Auftrag erfüllt: Löw legt «Fundament» für WM 2010

Mönchengladbach (dpa) - Zweiter Sieg, Tabellenführer, Auftrag erfüllt: Joachim Löw konnte nach einer ereignisreichen Woche «mit Härtefällen» und den fest eingeplanten Etappensiegen auf dem Weg zur WM 2010 kräftig durchatmen, aber am Zielort Südafrika ist die DFB-Elf noch lange nicht.
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Die deutschen Spieler bedanken sich in Mönchengladbach bei den Fans.
dpa Die deutschen Spieler bedanken sich in Mönchengladbach bei den Fans.

Mönchengladbach (dpa) - Zweiter Sieg, Tabellenführer, Auftrag erfüllt: Joachim Löw konnte nach einer ereignisreichen Woche «mit Härtefällen» und den fest eingeplanten Etappensiegen auf dem Weg zur WM 2010 kräftig durchatmen, aber am Zielort Südafrika ist die DFB-Elf noch lange nicht.

Kapitän Michael Ballack sieht den EM-Zweiten nach dem zähen 1:0 gegen Wales lediglich «im Soll», und der Bundestrainer freute sich in erster Linie über eine ruhige Winterpause in der Qualifikation. «Die Bilanz ist mit drei Siegen und einem Unentschieden absolut zufriedenstellend. Das ist ein gutes Fundament, darauf können wir aufbauen», sagte Löw.

Wie wertvoll der «goldene Schuss» von Piotr Trochowski (72.) in Mönchengladbach tatsächlich war, wird sich wohl erst am Ende des Qualifikations-Marathons erweisen. Denn der aktuelle Vier-Zähler-Vorsprung auf Russland reduziert sich virtuell auf ein mageres Pünktchen, weil der schärfste Rivale eine Partie weniger ausgetragen hat. Es könnte am 10. Oktober 2009 in Moskau weiterhin zum großen Showdown um das einzige Direkt-Ticket für Südafrika kommen, wohin Teammanager Oliver Bierhoff schon an diesem Wochenende zur Quartiersuche reist. «Das Polster ist sehr gut», bemerkte der Stuttgarter Thomas Hitzlsperger, «aber es wird schwer weitergehen.»

Es bleibt spannend, denn nach dem 3:3 in Finnland wären beinahe auch die walisischen Fußball-Zerstörer zum Stolperstein geworden. «Es wollte einfach kein Ball rein», beschrieb Matchwinner Trochowski die aufkeimende Verzweiflung, die er mit seinem ersten Länderspiel-Tor in Erleichterung verwandelte: «Dann vergisst man die ganzen Leiden.»

Ein prächtiges 2:1 gegen Russland, ein erzwungenes 1:0 gegen Wales - Löw entließ seine Spieler nach zehn intensiven Tagen mit einem kollektiven Lob. «Die Mannschaft hat gebrannt, das Feuer hat man gespürt. Jeder von uns will zur WM.» Die zwei Erfolge in den letzten Punktspielen 2008 machen es dem Chefcoach in den kommenden Wochen und Monaten leichter, seinen neuen, nach der EM verschärften Kurs fortzusetzen. Nach dem «Fall Kuranyi» gibt es weiter Baustellen und Personalien mit Zündstoff in einem Team, das personell und auch hierarchisch in einem spannenden Umbruch steckt. «Viele Dinge wurden geklärt, und das war auch ganz gut so», bilanzierte Ballack.

Der Kapitän hat seine Führungsposition wieder zementiert, die linke Seite mit den quirligen Fußball-Zwergen Trochowski und Philipp Lahm ist ein neues Prunkstück. René Adler ist für Ex-Titan Oliver Kahn bereits nach zwei Länderspielen der «kompletteste» deutsche Torhüter und kommt «dem Ideal der Nummer 1 schon sehr nahe». Miroslav Klose, Lukas Podolski und vor allem Bastian Schweinsteiger, der nach der Pause als Dampfmacher in der Mittelfeld-Zentrale bewies, wo seine Zukunft liegen könnte, sind feste Größen in Löws Personal-Puzzle. Rechts hinten und in der Innenverteidigung bestehen dagegen unverändert große Problemzonen. Und auf der strategisch wichtigen Sechser-Position herrscht rund um Torsten Frings Konflikt-Potenzial.

Ballack warb verbal für seinen Freund und «Top-Spieler», dem Löw in beiden Partien den jüngeren Hitzlsperger vorzog. «Es war für mich auch überraschend, dass er beide Spiele nicht gespielt hat», gab der Kapitän zu Protokoll. Löw versicherte Frings in einem Gespräch seine «Wertschätzung», aber die Zeit der Erbhöfe ist im DFB-Team vorbei. «Jetzt muss er diese Pille eben auch mal schlucken», kommentierte der Chefcoach. Er setze aber weiter auf ihn. Dennoch wird es zunehmend eng für Frings - die Zukunft im Mittelfeld-Zentrum könnte schon zur WM 2010 auch Ballack/Schweinsteiger heißen. «Bastian hat immer wieder kluge Sachen gemacht», lobte Löw den dynamischen Spielmacher-Auftritt des 24-jährigen Münchners in der zweiten Spielhälfte.

Der Chefcoach ist froh, dass nun zwei Testspiele anstehen; erst der Klassiker gegen England am 19. November in Berlin und dann am 11. Februar in Düsseldorf gegen Norwegen. «Das gibt uns die Möglichkeit, dem einen oder anderen Spieler, der jetzt nicht gespielt hat, eine Chance zu geben», sagte Löw. Er dürfte dabei an Frings denken, an den aufstrebenden Patrick Helmes oder den Stuttgarter Serdar Tasci, den er als «kommenden Mann» im Deckungszentrum bezeichnete. Hoffen darf dann auch der Schalker Jermaine Jones, der zweimal das von Kevin Kuranyi nicht zu ertragende Tribünen-Schicksal aussitzen musste.

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