seeler, Theo Zwanziger, Matthias Sammer sowie die Herren Blatter & Platini, und alle dürften sich über die Start-Elf des deutschen Teams gewundert haben. Die Squadra wunderte sich nur eine Viertelstunde lang. In dieser Zeit patzte Italiens Keeper Gianluigi Buffon zwei Mal – was ohne Folgen blieb. Bei Patzer eins (5.) klärte Spielmacher Andrea Pirlo auf der Linie, sieben Minuten später ließ der Juve-Keeper einen ähnlich harmlosen Schuss abprallen. Dann kamen die Italiener.

In Minute 17 durfte Montolivo draufhalten, eine Minute später Cassano, beide ungestört. Zwei Minuten später fand die Nachbarschaftshilfe einen Höhepunkt: Cassano ließ den indisponierten Mats Hummels alt aussehen, schlich sich problemlos am Dortmunder vorbei, flankte in die Mitte, wo Holger Badstuber zwar schulmäßig vor Mario Balotelli stand, aus unerfindlichen Gründen aber nicht zum Kopfball hochstieg – Balotelli schon: 0:1. Sollte die unselige Bilanz gegen Italien weiter Bestand haben: kein Sieg bei großen Turnieren? Die Antwort gab es eine Viertelstunde später.

Sami Khedira ließ noch einen Fernschuss Richtung Buffon ab (35.) – das war’s auch schon in Sachen deutscher Offensive. Gomez? Hatte keine einzige Szene. Podolski? Dito. Und das nach dem wunderbaren 2010er-Fußball vom Griechenland-Spiel!

Team Italia brauchte zum nächsten Treffer nur eine abgewehrte Ecke und einen langen Pass von Montolivo auf Balotelli. Die unterschätzte DFB-Kapitän Philip Lahm („Wir waren noch nie so nah dran am Titel“) derart, dass er Balotelli hinterher eilen musste wie 2008 im EM-Finale dem Spanier Fernando Torres. Balotelli genoss die freie Fahrt und hämmerte Manuel Neuer die Kugel mit 120 Stundenkilometern ins Netz. Die Gelbe Karte, die er danach sah, weil er sich des Trikots entledigte, wird die süßeste seiner wilden Karriere gewesen sein.

Und Jogi Löw, der entzauberte Aufstellungszauberer? Hatte das Nägelkauen eingestellt, schaute dafür konsterniert und ein bisschen beleidigt aufs Feld. Er korrigierte seine Aufstellung in der Halbzeit und schickte Miroslav Klose und Marco Reus für Gomez und Podolski ins Spiel – was prompt für eine Belebung sorgte. Lahm bot sich eine Chance (49.), Reus prüfte Buffon per Freistoß, doch es blieb beim 0:2. Italia vergab noch zig Konterchancen, musste sich aber nie ernsthaft sorgen.

Auch Özils Elfmetertreffer in der 92. Minute änderte nichts mehr. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach haderte nach der x-ten Turnierniederlage gegen die Italiener: „Es ist immer das Gleiche, zum Verzweifeln. Ich will nicht von einem Fluch versprechen, aber irgendetwas hat sich gegen uns verschworen.“

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